In Paris hat es einen Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo gegeben. Foto: dpa

Bei einem Anschlag auf das islam-kritische französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Mittwoch zwölf Menschen getötet worden. Präsident Hollande nennt die Attacke eine Barbarei. Für Paris wurde die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen.

Paris - Beim schwersten Terroranschlag in Frankreich seit einem halben Jahrhundert ist am Mittwoch praktisch die gesamte Führungsmannschaft des islamkritischen Pariser Satiremagazins „Charlie Hebdo“ ermordet worden. Die Staatsanwaltschaft sprach von 12 Toten, darunter sind auch zwei zum Schutz des Magazins abgestellte Polizisten. Bei ihrer Flucht in einem Auto gaben die Täter weitere Schüsse ab; eine Passantin wurde verletzt. Die Tat löste weltweit Entsetzen aus und wurde auch von Muslimverbänden verurteilt.

Präsident François Hollande eilte sofort zum Tatort und rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von „Barbarei“ und einen „Schock für Frankreich“. Nach einer Krisensitzung des Kabinetts erklärte die Regierung, es seien drei Täter am Werk gewesen. „Diese abscheuliche Tat“ sei ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel. US-Präsident Barack Obama bot dem „ältesten Verbündeten Amerikas“, Frankreich, jede Hilfe an, „um diese Terroristen vor die Justiz zu bringen“. Auch islamische Staaten wie Katar, Muslimverbände, die EU und die Nato verurteilten die Tat vehement.

Die Terroristen riefen "Allah ist groß"

Zeugen zufolge drangen zwei schwarz vermummte Männer mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume ein und schossen kaltblütig um sich. Die Terroristen riefen „Allah ist groß“ und „Wir haben den Propheten gerächt“. „Sie sprachen perfekt Französisch“, sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte, der Zeitung „l’Humanité“. Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören. Der Überfall habe etwa fünf Minuten gedauert; sie habe unter einem Schreibtisch Deckung gesucht.

Im Internet kursieren von einem Dach aufgenommene Videos von der Straße vor dem Redaktionsgebäude im Pariser Osten. Darauf ist zu sehen, wie einer der vermummten Täter mit einem Schnellfeuergewehr auf einen bereits auf dem Bürgersteig liegenden Polizisten zugeht und ihn ermordet. Auf Fernsehbildern war ein Polizeiwagen mit Einschusslöchern zu sehen.

Unter den Toten sind der Mohammed-Karikaturist und Redaktionsleiter Charb alias Stéphane Charbonnier und sein Leibwächter. Charb tauchte im Frühjahr 2013 im Internetmagazin „Inspire“ der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) auf einer „Fahndungsliste“ auf. Die AQAP verübt vor allem im Jemen Anschläge. Neben Charb sind acht weitere Personen zu sehen, darunter der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard und der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders.

Hollandes Sozialistische Partei rief zu einem „Marsch der Republikaner“ auf; Mediengewerkschaften mobilisierten für eine Schweigekundgebung. Der Rat der Muslime in Frankreich nannte den Terroranschlag „einen „Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“.

In Deutschland sehen Sicherheitskreise keine erhöhte Terrorgefahr

Als Reaktion auf den Anschlag verschärften Länder wie Italien die Sicherheitsvorkehrungen für Medien. In Deutschland sehen Sicherheitskreise keine Anzeichen für erhöhte Terrorgefahr; es herrsche eine „abstrakt hohe“ Gefährdung. Für die Deutsche Polizeigewerkschaft ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Deutschland einen Anschlag gebe. Angriffe fanatischer Einzeltäter seien nicht zu verhindern, sagte ihr Vorsitzender Rainer Wendt.

Der Anschlag erfolgte am Tag des Erscheinens des islamkritischen Romans „Soumission“ (Unterwerfung) von Michel Houellebecq in Frankreich. „Charlie Hebdo“ hatte aus diesem Anlass Houellebecq am Mittwoch auf sein Titelblatt gehoben und sich über den Schriftsteller lustig gemacht. Der Roman beschreibt das Leben in Frankreich unter einem muslimischen Präsidenten.

„Charlie Hebdo“ war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in die Kritik geraten. Bereits im November 2011 waren nach der Veröffentlichung einer „Scharia“-Sonderausgabe mit einem „Chefredakteur Mohammed“ die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Die Internetseite war zudem mehrfach von Hackern angegriffen worden.