2:1 für den FC Bayern München gegen den punktlosen Tabellenletzten RSC Anderlecht. Foto: AP

Das Achtelfinal-Ticket hatten die Bayern in der Champions League bereits gelöst. Gegen RSC Anderlecht traten sie dann auch zunächst fahrig und mit ungewohnt vielen Fehlpässen auf. Erst nach der Pause schalteten die Münchner in den Königsklassen-Modus.

Brüssel - Trotz der schwächsten Leistung unter Jupp Heynckes hat der FC Bayern München in der Champions League die Mini-Chance auf den Gruppensieg gewahrt. Torjäger Robert Lewandowski (51. Minute) und Corentin Tolisso (77.) bescherten dem größtenteils fahrig agierenden deutschen Fußball-Meister am Mittwoch ein schmeichelhaftes 2:1 (0:0) beim punktlosen Tabellenletzten RSC Anderlecht. Die Belgier nutzten vor über 20 000 Zuschauern im Constant Vanden Stock Stadion nur eine ihrer zahlreichen Chancen durch Kapitän Sofiane Hanni zum 1:1 (63.).

Im Topspiel in zwei Wochen gegen das Multi-Millionen-Team von Paris St. Germain müssten die Bayern aber schon mit mindestens vier Toren Unterschied gewinnen, um nach dem heftigen 0:3 im Hinspiel doch noch als Erster ins Achtelfinale einzuziehen. Bitter für die Münchner war, dass Thiago (44.) und Arjen Robben (48.) verletzt vom Platz mussten.

Heynckes nutzte die Chance der bereits feststehenden Achtelfinal-Qualifikation, seine Mannschaft auf fünf Positionen zu verändern. So feierte der 19 Jahre alte Österreicher Marco Friedl auf der linken Abwehrseite sein Profi-Debüt. Und obwohl die Belgier anfangs immensen Druck ausübten und vor allem über ihre rechte Angriffsseite nach vorne spielten, löste Friedl seine Aufgabe couragiert und wirkte nicht nervös. „Er hat das Vertrauen des Trainers und keinerlei Druck“, hatte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic noch kurz vor der Partie im ZDF gesagt.

Anfangs bekamen die Bayern kaum einen Zugriff ins Spiel

Als Unsicherheitsfaktor erwies sich in der Anfangsphase dagegen eher Weltmeister Jérôme Boateng. Nach muskulären Problemen war der Verteidiger wieder einsatzfähig, leistete sich im Abwehrzentrum aber früh einen schweren Fehlpass auf Lukasz Teodorczyk. Doch der Pole scheiterte an einer Fußabwehr von Bayern-Torwart Sven Ulreich (8.).

Wenig später rettete der Stellvertreter von Kapitän Manuel Neuer reaktionsschnell nach einem Dropkick von Dennis Appiah aus spitzem Winkel (17.). Die Münchner taten sich in der ersten Hälfte sichtlich schwer und hatten große Probleme, die richtige Einstellung und angemessene Champions-League-Spannung aufzubauen.

Die Aktionen wirkten sehr fahrig, kaum ein durchdachter Angriffszug war im 4-3-3-System mit Thiago als verkapptem Linksaußen und Lewandowski und Robben in der Spitze zu sehen. Anderlecht dagegen trat hochmotiviert und mit großem läuferischen Aufwand auf. Lediglich die individuelle Klasse und Effektivität fehlte. So auch in der 30. und 39. Minute, als Teodorczyk nach Bayern-Fehlern frei vor Ulreich auftauchte, aber am erneut starken Schlussmann scheiterte.

Beim einzigen gefährlichen Gäste-Angriff vor der Pause klärte Torwart Matz Sels erst vor Arturo Vidal, dann wehrte Appiah den Schuss von Lewandowski ab (33.). Vor allem im Mittelfeld bekamen die Schlendrian-Bayern kaum einen Zugriff auf das Spiel und durften sich bei Ulreich bedanken, dass sie nicht früh in Rückstand gerieten.

Erst nach dem Wechsel schalteten sie in den Königsklassen-Modus. Der erste durchdachte und zielgerichtete Angriff führte prompt zum 1:0. Über James und Tolisso landete der Ball bei Lewandowski, der frei stehend nur noch ins leere Tor einschieben musste. „Ein Schuss, ein Tor, die Bayern“, sangen die mitgereisten Münchner Fans.

Doch nur zwölf Minuten später verstummten die Gesänge. Teodorczyk legte nach einer Flanke per Kopf auf Hanni ab, der Ulreich aus kurzer Distanz keine Abwehrchance ließ. Obwohl den Gästen auch nach der Führung teilweise Souveränität und Konzentration fehlten, konnten sie noch einmal nachlegen. Joshua Kimmich flankte präzise nach innen, Tolisso köpfte zur Bayern-Führung ein. Fünf Minuten vor Schluss verpasste Lewandowski das mögliche 3:1, als er an Sels scheiterte.