Kümmern sich die Deutschen zu wenig um das Thema Künstliche Intelligenz? Mit einem Zweikampf-Tool für ChatGPT und Co. wirbt eine Agentur aus Stuttgart für mehr Mut zur KI – und sieht Deutschland im Hintertreffen.
Welche KI liefert die besseren Antworten? Ein Online-Tool lässt bekannte Chatbots wie ChatGPT auf einer Website gegeneinander antreten. Nutzerinnen und Nutzer können ihre Fragen in eine Textbox eingeben - und die KI-Konkurrenten spucken nebeneinander ihre Antworten aus. Eine Agentur aus Stuttgart hat den kostenlosen KI-Kompass entwickelt und vor knapp einer Woche ins Netz gestellt. Doch was ist das Ziel des Projekts?
Das Tool soll ein Weckruf sein für alle KI-Muffel. „Vor allem wollen wir anderen Firmen zeigen, dass sie das Thema nicht aus den Augen lassen dürfen“, sagt Sven Ernst, Chef der Agentur Buzzwoo. „Es tut sich viel zu wenig in Deutschland auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz.“ Länder wie die USA seien weit voraus. „Das muss sich ändern“, sagt der 46-Jährige. Hierzulande konzentriere man sich viel zu sehr auf die Probleme, sagt Ernst. „Mir fehlt ein wenig die Begeisterung für die Chancen.“
Chatbots antworten zeitgleich in der Arena
Den Chatbot-Zweikampf haben zwei Entwickler und ein Texter innerhalb von drei Monaten gebastelt. Solche Online-Spielereien sind Pflicht im KI-Team der Agentur. Alle drei Monate muss ein Projekt auf Basis Künstlicher Intelligenz vorgestellt werden. „Wir zwingen uns sozusagen dazu, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Ernst.
Der KI-Kompass ist einfach zu verwenden und mit vielen populären Chatbots wie ChatGPT und Google Gemini ausgestattet. In einer Liste können die Nutzerinnen und Nutzer aus rund 40 KI-Sprachmodellen auswählen und zwei Chatbots gleichzeitig eine Frage stellen. Die Antwort rattert in zwei Fenstern nebeneinander herunter. Eine Stoppuhr zeigt an, wie lange die Chatroboter für ihre Antwort gebraucht haben.
Das Tool ist laut der Agentur bewusst auf Deutsch gehalten, damit keine Sprachbarriere die Menschen daran hindert, mit den KI-Modellen zu experimentieren. Außer ein paar blockierten Schimpfwörtern haben die Entwickler auch kaum Grenzen gesetzt und lassen den Chatbots somit viel Spielraum beim Antworten.
Noch läuft allerdings nicht alles rund beim KI-Kompass. Das Sprachmodell Llama vom Facebook-Konzern Meta antwortet beispielsweise noch auf Englisch, obwohl die Frage auf Deutsch gestellt wird. Buzzwoo will nachbessern. Der KI-Kompass soll weiterhin gepflegt und solche Bugs ausgemerzt werden. Mittlerweile ist auch die aktuelle Version ChatGPT-4o verfügbar. Das war bis Dienstagnachmittag noch nicht der Fall. Hier haben die Entwickler einen Bug beseitigt, der das Sprachmodell versehentlich ausgesperrt hatte.