Die Beschäftigten in der Chemiebranche bekommen mehr Lohn. Foto: dpa

Die Verhandlungen waren ungewohnt kontrovers verlaufen, doch jetzt gibt es eine Einigung im Tarifstreit in der Chemiebranche: Die Beschäftigten bekommen mehr Geld.

Stuttgart - Im Tarifstreit in der Chemieindustrie gibt es eine Einigung. Danach erhalten die 550.000 Beschäftigten 2,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 17 Monaten, teilten Arbeitgeber und Gewerkschaft am Freitag in Stuttgart mit. Die Tariferhöhung greift ab dem 2. Monat der Laufzeit, kann aber unter bestimmten Bedingungen um zwei weitere Monate verschoben werden. Außerdem einigten sich die Tarifparteien auf erhöhte Einzahlungen in einen sogenannten Demografie-Fonds.

Die Entgelterhöhung tritt regional unterschiedlich in Kraft: In den Tarifbezirken Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Hessen bereits 1. April, einen Monat später in Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg sowie Berlin, im Saarland und in Nordost am 1. Juni.

"Sozialpartnerschaft in der Chemie ist stark"

„Die Sozialpartnerschaft in der Chemie ist stark, das zeigt sich heute erneut“, hieß es beim Arbeitgeberverband BAVC. Der Vorsitzende der Chemiegewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, unterstrich: „Wir haben in der chemischen Industrie wieder einmal gezeigt, dass eine starke Gewerkschaft tragfähige Ergebnisse für die Beschäftigten erzielt.“

Die Verhandlungen waren für Branchenverhältnisse ungewohnt kontrovers verlaufen. Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Wochen ihre Mitglieder mobilisiert. Rund 100.000 Beschäftigte waren auf die Straße gegangen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Besonders strittig war die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage der Branche. „Der chemischen Industrie geht es im Durchschnitt gut“, hatte Hausmann zum Auftakt der Gesprächsrunde am Donnerstag erklärt. Die Arbeitgeber hingegen sprachen von einer schwierigen Lage.

Die Gewerkschaft forderte ursprünglich 4,8 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Arbeitgeber-Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen hatte die Forderung als zu hoch kritisiert. Die Arbeitgeber wollen die Entgelte nach zwei Leermonaten um 1,6 Prozent erhöhen und 200 Euro in einen sogenannten Demografie-Fonds einzahlen. Der Tarifvertrag sollte nach Vorstellungen der Arbeitgeber 15 Monate halten.