Der Wolfsburger Andre Schürrle (links) jubelt über sein Tor zum 1:0 zusammen mit Julian Draxler, der die Vorlage lieferte. Foto: dpa

Wolfsburg hat es erstmals unter die besten acht Clubs Europas geschafft. Königsklassen-Niveau hatte der Auftritt gegen Gent aber lange nicht. „Bloß nicht blamieren“, hieß die Maxime zunächst beim VfL, der durch Schürrle aber noch zum Sieg kam.

Wolfsburg - Müder Auftakt, später Schwung: Mit einem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg hat der VfL Wolfsburg gegen KAA Gent Historisches geschafft. Zum ersten Mal überhaupt erreichte das Team von Trainer Dieter Hecking durch den Erfolg nach einem Tor von Weltmeister André Schürrle gegen den belgischen Meister das Viertelfinale der Champions League. Für den größten internationalen Erfolg der Clubgeschichte genügte dem VfL am Dienstag im Achtelfinal-Rückspiel nach dem 3:2-Hinspielsieg in Belgien ein Auftritt ohne großen Offensivdrang. Auch die Kulisse war mit nur 23 457 Zuschauern für einen Champions-League-Abend erneut enttäuschend.

Höhepunkt des Abends war das Schürrle-Tor, der in der 74. Minute nach feiner Vorlage von Nationalmannschaftskollege Julian Draxler vollendete. Damit winken bei der Auslosung am 18. März europäische Kracher wie Real Madrid, Titelverteidiger FC Barcelona oder vielleicht auch der deutsche Meister FC Bayern München. „Das ist sensationell. Daran hätten wir zu Beginn der Saison nicht geglaubt“, sagte Manager Klaus Allofs und fügte hinzu: „Es war aber ein seltsames Spiel. Wir haben es am Anfang nicht hinbekommen und zu verhalten gespielt. Da wollten wir nicht in einen Konter laufen.“

Eine Königsklassen-reife Vorstellung war es lange nicht

Bei den Spielern war der Jubel hinterher groß. „Das ist überragend und geil, zwei weitere Spiele zu haben“, sagte Maximilian Arnold und spekulierte schon über den nächsten Gegner: „Real kann man mitnehmen. Aber egal wer kommt, das wird eine geile Sache.“ Draxler betonte: „Wir sind froh, diesen Schritt für den Club gemacht zu haben.“ Und Torschütze Schürrle, der in den letzten Wochen zu alter Stärke fand, ergänzte: „Ich wusste, dass meine Zeit irgendwann kommt.“

Eine Königsklassen-reife Vorstellung war es lange nicht. „Vollgas“, hatte VfL-Trainer Dieter Hecking angekündigt, unansehnlicher Sicherheitsfußball wurde es schließlich auf dem Rasen. Die Wolfsburger überließen den Gästen in der ersten Halbzeit die Spielgestaltung und waren in erster Linie darauf bedacht, jegliches Risiko zu vermeiden.

So entwickelte sich lange ein Spiel ohne große Höhepunkte. Gent hatte zwar im ersten Durchgang mehr als 60 Prozent Ballbesitz, war aber fußballerisch viel zu limitiert, um daraus Kapital zu schlagen. Einzig in der 20. Minute kam einmal so etwas wie Gefahr für das Tor von Benaglio-Vertreter Koen Casteels auf, als Moses Simon über links durchgekommen war, dessen Hereingabe aber keinen Abnehmer fand. Simon sorgte auf der linken Seite für ein wenig Schwung bei den Belgiern und bereitete Christian Träsch, der für Vierinha ins Team gekommen war, einige Schwierigkeiten.

Nach gut einer halben Stunde waren erste Pfiffe zu hören

Und Wolfsburg? Da war ein Schuss von Josuha Guilavogui von der Strafraumgrenze noch die beste Möglichkeit, doch Gent-Keeper Matz Sels war zur Stelle (18.). Zuvor hatte Max Kruse mit einem Drehschuss in aussichtsreicher Position einen ersten Schuss auf das Tor der Belgier abgegeben (13.).

Dabei hätten die Wolfsburger eigentlich mit viel mehr Selbstvertrauen ausgestattet sein müssen. Von den letzten sechs Spielen hatte der VfL nur eines verloren. Doch die Angst vor einer Blamage war wohl größer, zumal die Hecking-Elf schon im Hinspiel nach einer 3:0-Führung noch zwei Tore kassiert hatte. So waren bereits nach gut einer halben Stunde erste Pfiffe zu hören.

Mit ein wenig mehr Schwung kamen die Gastgeber aus der Kabine. Sie waren um mehr Spielkontrolle und Tempo bemüht, agierten giftiger in den Zweikämpfen. Die Folge war die erste Torchance nach viel Leerlauf: In der 56. Minute schoss allerdings Luiz Gustavo zu unplatziert auf Torhüter Sels. Kurz darauf brachte Kruse seinen Sturmkollegen Schürrle in Szene, der aus kurzer Entfernung aber zu ungenau zielte (60.) und auch elf Minuten später aus halbrechter Position nicht den Ball im Tor unterbringen konnte. Eine gute Viertelstunde vor Schluss kam der Angreifer aber doch zu seinem Erfolgserlebnis. Nachdem sich Draxler über rechts durchgesetzt hatte, musste Schürrle dessen Pass nur noch ins Tor befördern.