11. Juni 1996: Ministerpräsident Erwin Teufel (links) unterhält sich in Stuttgart mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, Günther Oettinger. Foto: picture-alliance /dpa/Rene Paetow

Anlässlich des 70. Geburtstags des Landes Baden-Württemberg versammelte die CDU-Fraktion im Landtag die aktuellen und früheren Landtagsabgeordneten zu einem Empfang – ein wahres Kunststück.

Es war schon fast historisch: Die CDU-Fraktion im Landtag versammelte am Dienstagabend in Stuttgart anlässlich des 70. Geburtstags des Landes Baden-Württemberg die aktuellen und früheren Landtagsabgeordneten zu einem Empfang. Es wurde eine illustre Runde in einem Café im Schlossgarten: Erwin Teufel (82), Günther Oettinger (68), Annette Schavan (66) und Stefan Mappus (56) folgten der Einladung des jungen Fraktionschefs Manuel Hagel (34).

Damit ist Hagel ein wahres Kunststück gelungen, denn die ehemaligen Spitzenpolitiker sprechen in dieser Konstellation kaum miteinander, geschweige denn treffen sie sich. Seit Oettinger im Jahre 2005 im Unfrieden die Nachfolge des damaligen Ministerpräsidenten Teufel angetreten hat, geht ein Riss durch die Südwest-CDU. Hagel sagte dem Vernehmen nach in seiner Rede, es sei an der Zeit, alte Gräben zuzuschütten. Nur wenn die CDU sich einig zeige, habe sie bei Wahlen auch Chancen, die Grünen als stärkste Kraft im Land wieder abzulösen.

Südwest-CDU seit 2011 im Sinkflug

Der damalige CDU-Fraktionschef Oettinger hatte sich 2004 in einer Mitgliederbefragung gegen die damalige Kultusministerin Schavan durchgesetzt, die Teufels Kandidatin war. Nachdem Oettinger 2010 als EU-Kommissar nach Brüssel wechselte, folgte ihm Mappus, der zum Lager um Teufel und Schavan gehörte. Die CDU verlor 2011 unter Mappus nach 58 Jahren CDU-Dominanz in Baden-Württemberg die Landtagswahl, der Grüne Winfried Kretschmann wurde Ministerpräsident. Mappus hat seitdem auch wegen seines rechtlich umstrittenen Rückkaufs von Teilen der EnBW einen schweren Stand in der CDU.

Seit 2011 ist die Südwest-CDU im Sinkflug bei Wahlen. Zuletzt erreichte sie im März 2021 nur noch 24,1 Prozent und lag damit weit hinter den Grünen. Kretschmann (73) hat schon vor einer Weile angekündigt, nach dieser Legislaturperiode aufhören zu wollen. Nun wittert die CDU, die derzeit in einer Koalition mit den Grünen regiert, ihre Chance. Hagel gilt als Hoffnungsträger der CDU, ihm werden Ambitionen auf die Spitzenkandidatur für die Wahl 2026 nachgesagt.

Thomas Strobl kam am späten Abend

Am späteren Abend kam auch CDU-Landeschef und Innenminister Thomas Strobl (62) noch zu dem Treffen – er musste noch an seiner Rede für die Landtagsdebatte an diesem Mittwoch feilen. Der Minister steht derzeit wegen der Affäre um die Weitergabe eines Anwaltsschreibens an die Presse massiv unter Druck. Die Opposition fordert seine Entlassung und will ihn an diesem Mittwoch im Landtag weiter in die Enge treiben. Strobl war unter den CDU-Landeschefs Oettinger und Mappus Generalsekretär, danach übernahm er selbst den Landesvorsitz. Am Abend war die verbreitete Meinung unter den CDU-Leuten, man solle nun abwarten, was die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben.