Cédric Staudenmayer ist nun zum „Aufsteiger des Jahres“ gewählt worden. Foto: privat

Wer im Cédric einen Tisch bekommen möchte, muss ein halbes Jahr im Voraus planen. Doch wie schmeckt es beim Koch, der vom Feinschmecker zum Aufsteiger des Jahres gekürt wurde?

Es gibt einige Gäste, die denken, das Internet sei kaputt, erzählt Cédric Staudenmayer und lacht. Das Buchungssystem des Restaurants Remstal wird online freigeschaltet und schwuppdiwupp sind die Plätze weg – schneller als Klopapier zu Corona-Zeiten. Man muss natürlich dazu sagen, dass man hier nicht von Festzelt-Dimensionen redet. Es sind mal zehn, mal 16 Gäste am Abend, weil das Konzept nicht mehr Kapazitäten zulässt. Aber gerade in Zeiten, in denen die Gastronomie über Gästeschwund jammert, scheint es geradezu perfekt zu funktionieren. Das hat gleich mehrere Gründe.

 

Das Restaurant Cédric ist eine One-Man-Show – oder besser gesagt: ein Zwei-Mann-Konzept: Restaurantleiter ist Herbert Stöber und in der Küche werkelt eben der junge Cédric Staudenmayer, der dort derweil von einer Person unterstützt wird.

Cédric Staudenmayer und Herbert Stöber bei der Michelin-Verleihung 2024 in Hamburg. Foto: privat

Aufsteiger des Jahres: „Der Feinschmecker“ zeichnet Cédric Staudenmayer aus

Die Tatsache, dass man nur noch mit Glück über die Warteliste einen Tisch ergattert, könnte in Zukunft noch herausfordernder sein. Jüngst hat das Gourmetmagazin „Der Feinschmecker“ bekannt gegeben, dass Staudenmayer zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt wurde. Es sind nicht viele Köchinnen und Köche, die so jung schon autonom sind, also ohne Investor oder Hotel dahinter, den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Er ist ein Heimkehrer, eine glückliche Fügung, dass er mit Herbert Stöber einen so guten Restaurantleiter gefunden hat, der sogar schon bei Staudenmayers Großvater Otto Koch, dem Krone-Wirt, gearbeitet hat.

Der Koch: Cédric Staudenmayer

Cédric Staudenmayer, inzwischen gerade mal 27 Jahre jung, hat die Weichen für seinen Erfolg früh gestellt. Seine Lehrzeit absolviert Staudenmayer im Restaurant Cube in der obersten Etage des Kunstmuseums. Als prägendste Zeit bezeichnet er die Arbeit im 2-Sterne-Lokal Ophelia bei Küchenchef Dirk Hoberg am Bodensee. Vor Eröffnung seines eigenen Restaurants springt er eine kurze Zeit bei Torsten Michel in der dreifach besternten Schwarzwaldstube ein.

Das Restaurant: Cédric

Und so ging es bei ihm dann Schlag auf Schlag. Das alte Gasthaus bekam einen behutsamen Schönheitsschliff, das historische Ambiente mit ein paar zeitgeistigen Interieuraccessoires aufgepeppt – und das Lokal nach dem Vornamen des neuen Küchenchefs und Inhabers benannt. Eröffnet hat das Cédric 2022 – und im Frühjahr 2024 war die Sensation groß, als Staudenmayer mit dem „Young Chef Award“ des Guide Michelins ausgezeichnet wurde. Und das Restaurant einen Stern verliehen bekam. 

Schon an diesem Abend in Hamburg vibrierte sein Telefon pausenlos. Auch jetzt ist das Restaurant sehr lange im Voraus ausgebucht. Mit etwas Glück rutscht man von der Warteliste auf einen Platz.

Das Essen im Cédric

Und was erwartet einen dann hier, wenn man auf der kulinarischen Sonnenseite steht? Ein Fünf-Gang-Menü (derzeit für 129 Euro), das überraschend kreativ, geschmacklich frisch und zeitgeistig ohne Schnickschnack ist. Es gibt zwei verschiedene Weinbegleitungen (eine Normale für 41 Euro, eine exklusive für 71 Euro). Absolut großartig ist jedoch auch die alkoholfreie Begleitung (28 Euro), die mit eigenen Kreationen (wie etwa der Mix aus Kombucha, Heidelbeere, Lavendel) überrascht.

Wir starten mit dem Evoé Blanc de Noirs von Schnaitmann, dem „Remstal-Champagner“, wie ihn Herbert Stöber liebevoll nennt. Die Küche grüßt mit einem schönen, frischen Amuse Bouche: auf dem Tatar von Saibling sind feine Radieschenscheiben gebettet, toll ist die Kombination mit Roter-Paprika-Mayo und der Bitterkeit von der grünen Paprika im Sud. Dazu gibt es das wirklich famose Brot der Brotsucht in Waiblingen (ja, der Name ist Programm). Hier zeigt sich: Man muss nicht alles selbst machen, wenn es so gute Ware gibt.

Der Thunfisch Foto: nja

Der erste offizielle Gang ist der Thunfisch, der roh mariniert wurde. Optisch wirklich hübsch, mit kleinsten Kohlrabi-Stückchen und einer Liebstöckelvinaigrette und geschmacklich frischer Start ins Menü.

Das Risotto Foto: nja

Der zweite Gang aber ist vielleicht der geheime Star des Abends: das Fregola Sarda Risotto ist ein Gericht wie eine warme Umarmung: schlotzig-cremig und einfach zum Niederknien gut. Zum Lachs serviert Stöber einmal einen tollen Chardonnay vom Weingut Escher, sowie als alkoholfreie Variante einen Sirup aus Safran mit Pfirsich, der mit Tonic aufgegossen wurde. Wer den Lachs mit Kaviar (10 Gramm Oscietra Kaviar Grand Selection) aufgepimpt haben möchte, zahlt nochmal 25 Euro obendrauf. Topp ist die Kombination mit Safransößle und Pfirsich, mit dem feinen Fisch und der knusprigen Chorizo.

Ja, Staudenmayer versteht sein Handwerk, hat aber eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt. So auch beim vierten Gang: Picanha, perfekt gegrillte Tafelspitz-Stücke, schweben geradezu auf einer schön glänzenden Madeira-Jus, dazu gibt es ein Zucchiniselleriepüree.

Aprikose in verschiedenen Variationen – und immer verdammt gut. Foto: nja

Als erfrischendes Pre-Dessert eine kleine schöne Überraschung: Kaktusfeigensorbet mit Knallbrause erinnert nicht nur die Gen X an das gute Kaktus-Eis. Beim Dessert dann stellt Staudenmayer einen Geschmack (im September ist es die Aprikose) in verschiedenen Varianten in den Mittelpunkt: als Gel, Eis, Ragout und die frische Frucht. Entlassen wird man mit einem süßsauren Sorbet aus der schwarzen Johannisbeere und Mascarponecreme – und der Gewissheit, dass dieser Kerl zurecht ausgezeichnet wurde.

Restaurant

Cédric
Marktstraße 39, 71384 Weinstadt; Telefon 07151 / 3048228; Öffnungszeiten: Montag-Freitag 18:00 bis 23:00 Uhr (Küchenannahme bis 19:30 Uhr) Samstag und Sonntag Ruhetag

www.restaurant-cedric.de