Verwaltungsgerichte sind für Fahrverbote, die CDU im Südwesten will sie vermeiden. Foto: dpa

Die CDU-Landesfraktion hat Firmen eingeladen, die mit Innovationen Stickoxide senken wollen. Gleichzeitig appelliert CDU-Chef Reinhart an den Bundesverkehrsminister, mehr für Nachrüstungen zu tun.

Stuttgart - Der CDU-Fraktionschef im Landtag von Stuttgart, Wolfgang Reinhart, hat an den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) appelliert, sich stärker für die Nachrüstung von älteren Dieselfahrzeugen einzusetzen. Scheuer müsse mehr Druck auf das ihm untergeordnete Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg ausüben, damit es mit der Zertifizierung der Nachrüstung von Dieselfahrzeugen der Euronorm fünf vorangehe. „Wir müssen bei der Nachrüstung endlich vorankommen“, sagte Reinhart. Gleichzeitig begrüßte es Reinhart, dass das KBA jetzt eine Datei erstellen, die alle Autos mit Nachrüstung aufnehmen soll.

Die Autoindustrie, die Rekordgewinne einstreiche, dürfe sich „keinen schlanken Fuß machen“, sondern sie müsse die Kooperation mit den Mittelständlern suchen, die jetzt die Nachrüstssysteme entwickeln. „Bevor wir hunderttausende Autofahrer mit Fahrverboten überziehen, müssen wir alles versuchen, was technisch möglich ist“, sagte Reinhart. Es gebe „intelligente Lösungen“ jenseits der Fahrverbote.

Firmen präsentieren ihre Innovationen

Die Fraktion präsentierte in einer kleinen Ausstellung vor dem Abgeordnetenhaus innovative Unternehmen. So stellte die Dr Pley SCR Technology aus Bamberg einen sogenannten SCR-Abgasreinigung für Dieselautos vor. Der Firmeninhaber Martin Pley verspricht mit Hilfe von einem SCR-Katalysator und einem Ammoniak-Schlupf Kat eine Stickoxidverminderung um bis zu zwei Drittel. Bei Euro-Norm-5-Dieseln lasse sich der Stickoxidausstoß auf unter 300 Milligramm pro Kilometer senken, bei Euro 6 auf unter 200 Milligramm. Er habe die Zusage des KBA, dass er die allgemeine Betriebserlaubnis für sein System erhalten könne, sagte Pley. Die Nachrüstung seit mit Kosten von mindestens 1500 Euro verbunden. „Aber sie ist nicht für alle Autos machbar.“

Vielversprechend sind auch zwei bauliche Erfindungen. So erprobt die Firma Strabag einen Asphaltbelag, der mit einem besonderen Granulat – im Fachjargon Abstreumaterial – versehen ist. Es enthält Titandioxid, das mit Hilfe von Sonnenlicht (Photokatalyse) die Stickoxide aus der bodennahen Luft abbauen und in Nitrate verwandeln kann. Diese Nitrate werden mit dem Regenwasser weggespült und in Städten in Kläranlagen gereinigt. Ihre Konzentrationen seien geringer als in der Landwirtschaft, heißt es. Auf Teststrecken konnte die Stickoxidbelastung um bis zu 26 Prozent vermindert werden – allerdings nur am Tage, wenn die Sonne scheint.

ADAC will weiter Druck machen

Ein ähnliches Verfahren nutzt auch die Firma Larix-Lärmschutz, die an der B 7 in Wuppertal besondere Lärmschutzwände erprobt hat, die ebenfalls mit Titandioxid beschichtet sind. Mit ihnen lassen sich Feinstaub und Lärmbelastungen reduzieren, aber angeblich auch Stickoxide um bis zu einem Viertel.

Auch der ADAC will weiter Druck machen auf die Politik, den gesetzlichen Rahmen für die Nachrüstung von Dieselautos zu schaffen, wie Carl-Eugen Metz vom ADAC Württemberg berichtete. „Sonst droht Autobesitzern die Entwertung oder Enteignung ihrer Fahrzeuge.“ Hier sei auch der ADAC als Verbraucherschützer gefordert. Der ADAC will seine Testreihe mit der Nachrüstung von vier gebrauchten Diesel-Autos, deren gute Ergebnisse er im Februar präsentiert hatte, fortsetzen. „Es geht um einen Langstreckentest mit 50.000 Kilometern in Hitze, Frost und Schnee“, sagte Metz. „In unserem ersten Versuch hatten wir gezeigt, dass Nachrüstsysteme gut funktionieren, selbst bei ungünstigem Bedingungen wie einem kalten Motor.“ Bei warmen Motoren gebe es Stickoxidreduktionen um 70 Prozent und mehr.