Macht gerne Angebote, die man nicht ablehnen kann: Jay-Z singt mit Justin Timberlake, Frank Ocean und Ehefrau Beyoncé. Foto: Def Jam/Universal

Qualitätsoffensive im US-amerikanischen Hip-Hop und R’n’B: Nachdem Frank Ocean und Kendrick Lamar im Jahr 2012 und Justin Timberlake und Kanye West im Jahr 2013 bereits erstaunliche Alben vorgelegt haben, legt Rap-Großmeister Jay-Z nach. Er kann aber nicht ganz mithalten.

Es ist nicht leicht, ein Luxusleben zu führen. Und Shawn „Jay-Z“ Carter kann ein Lied davon singen. „Holy Grail“ beginnt zwar als Schmonzette, die selbstverständlich Beyoncé gewidmet ist, der Frau, mit der Jay-Z seit 2008 verheiratet ist. Doch irgendwann bringt er dann aber auch Kurt Cobain und ein paar Zitate aus „Smells Like Teen Spirit“ unter und lamentiert schließlich zu heftig zuckenden, dumpfen Beats ausgiebig darüber, wie unerträglich er es findet, dass er als superreicher, supererfolgreicher Hip-Hop-Geschäftsführer kein stinknormales Leben mehr führen kann. Er fühle sich belagert von den Psycho-Zicken in seiner Hotellobby, von den Journalisten, die ihn hassen, von den ständig knipsenden Paparazzi. Er beklagt sich, dass er mit seiner kleinen Tochter Blue Ivy nicht einmal spazieren gehen kann, ohne von allen bedrängt zu werden. Und selbst Justin Timberlake, den er sich für einen engelsgleich vorgetragenen Refrain ausborgt, kann ihn nicht besänftigen.

Fast könnte man Mitleid haben mit diesem Rap-Mogul, der wohl der mächtigste Mann im US-Musikgeschäft ist, der kürzlich seine Anteile an den Brooklyn Nets, einem US-Basketballteam, verkauft hat, weil er selbst ins Sportmanagement einsteigen will.

Album kommt nicht an kreative Großwerke heran

Doch so furios einem eine Nummer wie „Picasso Baby“ die spröden Bassläufe um die Ohren haut, „Somewhereinamerica“ sommerlich groovt, „Oceans“ mit Gaststar Frank Ocean ausnahmsweise einen melancholischen Ton anstimmt oder sich Jay-Z in Stücken wie „BBC“ ins polyrhythmische Dickicht wagt – in seinen Klageliedern über das Leben im Wohlstand und seinen Hoheliedern auf die Familie kreist der Hip-Hop-Pate doch ein bisschen zu sehr um sich selbst.

Zum Beispiel wenn er sich zum nervösen Sequenzergenudel in der Ballade „Part II (On The Run“) im Duett mit seiner Gattin Beyoncé als Paar auf der Flucht inszeniert. Oder in „Heaven“, durch das sich ein Cembalo vorbei an Led Zeppelins „Stairway To Heaven“ und R.E.M.s „Losing My Religion“ schlängelt, während Jay-Z von seinem Maybach schwärmt und behauptet: „God ist my chauffeur“ – Gott ist mein Fahrer. Ein bisschen Größenwahn muss schon sein bei einem Mann, dessen Vermögen auf 500 Millionen Dollar geschätzt wird und der bereits mit 17 Grammys ausgezeichnet wurde.

Doch obwohl „Magna Carta Holy Grail“ ein sehr gutes Hip-Hop-Album geworden ist, reicht es doch nicht an die kreativen Großwerke heran, die zuletzt Justin Timberlake und Kanye West veröffentlicht haben. Aber auch das ist nur ein Luxusproblem.