Pellegrino Matarazzo (li.) spielte in der Saison 2003/04 in Regionalliga Nord für den SV Wehen, hier in der Partie gegen die Amateure des FC Bayern München mit Karsten Oswald. Foto: Imago/Alfred Harder

Pellegrino Matarazzo spielt mit dem VfB eine erfolgreiche Bundesliga-Premierensaison als Cheftrainer. Das lässt auch seinen Vater und die Großfamilie in New Jersey nicht kalt, wie der 43-Jährige erzählt.

Stuttgart - Vor dem schweren Gastspiel des VfB beim FC Bayern München an diesem Samstag (15.30 Uhr) in der Fußball-Bundesliga hat der Stuttgarter Cheftrainer Pellegrino Matarazzo dem Fußballmagazin „Elf Freunde“ ein Interview gegeben. Darin erinnert sich der Italo-Amerikaner an sein Leben vor seiner Spieler- und Trainerkarriere in Deutschland. Zudem schaut er auf seine Anfänge im Fußballgeschäft zurück – und gibt auch private Einblicke.

So ist Pellegrino Matarazzo in New Jersey nahe der Millionenmetropole New York in klassischen Einwanderer-Verhältnissen inmitten einer italienisch-stämmigen Großfamilie aufgewachsen. Der Vater kommt aus Avellino, einer Stadt unweit von Neapel – und ist ein treuer Fan des SSC sowie seit den Achtzigerjahren ein großer Bewunderer von Diego Maradona.

Der VfB sorgt für emotionale Momente

Doch aktuell fokussiert sich die fußballerische Begeisterung im Matarazzo-Clan auch in den USA auf ein anderes Team, erzählt der VfB-Trainer: „Die ganze Familie sitzt im VfB-Trikot bei meinem Bruder in der Garage, da hängt eine riesige Stuttgart-Fahne an der Wand. Mein Bruder schickt mir ab und zu einen Zusammenschnitt, wie alle unsere Tore bejubeln. Das sind sehr emotionale Momente.“

Vor allem sein Vater sei inzwischen Feuer und Flamme für sein Team: „Gerade ist seine Liebe zum VfB sehr intensiv. Jedes Mal, wenn ich ihn nach einem Sieg anrufe, kann er gar nicht aufhören, mir zu erzählen, wie toll dies und jenes gewesen ist.“

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Zunächst hatte Matarazzo dank eines Begabten-Stipendiums angewandte Mathematik an der Columbia-Universität in New York studiert: „Mir fiel Mathematik leicht, obwohl ich dafür keine wirkliche Leidenschaft hatte“, sagt der 43-Jährige im Interview mit „Elf Freunde: „Ich brauchte einerseits gute Noten in den Zugangstests, aber mein besonderes Talent war Fußball. Jeder Student muss abgesehen von guten Zensuren noch einen Bereich vorweisen, in dem man gut ist, ob Musik oder Kunst. Mein Ticket für Columbia war Fußball.“

Schüsse im nahe gelegenen Harlem

Allerdings sei das Leben in New York Mitte der Neunzigerjahre noch gefährlicher gewesen als heute. „Man musste aufpassen, nicht in die falsche Ecke zu geraten. Ich habe in Manhattan in der Nähe der Columbia Universität gewohnt, an der Grenze zu Harlem. Mein Fenster ging nach Harlem raus, und ich habe regelmäßig Schüsse gehört, das war damals ganz normal“, erzählt Matarazzo, der nach dem Studium ein Angebot ablehnte, um als Investmentbanker zu arbeiten. Doch statt eines stolzen Gehaltes und einem Ferienhaus in den Hamptons entscheid sich Pellegrino Matarazzo für eine Laufbahn als Fußballer.

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Also ging es für ihn zunächst in die Provinz, in die Oberliga Südwest zu Eintracht Bad Kreuznach, wo sich der heutige VfB-Trainer noch gut an eine Szene nach der Niederlage in Worms in seinem zweiten Spiel erinnern kann. „Als wir nach Abpfiff zur Kabine gingen, stand da ein Fan hinter dem Zaun, der uns wild beschimpfte“, erzählt Matarazzo: „Ich habe natürlich kein Wort verstanden und habe ihn freundlich angelächelt, da hat er mir ins Gesicht gespuckt. Da dachte ich: Okay, willkommen im europäischen Fußball!“