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Beim traditionellen Sommerfest der Stadt-CDU steht Gerhard Mayer-Vorfelder im Mittelpunkt.

Stuttgart - Sommersonne, Hochgenuss: Damit lockte die CDU-Gemeinderatsfraktion auf ihrer Einladung zum traditionellen Sommerfest eine illustere Runde ins Restaurant Plenum am Landtag. Sogar Stadtdekan Christian Hermes und die Spitzen der politischen Konkurrenz ließen sich sehen. Aber zwischen OB Wolfgang Schuster und OB-Kandidat Sebastian Turner zog vor allem ein Mann die Blicke auf sich: Gerhard Mayer-Vorfelder, das alte Schlachtross der CDU.

Das Phänomen MV zog alle in den Bann.

Denn der alte Haudegen ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung. Nicht allein wegen seines vitalen bronzefarbenen Teints. Etwa acht Monate vor dem 80. Geburtstag hat der „Alte“, wie er in seiner Zeit als VfB-Präsident genannt wurde, kein Jota seiner Geistesschärfe eingebüßt. Der frühere Finanz- und Kultusminister des Landes ist daher immer noch ein gefragter Gesprächspartner.

So plauderte MV bei einem Gläschen Aperol-Sprizz und mancher Zigarette mit seinen Parteifreunden über alles, was ihn in diesen Tagen bewegt. Offen und ungeniert. Natürlich auch über den parteilosen OB-Kandidaten Turner. Nicht erst an diesem Abend wurde klar: Die Sympathien für Turner halten sich in überschaubaren Grenzen. „Wie kann einer, der die CDU als Sauhaufen bezeichnet, für diesen Sauhaufen in die Wahl ziehen“, fragt MV spitz und nahm anschließend die komplette politische Kaste ins Visier. In seinem Zeugnis über die Politiker von heute steht: Die meisten sind zu empfindlich, zeigen zu wenig Profil und schwimmen im Mainstream mit. „Keiner hält Gegenwind aus“, sagt der Mann, der in stürmischen Zeiten stets Napoleon zitierte: „Was interessieren mich die Gazetten von gestern.“

Ja, die Medien: Auch sie hätten ihren Beitrag am Niedergang der politischen Kultur geleistet. Erst kürlich hat MV darüber mit Christoph Palmer gesprochen. Palmer habe nur abgewinkt und gesagt: „Ich hätte die politische Bühne viel früher verlassen und in die Wirtschaft wechseln sollen.“ Gerhard Mayer-Vorfelder kann seinen damaligen Nachfolger als CDU-Kreisvorsitzenden sehr gut verstehen: „Die Guten wollen den Politiker-Job heute nicht mehr machen.“ Politik sei eben nicht vergnügungsteuerpflichtig, sondern eine Aufgabe, die mehr von einem abverlangt. Zum Beispiel Leidenschaft. Und damit war der Steilpass gespielt. Mitten in die Nahtstelle der Führungskette beim VfB. Bei den Roten erlebt der Ehrenpräsident des Clubs die eine oder andere Überraschung. „Dass Fredi Bobic das so gut hinbekommt, hätte ich nicht gedacht“, sagt er, „ich war früher immer der Meinung, dass ehemalige Profis den Manager-Job nicht können.“

In der Bewertung des Präsidenten blieb MV dagegen zurückhaltend. „Engagiert“ sei Gerd E. Mäuser. Er hätte auch sagen können: Der VfB-Präsident bemüht sich stets, allerdings relativ erfolglos, im Bemühen bei der Basis der Roten zu punkten. Hintergrund ist ein zufälliges Zusammentreffen von Mäuser mit dem früheren Hallen-Europameister und heutigen Vizechef der VfB-Leichtathleten, Herbert Wursthorn. Mäuser kannte bei dem Treffen weder den Namen Wursthorn noch dessen Funktion. „Ich habe das Präsidentenamt mit Herz ausgefüllt und mich immer um alle Abteilungen bemüht“, sagt MV nur und schmunzelt.