Thomas Müller und der FC Bayern bejubeln am Mittwochabend ein 3:0 in Piräus. Foto: AP

Bayern München und Bayer Leverkusen haben am Mittwochabend in der Champions League jeweils gewonnen. Marc-André ter Stegen wurde von Roms Alessandro Florenzi düpiert.

Piräus - Der FC Bayern München hat in Piräus dank Torgarant Thomas Müller und Joker Mario Götze sein Auftaktspiel in der Champions League gewonnen. Der deutsche Fußballmeister gewann sein 200. Spiel in der Königsklasse am Mittwochabend in Griechenland hochverdient mit 3:0 (0:0). Der lange unglücklich agierende Weltmeister Müller mit einer kuriosen Bogenlampe (52.) und einem Foulelfmeter (90.+2) sowie der eingewechselte Götze (89.) sorgten für die Treffer.

Damit wurde das Team von Trainer Pep Guardiola seiner Favoritenrolle mit dem zwölften Auftaktsieg in Serie vollauf gerecht. Im nächsten Spiel gegen Dinamo Zagreb können die Münchner schon die Weichen in Richtung Achtelfinale stellen.

Der Ball ist ihm „ein bisschen abgerutscht“

Und natürlich war es Müller, der den Führungstreffer erzielte. Fast von der Außenlinie überlistete er den spanischen Keeper Roberto. Mit Auge habe er das gemacht, scherzte der am Sonntag 26 Jahre alt gewordene Torjäger noch auf dem Platz. Für den Weltmeister, der auch vom Punkt abgeklärt traf, waren es bereits der zehnte und elfte Treffer im siebten Pflichtspiel seit dem Bundesliga-Auftakt.

„Der Ball ist mir ein bisschen abgerutscht. Da muss ich ehrlich sein. Es war glücklich, aber auch sehr wichtig für uns“, sagte Müller nach seinem Tor aus über 30 Metern. „Wir haben uns schwer getan. Es war kein leichtes Spiel gegen irgendeinen Gegner. Wenn es läuft, muss man dranbleiben.“ Trainer Guardiola ergänzte: „Das erste Spiel ist immer schwer. Wir haben das Spiel aber komplett kontrolliert und keine Torchance zugelassen. Es war der erste Schritt.“

Aufgeheizte Atmosphäre

Der deutsche Meister zeigte bei der aufgeheizten Atmosphäre vor rund 31 688 Zuschauern im ausverkauften Karaiskakis-Stadion - schon vor dem Anpfiff hatte es unschöne Szenen bei einem Polizeieinsatz im Bayern-Block gegeben - seine internationale Klasse. Abgeklärt und mit hohen Ballbesitz-Anteilen dominierten und kontrollierten die Münchner das Spiel.

Die Suche nach der Lücke im dichten Defensivverbund des griechischen Rekordmeisters gestaltete sich aber mitunter sehr schwierig. Denn Piräus zeigte großen Respekt, zog sich weit zurück und setzte nur auf einige wenige Konter. Eine Taktik, die in der 20. Minute fast sogar zum Erfolg führte: Nach einer abgefälschten Flanke von Pardo kam Brown Ideye frei zum Kopfball, doch die Aktion war eher eine Rückgabe zu Manuel Neuer, der zum 50. Mal in der Königsklasse spielte.

Danach lief die Partie aber weiter in Richtung Olympiakos-Tor. Und mit zunehmender Spieldauer wurden die Aktionen auch zwingender. So hatte Robert Lewandowski nach Freistoß von Xabi Alonso die große Chance zur Bayern-Führung, als sein Kopfball erst auf der Torlinie von Ideye geklärt wurde (26.). Ein unplatzierter Schuss von Douglas Costa in die Arme von Piräus-Keeper Roberto (34.) und eine weitere Chance von Lewandowski (35.) blieben ebenso erfolglos wie ein Distanzschuss von Alonso kurz vor der Pause (43.).

