Wer wird am Freitag die neue Nummer eins der CDU – Foto: dpa

Kurz vor dem CDU-Parteitag kommt in den Wahlkampf mächtig Bewegung, da sich einflussreiche Delegierte aus Baden-Württemberg öffentlich für den Politikrückkehrer Friedrich Merz aussprechen.

Berlin/Stuttgart - Da läuft etwas auseinander vor dem CDU-Parteitag in Hamburg, wo am Freitag der oder die neue Parteivorsitzende gewählt wird. Meinungsumfragen, zuletzt die des ARD-Deutschlandtrends, vermelden wachsende Zustimmung für Annegret Kramp-Karrenbauer. 39 Prozent der befragten CDU-Anhänger favorisieren demnach die bisherige Generalsekretärin, während nur 26 Prozent den in die Politik zurückgekehrten Friedrich Merz unterstützenBundesgesundheitsminister Jens Spahn spielt mit zwei Prozent Zustimmung hier so gut wie keine Rolle mehr. Trotz des demoskopischen Vorteils ist auf einigen der acht vorangegangenen CDU-Regionalkonferenzen die Begeisterung bei Merz‘ Wortmeldungen spürbar größer gewesen als bei Kramp-Karrenbauer. Aktuell machen Wahlaufrufe zugunsten von Merz ebenfalls von sich reden.

Äpfel und Birnen lassen sich jedoch nicht vergleichen: Die Stimmung in der den Christdemokraten zugeneigten Wählerschaft, die die Meinungsforscher gemessen haben, kann durchaus anders sein als unter den Parteimitgliedern, die zu den Regionalkonferenzen eingeladen wurden. Entscheiden werden in Hamburg jedoch die 1001 Delegierten, die einerseits frei in ihrer Wahl sind, aber sicherlich auch die Stimmung unter den Mitgliedern ihrer Bezirks- und Kreisverbände sowie die künftigen Bundestagswahlchancen des jeweiligen Kandidaten mit ins Kalkül ziehen werden.

Oettinger wirbt offen für Merz

Kein Geheimnis ist es, dass Parteigrößen aus Baden-Württemberg maßgeblich daran beteiligt waren, Merz hinter den Kulissen von einer Kandidatur auf dem Parteitag zu überzeugen. Bemerkenswert ist jedoch, dass seine Südwest-Unterstützer am Dienstag damit geballt an die Öffentlichkeit gegangen sind. Merz‘ Wahl wäre, sagte etwa Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble der „FAZ“, „das Beste für das Land“. Damit könne es gelingen, „unser System zu stabilisieren“ und die „politischen Ränder würden wieder schwächer“. Auch EU-Kommissar Günther Oettinger outete sich gegenüber unserer Zeitung als Unterstützer: „Den Ausschlag gibt für mich, dass uns Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bevorstehen, denen wir mit einem stärkeren Europa begegnen müssen – da ist Merz mit seiner Erfahrung als internationaler Wirtschaftsanwalt mit besten Kontakten in die USA sowie als Abgeordneter im Bundestag und im Europaparlament genau der richtige Mann.“ Für Thomas Bareiß, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, ist es besonders wichtig, enttäuschte und verlorene Stammwähler zurück zu gewinnen und der CDU ein klares Profil zu geben, wie er unserer Zeitung sagte: „Das traue ich Friedrich Merz mit seiner Erfahrung und seinen klaren Ideen am meisten zu.“

Schavan wünscht sich Kramp-Karrenbauer als Siegerin

Bareiß wie Oettinger sind Mitunterzeichner eines Wahlaufrufs baden-württembergischer CDU-Politiker für Merz, den der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten mit initiiert hat. Auf der bisher rund 80 Namen umfassenden Liste ist mit Wolfgang Reinhart auch der Fraktionschef im Stuttgarter Landtag zu finden.

Aber auch für Annegret Kramp-Karrenbauer ist am Dienstag von Baden-Württemberg aus Wahlwerbung gemacht worden. „Ich wünsche mir eine Siegerin“, sagte die frühere Landes- und Bundesministerin Annette Schavan unserer Zeitung: „Ich schätze Annegret Kramp-Karrenbauer als hocherfahrene Christdemokratin, die zusammenführen, versöhnen und in schweren Zeiten Wahlen gewinnen kann.“