Mona - Mona2 Sterne Foto: Island/Universal

Neue Alben des ESC-Zweitplatzierten Raphael Gualazzi, von Mona und Friendly Fires

Mona -Mona
(Island/Universal)
2 Sterne

Es gibt Bands, die wollen keine Zeit vergeuden. Keine Minute in schrammeligen Vorstadtclubs vertrödeln, nicht lange Demotapes aufnehmen, um dann irgendwann ein richtiges Album auf den Markt zu bringen. Mona ist so eine Band. Auf dem Debüt, das schlicht und einfach „Mona“ heißt, hört man sofort, dass die Herren aus Nashville ins Stadion wollen. Umwege ausgeschlossen. Das Problem ist, dass dieser angekitschte Poprock da zwar gut hinpasst, erst einmal aber in kleinen Clubs gehört werden muss.

Raphael Gualazzi - Reality And Fantasy
(Sugar/Universal)

4 Sterne

Die größte Überraschung des Finales des Eurovision Song Contest war nicht, dass Aserbaidschan mit einem aus Schweden stammenden Lied gewonnen hat, das wie die Eurodance-Fassung einer etwas zu pathetisch geratenen Coldplay-Nummer klingt. Auch nicht, dass keiner Nation die lasziven Lena-Posen zwölf Punkte Wert waren. Nein, wie der hoch geschätzte Kollege Peter Urban schon in seinen Kommentaren während der Live-Sendung bemerkte, die Sensation des Abends war, dass es der Italiener Raphael Gualazzi mit seinem jazzig swingenden Lied "Madness Of Love" am Ende dieses langen Samstagabends auf Platz zwei geschafft hat - mit einem Song, der einen hoffen lässt, dass die Zeit des stampfenden Europop-Einheitsbreis einmal vorbei sein und dass mit Italien auch die Zeit der großen Melodien wieder in den Sängerwettstreit zurückkehren könnte.

Das nun pünktlich zum ESC-Finale veröffentlichte Album "Reality And Fantasy" hält, was Raphael Gualazzis Auftritt in Düsseldorf versprach. Mehr noch: Der 29-jährige Sänger und Pianist erweist sich auf der Platte nicht bloß als eine jugendliche Version Paolo Contes. Er übersetzt die Canzone-Tradition auch ins 21. Jahrhundert, spielt feinfühlig mit Pop, Jazz, Funk und Soul. Für die Ballade "Behind The Sunrise" hat er sich die britische Soulhoffnung Rox als Duettpartnerin ins Studio geholt, singt im Ragtime "Calda Estate" auch mal Italienisch, verheimlicht aber selbst in englischsprachigen Nummern nie seine Herkunft.

Friendly Fires - Pala
(XL/Beggars/Indigo)
4 Sterne

Wenn Mona die Band für das Stadion ist, dann sind die Friendly Fires jetzt noch eine Kombo, die man vielleicht bei Stuttgart Kaputtraven sehen würde. Im kleinen Club also, in dem das Kondenswasser von der Decke tropft. Dort kann man meistens aber sowieso mehr Spaß haben. Das zweite Album „Pala“ erfreut durch wirklich tolle Kompositionen. Diese Lieder sind im weitesten Sinne Indie-Elektro-Pop. Fast immer tanzbar, häufig elektrisierend. Eine Band, der man den Durchbruch auf jeden Fall gönnen würde.