Basf-Werk in Ludwighafen am Rhein Foto: dpa

Der Forschungsetat der deutschen chemischen Industrie hat 2013 mit rund 10,5 Milliarden Euro einen historischen Höchststand erreicht. Diese neue Bestmarke liegt mehr als 8 Prozent über dem Vorjahr. Auch in Baden-Württemberg legt die Branche zu.

Frankfurt/Stuttgart - Die deutschen Chemie- und Pharmafirmen haben zwar 2013 mit rund 10,5 Milliarden Euro so viel Geld wie nie zuvor in Forschung und Entwicklung gesteckt. Sie fordern aber trotzdem weiter eine steuerliche Forschungsförderung. „Vor allem für kleinere und mittelgroße Firmen wäre das wichtig, weil sie die Aufwendungen alleine kaum stemmen können“, sagt Andreas Kreimeyer, Forschungsvorstand bei BASF und Vorsitzender des Forschungsausschusses beim Branchenverband VCI. Zudem verweist er auf den immer schärferen globalen Innovationswettbewerb. Vor allem China hole mit hohem Tempo auf. Dort bestehe ein klarer politischer Auftrag, Innovationen voranzutreiben.

Verglichen mit 2012 hat die Branche ihre Forschungsausgaben um acht Prozent gesteigert. 4,1 Milliarden Euro gaben die Chemiefirmen im vergangenen Jahr für Forschung und Entwicklung aus, 6,4 Milliarden Euro die Pharma-Unternehmen. Bei ihnen entspricht dies rund 15 Prozent vom Umsatz, in der Chemie sind es fünf Prozent. Der Aufwand in der Pharmaindustrie ist wegen der hohen Ausgaben für die Entwicklung neuer Medikamente deutlich höher. Insgesamt arbeiteten 2012 (neuere Zahlen gibt es nicht) in beiden Branchen rund 44 500 Menschen in der Forschung. In der Chemie ist jeder zehnte Mitarbeiter ein Forscher.

Die deutschen Firmen haben zwar in den vergangenen Jahren ihre Innovationskraft weiter gestärkt, sagte Kreimeyer am Dienstag in Frankfurt, und sie würden sich sicher nicht auf ihren Rekordetats für Forschung und Entwicklung ausruhen. „Der Innovationsdruck verschärft sich weiter, insbesondere aus den Schwellenländern und dort in China.“ Dort würden pro Jahr rund 150 000 Chemie-Patente angemeldet, in Deutschland dagegen 11 000. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka wisse um diese Lage und tue auch „sehr viel“. Bei der Forderung nach steuerlicher Forschungsförderung wartet die Branche aber schon seit Jahren auf eine Reaktion der Bundesregierung.

„Die fiskalischen Rahmenbedingungen für Innovationen sind unbefriedigend“, klagt der VCI-Manager.

Die wirtschaftliche Lage der Firmen in Baden-Württemberg hat sich indes weiter aufgehellt. Die nach dem Maschinenbau und der Automobilindustrie drittgrößte Industriebranche im Land wuchs zwischen Januar und Juni 2014 um 2,7 Prozent. 9,6 Milliarden Euro Umsatz stehen damit zu Buche. Mit einem Anteil von 4,3 Milliarden Euro ist die Pharmabranche der größte Umsatzbringer im Land. Das meiste Wachstum weisen allerdings gerade Farben- und Lackfirmen auf. Ihr Halbjahresumsatz stieg um gut acht Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Insgesamt wuchs auch die Beschäftigung der Chemiebranche im Land – um 1,1 Prozent auf fast 55 000 Chemie-Mitarbeiter. Nach Worten von Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände im Land, gehört Baden-Württemberg zu den Top-Drei-Regionen der Chemiebranche im Land. Die Entwicklungschancen ließen sich aber nur mit einer „Rückkehr zu produktivitätsorientierter Lohnpolitik realisieren“, sagte Mayer.

Die Chemiebranche läuft seit längerem Sturm gegen mehrere Projekte der grün-roten Landesregierung, etwa das geplante Gesetz zum Bildungsurlaub. Auch das jüngst beschlossene Klimapaket kritisiert die Branche als „Wachstumsbremse“.