Will mit dem THW Kiel den Champions-League-Sieg bejubeln: Kapitän Filip Jicha Foto: dpa

Kiel, Barcelona, Veszprem, Kielce – erstmals nehmen am Champions-League-Final-Four vier Teams aus vier verschiedenen Ländern teil. Der Deutsche Handball-Meister THW Kiel rechnet sich bei diesem Turnier der Superlative in Köln gute Chancen auf den Titel aus.

Kiel - THW Kiel: Alfred Gislason hat schon viel erlebt als Handball-Trainer. Doch je näher dieses Spektakel rückt, umso mehr kribbelt es den Dompteur der Kieler Zebra-Herde. „Dieses Final Four um die Champions League ist das Weihnachten für jeden Handballer“, sagt der Isländer. Und auch bei seinen Spielern ist die Vorfreude riesig: „Ein ganzes Jahr denkt man nur an das eine Ziel: dass man bei diesem großartigen Turnier unbedingt mitspielen will“, betont Rückraumass Marko Vujin. Doch mit Mitspielen ist es nicht getan.

Auch wenn sich der THW nicht als Favorit sieht, wollen sich die Kieler zum vierten Mal nach 2007, 2010 und 2012 die Krone der Königsklasse aufsetzen. Im Vorjahr setzte es im Finale eine 28:30-Niederlage gegen Erzrivale SG Flensburg-Handewitt. Doch damals war das Team um Kapitän Filip Jicha vom Verletzungspech verfolgt. Die Mannschaft kam auf dem Zahnfleisch daher. Diesmal bieten sich viel mehr Wechselmöglichkeiten. Bis auf Torwart Johan Sjöstrand und Linksaußen Dominik Klein sind alle fit. „Nur eine Mannschaft mit 16 mental und physisch bereiten Profis ist in der Lage, ein solches Turnier zu gewinnen“, betont Jicha. Er denkt an den 36:34-Final-Triumph von 2010 gegen den FC Barcelona, als in den letzten Minuten ein Mann wie Igor Anic den Unterschied ausmachte, der viel auf der Bank gesessen hatte.

Die Herausforderung, zwei Spiele in nur 24 Stunden auf allerhöchstem Niveau abzuliefern, stellt sich auch den anderen drei Mannschaften, die aus Spanien, Polen und Ungarn kommen. Die Europäische Handballföderation (EHF) freut sich jedenfalls über die Internationalität: „Es ist eine tolle Konstellation, dass erstmals vier Teams aus vier verschiedenen Ländern kommen“, sagt EHF-Generalsekretär Michael Wiederer zu der europäischen Starparade.

MKB-MVM Veszprém: Das Topteam aus Ungarn ist an diesem Samstag (18 Uhr) der Halbfinalgegner des THW. Ein gutes Omen: Vergangenes Jahr gelang Kiel gegen Veszprém durch ein 29:26 der Sprung ins Champions-League-Finale. Stars der Mannschaft von Trainer Antonio Carlos Ortega sind die Rückraumspieler Momir Ilic (früher THW Kiel) und László Nagy, der von 2000 bis 2012 für den FC Barcelona seine Tore warf. Und dann wäre da noch der alte Bekannte Christian Zeitz. Nach der vergangenen Saison hatte der ehemalige Kieler Publikumsliebling dem THW den Rücken gekehrt und beim ungarischen Rekordmeister (23 Titel) angeheuert.

Jetzt trifft der Linkshänder erstmals auf seinen Ex-Club. „Ich wäre gerne erst im Finale auf meine ehemaligen Mitspieler gestoßen“, sagt Zeitz. Wie lange der gebürtige Heidelberger noch in Ungarn am Ball sein wird, ist offen. „Ich kann mir eine Rückkehr in die Bundesliga durchaus vorstellen“, sagt der 34-Jährige. Bei den Rhein-Neckar Löwen kursiert sein Name bereits als möglicher Neuzugang. Schließlich ist Zeitz bei den Vorgängerclubs TSV Östringen und SG Kronau-Östringen groß geworden.

FC Barcelona: Das Starensemble von Trainer Xavier Pascual Fuertes konnte schon früh die spanische Meisterschaft feiern – ohne Punktverlust. Die Liga ist aufgrund der Finanzkrise schwächer geworden. Mithalten können nur noch die Clubs aus Logrones und Granollers. Mit knallharten Trainingseinheiten gleicht das Team den Mangel an gleichwertigen Gegnern aus. Und an Persönlichkeiten mit ausgeprägter Siegermentalität mangelt es nicht: Namen wie Nikola Karabatic, Gudjon Valur Sigurdsson, Kiril Lazarov, Siarhei Rutenka oder Torwart Danijel Saric sprechen für sich.

KS Kielce: Bei Barcelonas Halbfinal-Gegner an diesem Samstag (15.15 Uhr) hat Star-Trainer Talant Dushebajew einen Traum: Er möchte den ersten Champions-League-Titel für einen polnischen Club holen. Der in Kirgisien geborene Weltenbummler kann auf ein hungriges und gleichzeitig routiniertes Team bauen: Torwart Slawomir Szmal, Karol Bielecki, Michal Jurecki, Grzegorz Tkaczyk, Krzysztof Lijewski und Ivan Cupic bringen genauso wie der deutsche Nationalspieler Tobias Reichmann viel Erfahrung aus der Bundesliga mit. Hinzu kommt in Julen Aguinagalde einer der weltbesten Kreisläufer. Die Fans dürfen sich auf ein Handball-Fest freuen. „Das wird ein Turnier der Superlative“, ist sich Gislason sicher.