Drei Herren in Schwarz, eine Dame in Rot (von links): Stefan Kaufmann, Ursula Marx, Jörg Schrempf und Jürgen Sauer beim Neujahrsempfang Foto: Kai Müller

Die Behindertenbeauftragte Ursula Marx hat den Festvortrag beim Neujahrsempfang der CDU in Vaihingen gehalten. „Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif“, sagte die 68-Jährige, die einst Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat war.

Vaihingen - Dass Ursula Marx, einst Grünen-Fraktionschefin im Gemeinderat, mal beim CDU-Neujahrsempfang spricht, hätten sich wohl vor einigen Jahren nicht einmal die kühnsten Befürworter schwarz-grüner Zusammenarbeit ausmalen können. Doch aus der Kommunalpolitikerin ist längst eine engagierte Behindertenbeauftragte geworden, auch wenn sich CDU und SPD am Anfang querlegten. Doch diese Querelen sind Geschichte. „Wir sind stolz darauf, dass Sie unsere Einladung gefolgt sind“, sagte der CDU-Betreuungsstadtrat Jürgen Sauer am Dienstagabend beim Empfang in der Alten Kelter.

Die 68-Jährige hatte sich für ihre erste offizielle Rede nach ihrem Amtsantritt im November ihren Heimatstadtbezirks ausgesucht. Dass dieser Auftritt bei der CDU war, störte die Behindertenbeauftragte nicht im geringsten. Ganz im Gegenteil: „Da können wir auch noch den letzten Skeptiker überzeugen, dass das Amt parteipolitisch neutral ist.“ Dafür gab’s von den Zuhörern kräftigen Applaus. Marx gab einen Überblick, wie Menschen mit Behinderung in früherer Zeit behandelt wurden, sprach über die UN-Menschenrechtskonvention, in der das Wahl- und Wunschrecht jedes einzelnen im Mittelpunkt steht und mahnte, nicht gedankenlos mit Sprache umzugehen. Statt Behinderte müsse es Menschen mit Behinderung heißen. Die Rohrerin kritisierte, dass es zu wenig Inklusionsbetriebe gebe: „Da könnte der Vaihinger Wirtschaftsstandort Vorbild werden.“ Sie ergänzte: „Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif.“

Toiletten und Ladenleerstand

Lob gab es anschließend vom CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann: „Wir haben mit Ihnen eine sehr gute Vertreterin gewonnen.“ Während er einen Überblick über die Bundespolitik durch die „parteipolitische Brille“ gab, wandten sich Jörg Schrempf, Vorsitzender der CDU Vaihingen-Rohr-Dürrlewang, und Jürgen Sauer lokalpolitischen Themen zu. Ganz oben auf der Agenda: der geschlossene Obst- und Gemüsemarkt am Vaihinger Markt. „Da muss sich zügig was tun“, sagte Schrempf. Einen Skandal nannte Sauer die Probleme mit dem Bürgerforum im Jahr 2012. Weil Brandschutzauflagen nicht eingehalten worden waren, war der Veranstaltungssaal einige Monate abends geschlossen. Sauer sieht den Eigentümer in der Pflicht, den betroffenen Vereinen die Auslagen zu ersetzen. Alles andere wäre ein zweiter Skandal. Ganz ähnliche Worte fand er für den Zustand der öffentlichen Toiletten im Bezirksrathaus: „Das ist ein hygienisches Trauerspiel.“

Ohne Zweifel wichtige Themen, aber im Mittelpunkt stand die Behindertenbeauftragte. Die hatte an diesem Abend auch ihre letzten Skeptiker überzeugt.