Alonso war beim Vorjahres-Halbfinalisten Dreh- und Angelpunkt im Spiel. Umsichtig verteilte der Routinier, der später verletzt runter musste, die Bälle und war im Mittelfeld sehr präsent. Dort hatte Mario Götze wieder keinen Platz gefunden. Der WM-Held, der am Wochenende gesundheitlich angeschlagen war, wurde erst spät eingewechselt und kam noch zu seinem Tor aus spitzem Winkel.

Griechische Polizisten schlagen Bayern-Fans

Auch im zweiten Durchgang drückte Bayern und hatte mit Distanzschüssen weitere Chancen. Schließlich war es Müller, der die griechischen Fans verstummen ließ. Der Torgarant hätte kurz darauf sogar mit einer Doppelchance noch erhöhen können (67.). Aber auch auf der Gegenseite musste Neuer bei einem Schuss von Ideye mal seine Klasse zeigen (56.).

Unschöne Szenen hatte es vor dem Spiel im Münchner-Fanblock gegeben. Nach Provokationen der Bayern-Fans waren die Polizisten unverhältnismäßig hart mit Schlagstöcken vorgegangen. Dabei sind offenbar einige Anhänger verletzt worden, wie Videoaufnahmen aus dem Innenraum zeigten. Die Begegnung war ohnehin als Hochrisikospiel eingestuft worden.

Leverkusen holt Pflichtsieg

Bayer-Leverkusen hat seine Jubiläums-Saison in der Champions League mit einem souveränen Pflichtsieg eingeläutet. Gegen den weißrussischen Meister BATE Borissow überzeugte die Werkself am Mittwoch und kam zu einem hochverdienten 4:1 (1:1)-Erfolg. Admir Mehmedi (4.), Hakan Calhanoglu (47. und 75./Handelfmeter) und Javier „Chicharito“ Hernandez (59.) sorgten vor 24 280 Zuschauern in der BayArena für die Bayer-Tore. Nemanja Milunovic (13.) gelang der zwischenzeitliche Ausgleich. Bei der bereits zehnten Champions-Teilnahme warten auf Bayer in Gruppe E nun mit dem FC Barcelona und AS Rom echte Fußball-Hochkaräter. In der Bundesliga geht es am Sonntag bei Borussia Dortmund weiter.

„In der zweiten Halbzeit sind wir ruhig geblieben und haben super Fußball gespielt“, sagte Kevin Kampl. „Das war eine gelungene Rehabilitation. Die Mannschaft hat fantastisch gespielt“, befand Bayer-Geschäftsführer Michael Schade im TV-Sender „Sky“ und spielte auf die Bundesliga-Pleite gegen Darmstadt 98 an.

Kießling auf der Bank

Vier Tage nach der Heim-Blamage gegen den Aufsteiger erwischten die Gastgeber den berühmten Auftakt nach Maß. Nach toller Kombination nutzte der Schweizer Mehmedi einen Patzer von Verteidiger Ilia Alexejewitsch zu seinem ersten Champions-League-Treffer. Die Rechnung von Bayer-Trainer Roger Schmidt, der etwas überraschend seinen Torjäger Stefan Kießling auf die Bank gesetzt hatte, schien aufzugehen.

Für den im erfolgreichen Playoff-Spiel gegen Lazio Rom überragenden Torjäger kam Javier „Chicharito“ Hernandez zu seinem Startelf-Debüt. Der Mexikaner war am frühen Tor maßgeblich beteiligt. Doch gleich die erste Ecke des Spiels nutzten die Weißrussen zum Ausgleich. Beim Treffer des Serben Milunovic agierte Roberto Hilbert, der Torhüter Bernd Leno die Sicht versperrte, unglücklich.

Wie Kießling bekam auch Christoph Kramer nach zwei Bundesliga-Niederlagen in Serie eine Denkpause. Der Weltmeister wurde durch den aus Dortmund gekommenen Kampl ersetzt. Kurz vor der Pause mischte der Ex-Gladbacher dann aber schon wieder mit, wurde für den verletzten Kapitän Lars Bender eingewechselt.

