Westliche Staaten wie die USA und Deutschland haben eine Luftbrücke eingerichtet, um ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Foto: dpa

Bei den Evakuierungsflügen am Flughafen von Kabul ist es erneut zu chaotischen Szenen gekommen: Warum mehrere niederländische Staatsangehörige nicht in ihr rettendes Flugzeug gelangten.

Kabul -

Mehrere niederländische Staatsangehörige wurden vom US-Militär aufgehalten, als sie auf dem Weg zu ihrem Evakuierungsflug waren. Wie die niederländische Außenministerin Sigrid Kaag am Mittwoch mitteilte, erlaubten die US-Streitkräfte dem Flugzeug nur einen 30-minütigen Aufenthalt auf dem Rollfeld, dann musste es ohne die niederländischen Staatsangehörigen starten.

„Viele Menschen waren mit ihren Familien, mit ihren Kindern dort. Sie befanden sich am Eingang des Flughafens. Es ist schrecklich“, sagte Kaag der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Nur etwa 40 nicht-afghanische Staatsangehörige hätten das Flugzeug rechtzeitig erreichen können. 

Ein niederländischer Staatsangehöriger afghanischer Herkunft sagte dem TV-Sender NOS, er habe das Gate, das „von den Amerikanern bewacht“ wurde, nicht rechtzeitig erreicht. „Ich zeigte meinen Pass und sagte, ich sei Niederländer. Es war sehr laut, ich konnte den Amerikaner nicht gut hören.“

Luftbrücke eingerichtet

Nachdem er seine Bitte dreimal wiederholt habe, sei er aufgefordert worden, Abstand zu nehmen, sonst werde der US-Soldat schießen. „Ich beschloss, zu gehen. Ich wollte nicht riskieren, erschossen zu werden“, sagte der Mann.

Kaag kündigte an, sie werde Gespräche mit der US-Seite führen, um die Wiederholung eines solchen Vorfalls zu verhindern. „Wir setzen uns im europäischen Kontext weiterhin für eine bessere Koordination ein“, erklärte sie am Mittwoch bei Twitter. Außerdem werde sie mit ihrem deutschen Kollegen Heiko Maas (SPD) über die Situation in Kabul sprechen, sagte Kaag der ANP. 

Die Niederlande hatten am Mittwoch ihre ersten Staatsangehörigen evakuiert. Ein Flugzeug mit etwa 35 niederländischen, belgischen, deutschen und britischen Staatsangehörigen habe Kabul verlassen und sei auf dem Weg nach Tiflis, teilte das Verteidigungsministerium bei Twitter mit.

Die Taliban waren am Sonntag in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Westliche Staaten wie die USA und Deutschland haben deshalb eine Luftbrücke eingerichtet, um ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen.