Wenn man durch eine Sicherheitskontrolle am Flughafen möchte sollte man sich gut vorbereiten, mitarbeiten und keine dummen Witze reißen. Foto: imago//Christoph Hardt

Die deutschen Flughäfen ächzen unter dem Ansturm in den Ferien. Im Sicherheitsbereich bilden sich lange Schlangen. Was Reisende tun können, damit es schneller geht.

Wer seinen Flug nicht verpassen möchte, sollte diesen Sommer genug Zeit einplanen. Denn die Reiselust ist riesengroß und es kommt zu Engpässen. Der Grund für die Misere ist Personalmangel. Die Kontrollen der Passagiere liegen an vielen deutschen Flughäfen in der Hand von Privatfirmen. Die haben Mitarbeiter abgebaut, viele suchten sich anderswo einen Job. Nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen fehlen in den operativen Bereichen – also Check-In, Catering, Bodenverkehrsdienste und Luftsicherheit – circa 20 Prozent Personal. Nur der Flughafen München meldet reibungslose Abläufe: „Bei uns in Bayern ist nach wie vor die Bundespolizei für die Kontrollen zuständig. Und da wurde kein Personal abgebaut“, sagt Sprecher Edgar Engert. Doch auch in München wird empfohlen, sich 90 Minuten vor Abflug an der Sicherheitskontrolle einzufinden.

 

Nicht alles darf ins Handgepäck

„Informieren Sie sich unbedingt vorab, wie die gerade geltenden Regeln sind“, sagt Daniel Seifried, Luftsicherheitsassistent bei der Firma FraSec Luftsicherheit GmbH. Das Unternehmen kontrolliert Reisende an den Flughäfen in Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Köln-Bonn. Obwohl man schon lange nicht mehr unbegrenzt Flüssigkeiten mit an Bord nehmen darf, habe sich diese Regel immer noch nicht bei allen Fluggästen herumgesprochen. „Manche schleppen literweise Getränke mit oder Nutella-Gläser – auch das zählt zu den Flüssigkeiten“, sagt Seifried. Die Nuss-Nougat-Creme ist ein beliebtes Mitbringsel und wird an deutschen Flughäfen zentnerweise beschlagnahmt. Wer die Verwandtschaft in Italien, Kroatien oder der Türkei mit Frühstücksaufstrich beschenken möchte, transportiert das Glas, auslaufsicher verpackt und gut gepolstert, im aufgegebenen Gepäck. Außerdem sollte man Bordgepäck zuhause durchschauen: Steckt in irgendeinem Fach noch ein Taschenmesser?

Klug die Schlange aussuchen

Ob an der Supermarktkasse oder an der Flughafenkontrolle – man erwischt gefühlt immer die Schlange, an der es besonders langsam vorangeht. Wo es gerade wie lange dauert, kann man an den Anzeigentafeln der Passagierleitsysteme ablesen. Ein Blick lohnt sich – und ein paar Schritte Umweg auch, wenn man sich damit Wartezeit spart. Anstehprofis mustern die Mitreisenden, die bereits warten. Menschen in Businesskleidung sind mutmaßlich Geschäftsreisende, die öfter fliegen und wissen, wie das Prozedere flott geht. Wer sich klug kleidet, kommt später schneller durch: Also auf Gürtel mit Metallschnallen verzichten, wenig Schmuck tragen und Sneaker oder Slipper wählen, die man rasch ausziehen kann. „Schuhe, die man nicht abtasten kann, werden extra durchleuchtet“, sagt Seifried. Muss man dazu zig Laschen lösen oder Schnürsenkel entknoten, hält das auf. Wer seine Bergschuhe aus Gewichtsgründen im Flugzeug trägt, öffnet vorher schon mal die Bändel.

Die Wartezeit nutzen

„Halten Sie beim Warten Augen und Ohren offen und bereiten Sie sich vor. Alles, was die Kontrolleure einzeln sehen möchten kann man schon mal rauskramen“, sagt Daniel Seifried. Neben dem Plastiktütchen mit den Flüssigkeiten müssen auch elektronische Geräte extra vorgezeigt werden. Dazu gehören nicht nur Smartphones, Laptops, iPads oder E-Reader sondern auch Powerbanks, Bluetooth-Boxen, Glätteisen oder Haartrockner. Manchmal wird man gebeten, elektrische Geräte anzuschalten und so die Funktionsfähigkeit nachzuweisen. Daher auf einen geladenen Akku achten. Die Hosentaschen müssen wirklich komplett leer sein. „Viele denken, die Scanner reagieren nur auf metallische Gegenstände. Aber das stimmt nicht. Auch ein zerknülltes Papiertaschentuch in der Hosentasche gehören nicht zum Körper und werden im Bodyscanner erkannt. Also raus damit“, sagt Seifried.

Terror-Alarm wegen eingecremter Hände

Stichprobenartig werden einzelne Fluggäste zur Nachkontrolle auf Sprengstoffspuren gebeten. Mit einem Teststreifen wischen die Luftsicherheitsassistenten über die Kleidung und das Handgepäck. Dann kommt der Streifen in ein Analysegerät. Nach zehn Sekunden gibt es ein Ergebnis. Eingecremte Hände können übrigens Terror-Alarm auslösen: das Feuchthaltemittel Glycerin in Kosmetikprodukten ist chemisch verwandt mit dem Sprengstoff Nitroglyzerin.

Keine dummen Scherze

An der Sicherheitskontrolle sollte man sich Witze über Bomben oder Handgranaten oder Fragen wie „Haben Sie meine Waffe nicht gefunden?“ tunlichst verkneifen. Die Mitarbeiter verstehen da keinen Spaß. „Es gibt klare Regeln: Wir dürfen nicht so tun, als hätten wir das nicht gehört“, sagt Seifried.

Handgepäck-Regeln: Was ist erlaubt, was ist verboten?

Verboten
 Stumpfe, spitze und scharfe Gegenstände, Sportgeräte wie Golfschläger, Skistöcke, Baseballschläger sowie Waffen – auch Nachbildungen wie Spielzeugpistolen – sind im Handgepäck gesetzlich verboten. Zuwiderhandlungen können mit einem Bußgeld von bis zu 10 000 Euro geahndet werden.

Erlaubt
Flüssigkeiten und Cremes darf man nur in kleinen Fläschchen, Tuben und Tiegeln mit einer Größe bis zu 100 Millilitern mit an Bord nehmen. Die Gesamtmenge darf einen Liter nicht überschreiten, und die Flüssigkeiten müssen in einem durchsichtigen, verschließbaren Beutel aufbewahrt werden. Pro Person ist nur ein Beutel gestattet.

Kurioses
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main wurden im vergangenen Jahr 150 000 verbotene Gegenstände konfisziert, darunter Kettensägen, Handgranatenattrappen oder Messer. Zu den kuriosesten Dingen, die am Münchner Airport beschlagnahmt wurden, zählen Motorsensen, Bunsenbrenner und E-Roller. Am Stuttgarter Flughafen wurden Passagieren schon Fritteusen, Mikrowellen und ebenfalls Kettensägen abgenommen, die sie im Handgepäck hatten.