Vorentscheidung nach einer Stunde

Zu diesem Zeitpunkt hätte Bayer schon das eine oder andere Tor geschafft haben müssen. Doch die Rheinländer belohnten sich nicht für ihr flott aufgezogenes Spiel. Die beste Gelegenheit vergab Mehmedi, der mit seinem Schuss aber knapp scheiterte. Bellarabi hatte sich zuvor gegen den Alexander Hleb den Ball erkämpft. Wenig später wurde der frühere Stuttgarter und Wolfsburger Profi Hleb verletzt ausgewechselt.

„Da ist sehr bitter“, sagte der ehemalige Bayer-Kapitän Jens Nowotny in der Pause bei „Sky“ und befand: „Die Mannschaft hat sich einlullen lassen.“ Hellwach kam Bayer aus der Kabine. Calhanoglu nutzt schon nach zwei Minuten eine Vorlage des starken Bellarabi. Wieder waren die Gastgeber früh in Führung gegangen. Doch diesmal machten es die Leverkusener besser. Die Schmidt-Elf agierte weiter druckvoll und stand sicher in der Abwehr.

Nach gut einer Stunde schafften die beiden vom Trainer in die Startelf beförderten Kampl und Hernandez die Vorentscheidung. Kampl spielte steil auf den Mexikaner und die „kleine Erbse“ erzielte sein erstes Tor für seinen neuen Club. Schmidt holte Hernandez dann in der 72. Minute unter dem tosenden Jubel der Fans im nicht ausverkauften Stadion vom Feld, Kießling ersetzte ihn. Für die endgültige Entscheidung sorgte dann Calhanoglu mit einem sicher verwandelten Handelfmeter.

Ter Stegen düpiert

Marc-André ter Stegen hat 102 Tage nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Barcelona seinen wohl ernüchterndsten Moment auf der Königsklassen-Bühne erlebt. Der deutsche Fußball-Nationalkeeper ließ sich beim 1:1 des Titelverteidigers beim AS Rom am Mittwochabend durch Alessandro Florenzis Weitschuss aus 55,5 Metern überrumpeln.

Die Katalanen kamen durch diesen denkwürdigen Treffer in der 31. Minute nicht über ein Unentschieden zum Auftakt der Gruppe E hinaus. Bei den Römern stand Neuzugang Antonio Rüdiger in der Startelf. Luis Suarez hatte Barcelona in Führung gebracht (24. Minute). Ter Stegen ist derzeit wegen des Ausfalls von Konkurrent Claudio Bravo in allen Wettbewerben erste Wahl - ein Status, den er gerne festigen möchte. Allerdings hatte er bereits im spanischen Supercup gegen Athletic Bilbao einen Gegentreffer aus 47 Metern kassiert.

Aber auch für zwei deutsche Weltmeister lief es alles andere als rund. Mesut Özil blamierte sich mit dem FC Arsenal in der Gruppe F beim Außenseiter Dinamo Zagreb mit 1:2. Alex Oxlade-Chamberlain unterlief ein Eigentor, Olivier Giroud sah früh die Gelb-Rote Karte.

Und Shkodran Mustafi musste mit dem FC Valencia in der Gruppe H ein 2:3 gegen Zenit St. Petersburg hinnehmen. Einen 0:2-Rückstand durch zwei Hulk-Tore egalisierte Valencia dank der Treffer von Joao Cancelo und André Gomes noch. Für die Niederlage sorgte dann aber Axel Witsel.

Den ersten überzeugenden Saisonsieg feierte der englische Meister FC Chelsea mit dem 4:0 in der Gruppe G gegen Maccabi Tel Aviv. Dennoch begann die Partie kurios mit einem verschossenen Elfmeter von Eden Hazard. Der ehemalige Augsburger Abdul Rahman Baba feierte sein Pflichtspieldebüt.

In der Chelsea-Gruppe trennte sich Dynamo Kiew 2:2 vom FC Porto, für den der einstige Real-Keeper Iker Casillas seinen ersten Einsatz in der Königsklasse hatte. Champions-League-Neuling KAA Gent erkämpfte sich trotz Unterzahl ein 1:1 gegen Olympique Lyon.