CDU-Landeschef Thomas Strobl (links) und Generalsekretär Manuel Hagel applaudieren der frisch gekürten Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann. Foto: dpa

Mit seiner Ende-der Schonzeit-Attacke gegen den grünen Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich CDU-Generalsekretär Manuel Hagel viel Aufmerksamkeit gesichert.

Stuttgart - Wenn Manuel Hagel entspannen will, geht er gerne zur Jagd. Für sein Hobby bleibt ihm derzeit allerdings nicht viel Zeit. Denn der 31-Jährige, der im März 2016 in den Landtag gewählt wurde, hat wenige Monate später das Amt des Generalsekretärs der CDU Baden-Württemberg übernommen. Der Stimmenkönig aus dem Alb-Donau-Kreis soll seiner Partei nach ihrem Absturz bei der Landtagswahl neuen Schwung geben. Zur Überraschung vieler holte CDU-Landeschef Thomas Strobl den jungen Abgeordneten aus Ehingen damals an seine Seite, obwohl sich dieser sich bei der Abstimmung um die Spitzenkandidatur für 2016 für Strobls Gegenkandidaten Guido Wolf stark gemacht hatte.

Hagel hat seitdem die CDU-Geschäftsstelle in Stuttgart verjüngt, und er tourt viel durchs Land. Er will ehemalige Wähler, die zur AfD oder zu den Grünen abgewandert sind, zurückholen und neue Gruppen ansprechen. Das tut er allerdings nicht immer im Sinne seines Parteichefs. Als Strobl sich etwa beim Thema Migration für den sogenannten Spurwechsel von Asyl- zur Arbeitsmigration stark machte, widersprach Hagel öffentlich. „Ich bin ein Mensch mit eigenem Kopf, und Thomas Strobl kann damit auch sehr gut umgehen“, sagte Hagel. Loyalität bedeute nicht, „sich beliebig anzupassen, sondern setzt gerade auch eine eigene Haltung voraus“.

Erinnerungen an AfD

Wenig dürfte Strobl auch gefallen haben, wie sein Generalsekretär beim Parteitag am Samstag in Heilbronn den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann anging – und vor allem, wie er sich anschließend rechtfertigte. „Und ich sage das auch als Jäger: Auch die politische Schonzeit für Winfried Kretschmann endet mit diesem Tag“, rief Hagel den Delegierten zu – und manche erinnerten sich an die Aussage des AfD-Politikers Alexander Gauland, der nach dem Einzug seiner Partei in den Bundestag erklärt hatte: „Wir werden Frau Merkel jagen“. Angesichts der jüngsten Attacken auf Politiker verbieten sich nicht nur aus Sicht der Grünen, sondern auch mancher Christdemokraten solche Aussagen.

Er habe das ganz anders gemeint, sagte Hagel später. Er sei vor einiger Zeit von der Parteispitze aufgefordert worden, Kretschmann mehr zu schonen. „Da lag der Begriff der Schonzeit einfach nahe. Ich habe daher bewusst auch von politischer Schonzeit gesprochen.“ Die Formulierung des Jägers habe er gewählt, „weil der Jäger in der Schonzeit auf ganz besonders achtsame Weise hegt und pflegt. Diese besondere politische Pflege des Ministerpräsidenten endet hier und heute – das war meine Botschaft. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Alle anderen Interpretationen sind absurd.“

Politisches Sprungbrett

Zu den Aufgaben des Generalsekretärs gehört es, schärfer zu formulieren, als es Parteichef und Landesinnenminister Thomas Strobl mit Rücksicht auf den Koalitionspartner tun kann. Für viele Vorgänger war die Position ein wichtiges Sprungbrett in ihrer politischen Laufbahn – Volker Kauder, Thomas Strobl oder Katrin Schütz. Auch Hagel werden Ambitionen auf höhere Aufgaben nachgesagt. „Ich denke nicht den ganzen Tag an mich und was in einigen Jahren kommen mag. Die notwendige Gelassenheit gibt mir auch mein Gottvertrauen“, antwortet er auf entsprechende Nachfragen. Mit programmatischen Papieren beispielsweise will der bekennende Konservative die CDU zu ihren Wurzeln zurückbringen. Er wolle die liberale, die christlich-soziale und die konservative Strömung in der Partei wieder unter einen Hut bringen.

Die am Wochenende zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 gekürte Kultusministerin Susanne Eisenmann liegt inhaltlich zwar nicht immer auf einer Linie mit Hagel – vor eineinhalb Jahren hatte dieser in einem Papier mit dem Titel „Europa, Bildung und digitale Revolution“ beispielsweise gefordert, Lehrer sollten ihre Wochenarbeitszeit von 41 Stunden an den Schulen verbringen. Aber die pragmatische Stuttgarterin setzt auf gute Zusammenarbeit. Die hat es in den vergangenen Monaten bereits gegeben – so moderierte Hagel in der Nacht vor den Europa- und Kommunalwahlen im Mai das entscheidende Gespräch, bei dem Strobl schließlich einwilligte, Eisenmann die Spitzenkandidatur zu überlassen.

Beachtliche Karriere

Hagel, Vater eines kleinen Kindes, hat bereits eine beachtliche Karriere vorzuweisen: Nach der Realschule machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann, bildete sich zum Bankbetriebswirt weiter und wurde 2014 Filialdirektor der Sparkasse Ehingen. Nebenbei engagierte er sich politisch - mit 14 trat er der Jungen Union bei, mit 18 der CDU, mit 21 wurde er Stadtrat in Ehingen, fünf Jahre später CDU-Fraktionschef. Seit 2015 gehört er dem CDU-Landesvorstand an.