Sebsatian Turner beim Neujahrsempfang der CDU. Foto: PPFotodesign.com

CDU-Empfang im Zeichen der OB-Wahl - Mayer-Vorfelder kritisiert Parteichef Kaufmann.

Stuttgart - Bei Stuttgarts CDU sind der erklärte OB-Kandidat Sebastian Turner und sein möglicher Herausforderer Andreas Renner erstmals aufeinander getroffen - aber nur am Rande des Neujahrsempfangs. Erklären will sich Renner vielleicht erst in einigen Tagen. Die Fieberkurve der Partei steigt.

Nach der Sitzordnung hatte der frühere Singener OB und heutige EnBW-Manager Andreas Renner am Montagabend die Nase vorn. Der Mann, der als OB-Kandidat für Stuttgart gehandelt wird, aber dazu noch nichts Entscheidendes erklärt hat, sollte beim Neujahrsempfang der Kreis- und der Rathaus-CDU in der zweiten Reihe sitzen - weil er auch kurzfristig mal Sozialminister im Lande war.

Sebastian Turner, der bereits angekündigt hat, dass er im Oktober ohne Parteibuch, aber mit Unterstützung der CDU der Nachfolger von Wolfgang Schuster werden möchte, sollte mit der dritten Reihe vorlieb nehmen. Beiden gemeinsam war, dass sie den Neujahrsempfang nutzten, um die Stimmungslage der konservativen Basis zu sondieren. "Ich nehme an, dass Renner dann am Dienstag erklären wird, ob er antritt oder nicht", sagte ein christdemokratisches Mitglied der Verwaltung. Es könne auch noch ein paar Tage dauern, sagte Renner.

Kaufmann steht in der Kritik

Die Kandidatenfrage gab dem Empfang diesmal die besondere Note. Nicht nur wegen Turner und Renner, sondern auch wegen Stefan Kaufmann. Der Kreisvorsitzende steht innerparteilich zunehmend in der Kritik, weil er sich frühzeitig auf Turner festlegte, während er noch die Mitglieder zur Nennung von Vorschlägen aufforderte - und während die Findungskommission noch nichts vom Namen Turner wusste.

"In der Partei herrscht Entsetzen über das Verfahren und bei manchen auch über den Vorschlag", behauptet ein wichtiges Parteimitglied. Andere Interessenten als Turner könnten kaum mehr darauf vertrauen, dass sie von Kaufmann fair behandelt würden und gleiche Chancen hätten. Sie müssten befürchten, dass sie sich durch eine Bewerbung nur beschädigten.

Auch die Frage nach Kaufmanns Zukunft als Kreisvorsitzender rückt mehr und mehr in den Blickpunkt. Die Überlegung dabei: Im Moment ist Turner der einzige offizielle Kandidat. Sollte er aber doch noch Konkurrenz bekommen und daran scheitern, wäre Kaufmann auch ein Verlierer. Sollte sich Turner durchsetzen, aber bei der OB-Wahl am 7.Oktober scheitern, stünde Kaufmanns Chance auf Rettung seines Postens zwar besser, doch geschwächt wäre er ebenfalls.

Mayer-Vorfelder spricht sich für Renner aus

"Ich verstehe nicht, warum er sich so früh und so strikt auf Turner festlegte", sagte ein Beobachter aus den Reihen der CDU im Rathaus. Auch im Kreisvorstand ist Kaufmann nach Informationen unserer Zeitung stark angekreidet worden, dass er am 9.Januar im Urlaub war, als das Gremium über Schusters Verzicht auf eine weitere Amtszeit redete. Der Ex-Vorsitzende Gerhard Mayer-Vorfelder habe das Heft in die Hand nehmen müssen. Es sei hoch hergegangen.

Am Montag sprach sich "MV" auf Anfrage unserer Zeitung für Renner aus und nannte Kaufmanns strategische Überlegung, dass ein Parteiloser für die CDU in den Wahlkampf ziehen sollte, "Unfug".

Kaufmanns Vize Thomas Bopp gilt ebenfalls als Unterstützer von Turner. Der Regionalpräsident verteidigte auf Anfrage Kaufmann und Turner. Der Kreisvorsitzende habe seine Aufgabe, einen attraktiven Kandidaten für die CDU zu suchen, "aktiv und erfolgreich wahrgenommen". Turner traue er zu, sagte Bopp, dass er die Wahl gewinne und ein guter OB sein werde. Dennoch wollte Bopp sich nicht abschließend für ihn aussprechen: "Es könnte ja sein, dass sich noch eine qualifizierte Persönlichkeit bewirbt. Ihr darf man nicht durch Vorfestlegung die Chancen nehmen, zumal die Partei ja ein demokratisches Auswahlverfahren wollte."

Tritt Renner an?

Kaufmann ging beim Empfang nur kurz auf die Debatte ein. Eine Partei, die sich auf den Weg gemacht habe zur Stärkung der innerparteilichen Demokratie, müsse so eine Debatte unter Beteiligung der Öffentlichkeit und der Medien ertragen.

Unserer Zeitung sagte er, er habe mit Turner einen Vorschlag gemacht, das bedeute aber nicht, dass er anderen Bewerbern nicht mit der nötigen Neutralität gegenübertreten könnte. Die Frage eines Rücktritts stelle sich nicht. Die Entscheidung werde von der Partei getroffen und verantwortet.

Falls auch Andreas Renner antritt, rechnen CDU-Beobachter mit nicht mehr als zwei Bewerbungen insgesamt. Sollte der frühere Minister aber abwinken, könnten noch einige Bewerbungen eingehen, hieß es. Interesse wird nicht nur dem Regionalrat Wolfgang Häfele und dem Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper nachgesagt, sondern auch der Bundestagsabgeordneten Karin Maag. Sie führe zurzeit eifrig Telefonate um herauszufinden, ob sie unterstützt würde, heißt es.