Rosalie (Mitte) durfte an der Hand von Champions-League-Star Benjamin Pavard (Inter Mailand) in die Münchner Arena einlaufen. Foto:  

Rosalie Gemperlein durfte beim Champions League-Finale mit Ex-VfB-Spieler Benjamin Pavard einlaufen. Sie berichtet von Einlaufkindern aus aller Welt und einem verpassten Tor.

Manche Dinge bleiben für eine Ewigkeit im Gedächtnis, vielleicht auch im Herzen. Immer, wenn Rosalie Gemperlein künftig das orange-blaue Trikot mit der Nummer 25 aus dem Schrank in ihrem Kinderzimmer in Cleebronn holt, kann sie noch einmal in die wohl bislang aufregendsten Momente in ihrem noch jungen Leben eintauchen.

 

Im Textiletikett auf der Rückseite steht es weiß auf schwarz: „I was on the pitch“- „ich war auf dem Feld“. Nicht nur auf einem beliebigen Grün, sondern auf dem Rasen in der Allianz Arena in München beim wichtigsten Fußballspiel, das Europa zu bieten hat: Die Achtjährige ist an der Seite des ehemaligen VfB-Verteidigers Benjamin Pavard beim Champions-League-Finale zwischen Paris St. Germain und Inter Mailand eingelaufen.

„Auf der Heimfahrt im Zug war sie eher in sich gekehrt“

Die Eindrücke wirken noch nach und müssen von dem Mädchen mit der runden Brille erst einmal verarbeitet werden. „Auf der Heimfahrt im Zug war sie eher in sich gekehrt und hat gemalt“, erzählt ihr Vater Volker, der sie zu dem herausragenden Ereignis begleiten durfte. Zwei Tage später aber sprudelt es im Gespräch mit dieser Zeitung nur so aus Rosalie heraus: „Es war so cool, dass ich mit einem Spieler einlaufen durfte“, sagt sie.

Rosalie Gemperlein mit Mutter Catja und Vater Volker. sowie VR-Bank-Filialleiter Jochen Brauchle. Foto: VR-Bank Ludwigsburg

Aber wie kommt eine Zweitklässlerin der Friedrich-Hölderlin-Grundschule in diesen Genuss? Rosalie ging als Gewinnerin einer Verlosung der VR-Bank Ludwigsburg gemeinsam mit dem Bezahlkarten-Partner Mastercard hervor. Die Eltern Catja und Volker Gemperlein hatten als Kunden der Volksbank in Hessigheim die Bewerbung eingereicht. Die Trikotübergabe fand dann vor dem großen Auftritt in der Filiale statt.

70 000 Fans sehen die Einlaufkinder

Am Tag vor dem Finale steigt bei Rosalie die Spannung. Am Freitag um 15.30 Uhr wird die Achtjährige von den Mitarbeitern der Betreuungsagentur am Hotel in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs abgeholt. Ohne den Vater geht es ins Stadion, wo sie die anderen Einlaufkinder kennenlernt, die aus verschiedenen Ländern kommen.

„Sehr viele haben Englisch gesprochen, aber auch Spanisch“, erzählt Rosalie. Die Auserwählten lernen die Abläufe für den großen Abend kennen, dürfen sich aber auch schon auf dem Rasen akklimatisieren – ebenso wie die Stars der Finalisten, die zum Training in der Arena sind. Es bleibt ihr auch Zeit, einige Autogramme zu sammeln auf ihrer weißen Schirmmütze. Wer sich darauf alles verewigt hat, weiß Rosalie im Nachgang nicht mehr so genau. „Und die meisten Unterschriften kann man schlecht lesen“, sagt sie.

Am Samstagabend stellen sich die Einlaufkinder dann in den Katakomben der Arena in einer Reihe auf: Wie Orgelpfeifen stehen sie da, von klein zu groß. Noch weiß Rosalie nicht, mit welchem Profi von Inter Mailand sie einlaufen wird. Am Ende wird es Benjamin Pavard, der drei Jahre lang beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart als Verteidiger gespielt hat. Und schon geht’s los: 22 Treppenstufen nach unten und dann 15 wieder nach oben bis aufs Spielfeld – beklatscht von mehr als 70 000 Fans.

Leider kein Plausch mit dem Ex-VfB-Profi

Leider kommt es zu keinem kurzen Plausch mit dem französischen Nationalspieler, der sehr konzentriert wirkt und ihr auch nicht die Hände auf die Schultern legte, wie etwa der Pariser Torwart Gianluigi Donnarumma. Aber Rosalie ist auch mit sich selbst und ihren Gefühlen beschäftigt und damit, sich nicht von der Größe des Stadions überwältigen zu lassen.

„Ich war aufgeregt, habe mich aber auch sehr gefreut“, erzählt sie. Sie lauscht der Champions-League-Hymne, sieht die Kamera auf sich zukommen, die für eine Sekunde auf ihr verharrt. „Ich habe mir vorab überlegt, dass es gut wäre, wenn ich winke“, sagt die Grundschülerin und setzt das Vorhaben gekonnt um. Dann ist er auch schon vorbei, der kurze Moment, indem Rosalie von Millionen Menschen weltweit zu sehen ist. Ihre Mutter und die beiden Schwestern haben die einmalige Szene am Fernseher daheim verfolgt.

Rosalie verpasst das erste Tor von PSG

Gemeinsam mit dem Knäuel aus glücklichen Kindern sprintet sie nach der Champions-League-Hymne zur Eckfahne. Zurück in der Kabine heißt es schnell umziehen, das Spiel läuft ja schon. Bis sie den Platz auf der Tribüne neben ihrem Papa eingenommen hat, führt Paris schon mit 1:0. Vor dem Spiel war dem Cleebronner Duo im Grunde egal, wer am Ende den Titel holt. „Aber dann war ich schon ein bisschen traurig, dass die Italiener nicht gewonnen haben“, sagt die Achtjährige. Volker Gemperlein sah das etwas pragmatischer. „Ich habe fünf Tore und ein tolles Spiel gesehen“, sagt er.

Einen Lieblingsspieler hat Rosalie auch nach dem Finale nicht und fiebert auch nicht mit einem Bundesliga-Club mit. „Wir schauen aber immer Fußball, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt“, erzählt Rosalie. Vielleicht schicken die Gemperleins ja auch für einen Auftritt der DFB-Elf eine Bewerbung raus und mit etwas Losglück steht Rosalie noch einmal im Scheinwerferlicht.