Auf die Plätze, fertig, los: Beim Ditzinger Lebenslauf machen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit. Foto: Helmut Anton Pangerl

Erstmals seit dem Jahr 2019 findet die Charityveranstaltung in Ditzingen wieder in Präsenz statt. Es geht ruhiger zu als zuletzt. Finden die Veranstalter das schlimm?

Ein etwas ungewohntes Bild ist es schon, so viele Läuferinnen und Läufer, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, durch die Glemsaue joggen zu sehen – und überhaupt, dass Menschen dort feiern, essen, während Bands auf der Bühne spielen. Manche laufen gemütlich, plaudern miteinander, lachen. Andere gucken ernst, sind dabei zügig unterwegs. Jedenfalls ist das Wetter optimal für Sport. Und die Stimmung: bestens.

Erstmals seit dem Jahr 2019 ist am Sonntag der Ditzinger Lebenslauf wieder in Präsenz. Die Möglichkeit, für Menschen mit Mukoviszidose Kilometer zurückzulegen, die in Geld umgewandelt werden, nutzen insgesamt mehr als 2400 Läuferinnen und Läufer, davon mehr als 1700 in der Glemsaue. Da der Lebenslauf diesmal als Hybridveranstaltung aufgezogen ist, konnte man alternativ seit 14. April individuell an einem Ort der Wahl Kilometer sammeln.

Vor Corona waren die Veranstalter am Limit

Die Zahl der Läuferinnen und Läufer fällt zwar geringer aus als im Rekordjahr 2019, als sich rund 4700 Personen anmeldeten – plus das Publikum rund um das Schulzentrum. Die Organisatoren sind trotzdem zufrieden.

Ja, es sei deutlich ruhiger, stellt Jana Maierhofer fest, die Projektleiterin der Regionalgruppe Ludwigsburg-Heilbronn des Vereins Mukoviszidose. „2019 waren wir aber am Limit. Und wir wollen entspannt wieder starten.“ So hätten sich die Abläufe noch nicht wieder vollständig eingependelt, und es sei teils mühevoll gewesen, Helferinnen und Helfer zu finden. Mehr als 200 packen dieses Jahr mit an, auch weniger als in den Jahren bis Corona. „Die persönliche Ansprache war erforderlich“, berichtet Jana Maierhofer. Dennoch, der Ditzinger Lebenslauf bleibt bundesweit der größte Lauf zugunsten von Menschen mit Mukoviszidose. Elke Detzmeier formuliert es so: „Dass der Lebenslauf wieder in Präsenz stattfindet, muss zurück in die Köpfe der Leute.“

Elke Detzmeier hat den Charity-Lauf mit ihrem Ex-Mann Manfred Schröder – er ist im November 2019 überraschend gestorben – ins Leben gerufen. Ihr Sohn Jonathan, 28, leidet an der unheilbaren und vererbbaren Stoffwechselerkrankung. Dabei werden lebenswichtige Organe wie Lunge und Darm durch zähen Schleim verstopft. Patienten müssen durch tägliche Therapie das Sekret entfernen. Ursache der Mukoviszidose ist eine Genveränderung.

Dem Präsenzlauf entgegengefiebert

Die Idee zum Lauf haben sich Elke Detzmeier und Manfred Schröder bei einem Besuch in der Schweiz, in Lausanne, abgeguckt. Sie beschlossen, auch in Ditzingen einen Benefizlauf zu organisieren, damit die Menschen mehr über Mukoviszidose erfahren. „Wir mussten außerdem etwas tun, um die finanzielle Lage zu verbessern“, sagt Elke Detzmeier. Bis heute sind mehr als zwei Millionen Euro an Spenden zusammengekommen. Beim ersten Lauf anno 1999 zählten die Veranstalter 700 Läuferinnen und Läufer. Bis zum Jahr 2019 hatte sich die Läuferzahl zwischen 3500 und knapp 4000 eingependelt. Auf das Rekordjahr folgte die Pandemie.

Elke Detzmeier sagt, das Organisationsteam habe dem Präsenzlauf entgegengefiebert. Ihn coronabedingt in den vergangenen drei Jahren interaktiv zu veranstalten – die Teilnehmer liefen weltweit für sich –, „war auch gut, reicht aber nicht aus, um die Leute zu motivieren, dranzubleiben“. Das habe die Zahl der rückläufigen Anmeldungen gerade voriges Jahr gezeigt.

Laufen für die Grundschule oder den Verein

Freilich, Laufen in Gesellschaft macht mehr Spaß. Vor allem Kinder sind so einfacher zu motivieren. So drehen am Sonntag Mädchen und Jungen für ihre Grundschulen oder Vereine ihre Runden, ehe sie sich bei der Tombola vergnügen oder auf der Kletterspinne. Der Lebenslauf ist als Familienveranstaltung angelegt. Erneut dabei ist André Schiele. Der Baumstammläufer ist bekannt dafür, dass er sich die Sportschuhe schnürt und 14 Kilo Holz auf die Schultern legt.

Auch die Wirtschaft engagiert sich im Kampf gegen Mukoviszidose. Zum Beispiel seit mehr als zehn Jahren der Leonberger Tür-, Fenster- und Sicherheitsspezialist Geze. Die Teilnahme sei Ehrensache, heißt es aus dem Unternehmen. 88 Mitarbeitende erlaufen bis Sonntag 4000 Euro. Unternehmen wie der Rüstungskonzern Thales stellen ebenfalls wieder Läuferteams zusammen und präsentieren sich vor Ort. Betriebe wie der Ditzinger Maultaschenhersteller Bürger, die Ditzinger Bäckerei Montagnese oder Mineralbrunnen Bad Liebenzell sponsern Essen und Getränke.

Damit es zu der so nötigen Unterstützung kommt, schreibt Jana Meierhofer die Sponsoren im September an. Die Planung und Organisation des Lebenslaufs, sagt Elke Detzmeier, sei ein Ganzjahresgeschäft – „mit einer kleinen Urlaubspause im Sommer“.