Prinz Charles und seine Frau Camilla geben sich bei ihrem Besuch in Neuseeland bodenständig Foto: Getty

Wenn Prinz William und Kate auf Reisen sind, herrscht fast überall auf der Welt große Hysterie. Der Thronfolger taucht hingegen kaum in den Medien auf. Dafür gibt es mehrere Erklärungen.

Wellington/London - Die Hummel war’s. Sie sorgte für Aufregung, und fast müsste Prinz Charles ihr dankbar sein. Hätte Camilla sie bei einem Fototermin nicht mit fächelnder Hand verscheucht, wäre sie dann nicht auf das Jackett des Thronfolgers geflogen, wäre Camilla daraufhin nicht überrascht zusammengezuckt und hätte Charles nicht etwas nervös reagiert, was zu allgemeiner Erheiterung der anwesenden Journalisten führte, ja, dann wäre das Paar wohl nicht in den Zeitungen gelandet. Dabei touren der britische Thronfolger und die Herzogin von Cornwall derzeit im Rahmen ihrer zwölftägigen Reise durch Neuseeland, ab Dienstag geht der Besuch in Australien weiter.

Der Prince of Wales streichelt Eidechsen in einem Naturreservat und lächelt sich von einem Termin zum nächsten. Das Paar schüttelt Hände von Politikern und bewundert die rituellen Tänze der Maori. Aber so richtig bejubelt werden die beiden dabei nicht. Manchen könnte die Frage rausrutschen: Warum sollten sie auch? Doch ein Blick ins vergangene Jahr zeigt, wie viel Hysterie ein royaler Besuch erzeugen kann. Im April 2014 machte sich Charles’ Sohn Prinz William mit seiner Frau Kate und dem kleinen Prinz George in die beiden Commonwealth-Länder auf, um die Werbetrommel für die Monarchie zu rühren. Und die ganze Welt begleitete die junge Familie und kommentierte jedes Outfit, jedes Lächeln, jedes Wort.

Drei Wochen lang waren die Zeitungen gepflastert mit Bildern von William, Kate und George. Beim Cricket, bei der Segelregatta, am DJ-Pult, im Zoo, bei Gedenkveranstaltungen. In Australien und Neuseeland säumten täglich Tausende Fans die Straßen und feierten die Royals wie Superstars. In der Heimat überlagerten Ausführungen zur Kleiderwahl der modebewussten Herzogin alle anderen Weltthemen. Die perfekt einstudierte Show erinnerte an ein Hochglanzmagazin in Bewegtbildern. Doch der Erfolg gibt der Vorzeigefamilie recht, die Monarchie ist auch durch ihre Hilfe so beliebt wie selten zuvor.

Charles ist in Neuseeland ein alter Bekannter

Nun reisen Charles und Camilla durch dieselben Länder, und das Interesse hält sich in Grenzen. Da muss schon eine Hummel dazwischenfunken, damit das Foto auf Seite Drei im britischen „Evening Standard“ erscheint. Woran liegt der unterschiedliche Euphorie-Grad?

Prinz Charles reist bereits zum neunten Mal nach Neuseeland, vor drei Jahren waren er und Camilla zuletzt gemeinsam auf der Insel unterwegs. Hinzu kommt, dass der Glamourfaktor bei dem überzeugten Bio-Bauern deutlich weniger ausgeprägt ist.

Kate tritt auf wie ein Popstar, gilt als Vorbild in Modefragen und wird von vielen Frauen auf der Welt bewundert. Was die Herzogin trägt, ist in der Regel binnen Stunden ausverkauft. Dass Camilla bei ihrer Ankunft in Wellington einen cremefarbenen Mantel über einem passenden knielangen Kleid sowie einen Schal – selbstverständlich in ebendiesem Farbton – trug, wurde in mancher Boulevardzeitung erwähnt, Begeisterungsstürme entfachte das Outfit nicht – auch wenn der 68-Jährigen durchaus Stilsicherheit attestiert wird.

Prinz William spielt das Spiel der Monarchie perfekt

Die Beliebtheit einer Kate erreicht sie dennoch nicht, schon allein wegen Diana, die bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung ihre Schatten auf die Beziehung wirft. Auch Charles dürfte mit Bewunderung auf seinen Sohn blicken. Der Königshaus-Expertin Catherine Mayer zufolge ist aus dem „ewigen Thronfolger“ nie ein Prinz der Herzen geworden. Zwar werde er nicht gehasst, aber auch nicht geliebt, vielmehr habe er „zwischen seiner unangreifbaren Mutter und der reizvollen jüngeren Generation einen schweren Stand“, schreibt die Autorin in ihrer Charles-Biografie.

Über die Zukunft des Prince of Wales streiten sich seit Jahren Kritiker und Befürworter des Königshauses, vor allem, weil er sich gerne zu außerroyalen Angelegenheiten äußert, die ihm am Herzen liegen, etwa Umweltthemen. Bei Prinz William undenkbar, er spielt das Spiel der Monarchie perfekt, flankiert von seiner perfekten Frau und den perfekten mittlerweile zwei Kindern.

Charles und Camilla verkörpern eine andere Art Monarchie. Bodenständiger und zurückhaltender geht es zu, spektakuläre Fotos entstehen nur selten. Eine Chance aber hat das Paar. Am 14. November feiert der Thronfolger seinen 67. Geburtstag. Dann will er „mit westaustralischen Familien am Strand von Cottesloe“ grillen, wie der Palast mitteilte. Die Vorstadt von Perth lockt mit einem paradiesischen Sandstrand – und bietet den perfekten Hintergrund für glamouröse Bilder.