CDU-Generalsekretär Manuel Hagel hat am Samstag erklärt: Die Schonzeit für Kretschmann sei vorbei, das sage er „auch als Jäger“. Distanzieren will sich Hagel von seiner Metapher nicht.
Stuttgart - Manuel Hagel ist der Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg. Am Samstag hat die Partei auf ihrem Parteitag in Heilbronn Susanne Eisenmann zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 gewählt. In seiner Rede attackierte Manuel Hagel die Grünen scharf. Sie seien seien keine „bürgerliche Partei“, sie ähnelten eher Melonen – „außen grün und innen rot“. Das zeige ihre Bereitschaft zum gemeinsamen Regieren mit den Linken, etwa in Bremen. Dann folgte ein Satz, für den Hagel nun stark kritisiert wird: Die „politische Schonzeit“ für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sei vorbei, das sage er „auch als Jäger.“
Die Landesvorsitzende der Grünen Sandra Detzer bezeichnete Hagels Äußerung in einem Tweet als „absolut unangemessen in Zeiten rechtsextremer Gewalt“ gegen Politiker. Sie forderte die CDU im Land auf, sich von der Aussage des Generalsekretärs zu distanzieren.
Hagel selbst verteidigte seine Äußerung in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wie diese am Sonntag berichtete. Hagel sagte, er sei vom CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl kürzlich dazu aufgefordert worden, den Ministerpräsidenten zu schonen. In der Schonzeit hege und pflege ein Jäger die Tiere intensiv. Diese besondere politische Pflege des Ministerpräsidenten habe die CDU mit dem Nominierungsparteitag nun beenden wollen. Jede andere Interpretation seiner Aussage sei „absurd“, sagte Hagel laut des Medienberichts.
Strobl: Kretschmann „aus der Villa Reitzenstein jagen“
Bereits vor einigen Monaten hatte ein Christdemokrat im Südwesten auf eine Jagdmetapher zurückgegriffen. CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte im Mai vergangenen Jahres von der Parteitagsbühne gerufen, man wolle Kretschmann „aus der Villa Reitzenstein jagen“. Kretschmann war verärgert. Er sei ja keiner, der unrechtmäßig reagiere, ärgerte sich der Ministerpräsident in vertrauter Runde. Aus dem Amt jagen lasse er sich nicht.
Hintergrund der Debatte ist zudem eine Äußerung des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland nach der letzten Bundestagswahl. „Wir werden Frau Merkel jagen“, hatte Gauland anlässlich des Einzugs seiner Partei ins Parlament gesagt.
Auch Kritik aus der eigenen Partei
Auch Hagels Parteikollege Tobias Bringmann (CDU) kritisierte die Jagdmetapher. Bringmann war früher Sprecher der baden-württembergischen CDU, heute engagiert er sich in der Union der Mitte – einer Sammelbewegung, die sich als Gegenentwurf zur konservativen Werte-Union präsentiert.
Hagels Hinweis darauf, er spreche als Jäger und die Betonung, dass die Schonzeit zu Ende sei, bediene „unweigerlich rechte Gewaltphantasien“, schrieb Bringmann in einem langen Facebook-Eintrag. Auch bei dem Kurznachrichtendienst Twitter äußerte er seine Kritik und forderte Hagel dazu auf, sich zu entschuldigen.
Andere Nutzer wiesen in der Debatte auf Twitter darauf hin, dass vor einigen Jahren auf Bundesebene auch ein Grünen-Politiker eine Jagdmetapher verwendet habe. „Wir werden den Kanzler jagen“, sagte der damalige Grünen-Sprecher Ludger Volmer nach der Bundestagswahl 1994. Die schwarz-gelbe Regierungskoalition war damals nur knapp bestätigt worden, die Grünen hatten bei der Wahl zugelegt.