Die Situation rund um die Leonberger Kfz-Zulassungsstelle ist für alle Beteiligten unbefriedigend. Nun kommt der Verdacht auf, dass es eine Masche gibt, daraus Profit zu schlagen. Die gute Nachricht: Ab Juli soll in Leonberg wieder geöffnet sein.
Im bunten Strauß der Unstimmigkeiten rund um die Leonberger Außenstelle der Kfz-Zulassungsstelle gibt es eine neue Blüte. Wie unserer Zeitung aus glaubhafter Quelle berichtet wurde, machen sich einige die prekäre Situation zunutze – mit einer für die um Termine ringenden Kundinnen und Kunden höchst unerfreulichen Masche. Hat eine jener findigen Personen einen der raren Termine ergattert, wird dieser zum Verkauf angeboten. Beträge von um die 50 Euro stünden dabei im Raum, heißt es.
Zulassungsstelle ist seit der zweiten Maihälfte geschlossen
Doch von vorn: Die Basis des ganzen Schlamassels ist die Situation rund um die Zulassungsstelle. Sie ist derzeit für alle Beteiligten unbefriedigend – also sowohl für Menschen, die Angelegenheiten rund ums Kfz zu erledigen haben, als auch für das Landratsamt, wo eine Menge Frust aufläuft. Seit der zweiten Maihälfte ist die Leonberger Zweigstelle aufgrund von krankheitsbedingtem Personalmangel geschlossen. Eine hohe Nachfrage und personelle Wechsel, die mit Einarbeitungszeit verbunden seien, nannte Landkreis-Pressesprecherin Rebecca Kottmann jüngst als weitere Gründe für die vorübergehende Schließung.
Wer also einen Termin benötigt, um sein Auto an- oder abzumelden, muss auf die Zulassungsstellen in Böblingen oder in Herrenberg ausweichen. Dort gibt es deshalb aber keine wesentlich größere Anzahl an Terminen. Glück ist also gefragt, gepaart mit gutem Timing. Termine werden vom Landkreis stets 14 Tage im Voraus in das Buchungssystem eingestellt. Laut Kottmann schalte man auch unter der Woche hin und wieder Termine frei, wenn personelle Kapazitäten absehbar seien.
Frust und Unzufriedenheit bei den Kunden sind groß
In all diesen Frust und die Unzufriedenheit platzt nun die Nachricht von den Terminverkäufen – von denen das Landratsamt bislang noch nichts wusste. „Wir haben aktuell keine Kenntnis von solchen Vorgängen“, antwortet Benjamin Lutsch, Rebecca Kottmanns Kollege bei der Pressestelle des Landratsamtes, auf die Anfrage unserer Zeitung. Bislang gebe es in diesem Bereich eine technische Limitierung. „Mit einer E-Mail-Adresse können maximal drei Termine gebucht werden, um Missbrauch bestmöglich zu verhindern.“
Nun ist das, was in Sachen Terminverkäufe geschieht, rechtlich wohl eine Art Grauzone. Ein Betroffener berichtet, dass sich einzelne Anbieter zahlreiche Termine sichern, um sich im Anschluss nicht nur diese, sondern dann auch gleich den gesamten Amtsgang bezahlen zu lassen – Zulassung, Abmeldung, Kennzeichen abholen, was auch immer der suchende Kunde erledigen muss. Dabei geht es allerdings nicht um die großen Hersteller, die ihre Neuwagen anmelden und dafür ebenfalls Termine benötigen. Für sie gibt es separate Zeitfenster.
Wer den Verdacht hat, dass mit den Terminen irgendetwas vermeintlich Illegales läuft oder dem sogar entsprechende, zweifelhafte Angebote unterbreitet werden, dem rät Benjamin Lutsch, diese nicht anzunehmen, „sondern sich gegebenenfalls an uns zu wenden“. Das gehe per E-Mail mit einer kurzen Darstellung des Sachverhalts an das zentrale Postfach zulassung@lrabb.de.
Sogar der Landrat äußert sich – Zweigstelle ab 1. Juli wieder offen?
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Ab dem 1. Juli arbeitet die Leonberger Außenstelle wieder wie gewohnt – zumindest voraussichtlich. „Für Händler gibt es tägliche Besuchszeiten von 7 bis 10 Uhr“, informiert das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Private Kunden können im Internet unter www.lrabb.de/zulassung ab sofort wieder Termine für den Zeitraum ab dem 1. Juli buchen. Die Termine werden wie bisher täglich jeweils für 14 Tage im Voraus freigeschaltet.
Welchen Stellenwert die Situation rund um die Kfz-Zulassungsstelle hat, zeigt sich auch daran: Landrat Roland Bernhard höchst selbst hat sich dazu geäußert. Er ist erleichtert, dass nun offenbar wieder genügend Personal zur Verfügung steht: „Ich bedaure die Durststrecke für Leonberg. Die lange Schließzeit entspricht nicht unserem Maßstab an die kundenfreundliche Kreisverwaltung.“ Man habe in der Zwischenzeit organisatorisch und personell nachgeschärft, um auf eine solche Situation in Zukunft besser reagieren zu können. „Wir werden alles dafür geben, letzte Rückstände zügig abzuarbeiten und einen bürgernahen Service zu sichern.“