Cem Özdemir im Bundestag. Der Grünen-Politiker sieht sich massiven Drohungen ausgesetzt. (Archivfoto) Foto: dpa

Beleidigungen sei er gewohnt, doch sei die Zahl der Morddrohungen gegen Cem Özdemir im Moment so hoch wie nie. Das bestätigte Özdemirs Büroleiter einer Zeitung. Özdemir gilt auch als Erdogan-Kritiker.

Berlin - Nach massiven Drohungen tauscht sich Grünen-Chef Cem Özdemir einem Medienbericht zufolge mit den zuständigen Behörden über Sicherheitsmaßnahmen aus. Özdemirs Büroleiter Marc Berthold sagte der „Welt am Sonntag“, man sei „mit dem BKA in Abstimmung“. Er fügte an: „Schmähungen und Beleidigungen sind wir durchaus gewohnt, aber so eine hohe Zahl von Todesdrohungen haben wir noch nie erlebt.“

Der „Welt am Sonntag“ zufolge hat die Berliner Polizei seit Donnerstag ihre Präsenz in der Umgebung von Özdemirs Wohnung erhöht. „Es gibt leider auch eine türkische Pegida“, sagte der Politiker der Zeitung zur Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen. „Rechtsradikalismus ist kein deutsches Privileg. Das gibt es leider auch in der Türkei und unter Deutschtürken.“

Özdemir, der türkische Vorfahren hat, hatte sich wiederholt kritisch zum Kurs der Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan geäußert. Er war einer der Initiatoren der am Donnerstag vom Bundestag beschlossenen Resolution, in der die Massentötung und Deportationen von Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord eingestuft werden. Die Türkei bedauert das, lehnt die Einstufung als Völkermord aber strikt ab. Der Resolutionsbeschluss wurde in dem Land heftig kritisiert.