In Nufringen parkt ein Stadtmobil-Auto in der Bahnhofstraße. Doch bisher findet sich noch nicht allzuoft ein Fahrer, der es benutzt. Foto: factum/Granville

Carsharing liegt im Trend – doch nicht überall im Kreis Böblingen ist die Nachfrage nach den geteilten Autos gleich groß. Manche Standorte sind eher ein Minusgeschäft.

Böblingen - Seit gut vier Monaten parkt in der Bahnhofstraße neben der evangelischen Kirche in Nufringen ein rotes Stadtmobil-Auto. Damit ist die Stadt die jüngste Station des im Kreis Böblingen stark vertretenen Carsharing-Anbieters. Doch allzuoft ist der rote Wagen bisher noch nicht unterwegs.

Norbert Fasching ist der Stadtmobil-Regionalbeauftragte und für die Standorte Nufringen und Gärtringen zuständig. Die Idee, in Nufringen Carsharing anzubieten, habe es schon seit einigen Jahren gegeben. Allerdings sei viel Vorarbeit nötig gewesen, bis man den Plan im vergangenen Oktober habe in die Tat umsetzen können, sagt er. Es sei Glück gewesen, dass der Verein ein Auto habe zur Verfügung stellen können, so habe man das Angebot der Gemeinde annehmen können, es auf der gemeindeeigenen Fläche abzustellen.

Die Autos in Böblingen sind zu 30 Prozent ausgelastet

Die Nachfrage nach dem roten Opel Astra Kombi lasse bisher aber noch zu wünschen übrig, sagt Edgar Augel, der Marketingverantwortliche bei der Firma Stadtmobil Carsharing. Rund 13 Prozent eines 24-Stunden-Tages sei der Wagen zurzeit unterwegs. Erhofft habe man sich einen Wert von rund 30 Prozent. Allerdings müsse man dem neuen Standort noch Zeit geben. „Im ersten Jahr ist die Nachfrage meist nicht so stark“, sagt Augel.

Denn an anderen Standorten läuft das Carsharing-Geschäft, etwa am Böblinger Bahnhof. „Dort sind die Autos zu 30 Prozent ausgelastet“, berichtet Augel. Die Gründe für die Unterschiede lägen etwa an den jeweiligen Stellplätzen der Stadtmobil-Wagen. Gut sichtbare Standorte direkt an Bahnhöfen seien erfolgreicher als solche, die weiter entfernt lägen und kaum auffielen. In Nufringen hat man daher einen Umzug an den Bahnhof ins Auge gefasst.

Stadtmobil-Station in Gärtringen soll verlegt werden

Auch das Stadtmobil-Auto in Gärtringen hat mit einer geringen Auslastung von im Schnitt 17 Prozent im vergangenen Jahr zu kämpfen. Dort steht der rote Wagen auf einem Parkplatz am Rathaus gut 500 Meter vom Bahnhof entfernt. Doch auch dort wolle man den Standort an die S-Bahnstation verlegen, sagt Norbert Fasching.

Die Gärtringer Stadtverwaltung hat für diesen Plan bereits grünes Licht gegeben, obwohl das für die städtischen Mitarbeiter, die den Wagen für Dienstfahrten nutzen, einen weiteren Fußweg bedeutet. Der neue Stadtmobil-Parkplatz soll sich an der Nordseite des Bahnhofs gegenüber der Bushaltestelle befinden. „Wir bemühen uns, dass die Verlegung zum 1. März klappt“, sagt Fasching – der hofft, dass das Auto dann häufiger benutzt wird.

Denn eines steht fest: Rentiert sich ein Standort auf Dauer nicht, wird das Stadtmobil-Auto abgezogen. So geschehen vor gut einem Jahr in Hildrizhausen, wo die Jugendhilfeeinrichtung Waldhaus den Wagen für Dienstfahrten nutzte. Dies habe den Standort aber nicht getragen, sagt Edgar Augel, auch wenn die Stadt das Auto finanziell gefördert habe.

In Renningen stellt man derweil einen Trend zum Carsharing fest. Jochen Breutner-Menschick, der Vorsitzende des Vereins Ökostadt Renningen, der dort seit 25 Jahren für das Carsharing-Projekt verantwortlich zeichnet, sagt: „Seit einem halben Jahr geht es bergauf.“ Seit dem Jahreswechsel hätten sich zehn neue Mitglieder bei Ökostadt Renningen angemeldet.

Und auch das Angebot des Vereins wächst weiter: Wenn alles klappt, wird im April eine neue Station für ein Elektroauto am S-Bahnhof Renningen-Süd eröffnet, ein weiteres Fahrzeug für das Neubaugebiet Schnallenäcker sei bestellt, sagt Breutner-Menschick. Eine stärkere Auslastung der an Bahnhöfen geparkten Fahrzeuge kann er allerdings nicht feststellen.

Smarts von Car2Go können überall geparkt werden

Eine standortunabhängige Alternative für Carsharing-Interessierte im Kreis Böblingen sind die Fahrzeuge der Daimler-Tochter Car2Go. Diese haben keine festen Parkplätze, die rein elektrisch betriebenen Smarts dürfen überall im Geschäftsgebiet abgestellt werden. Gefunden werden sie dann über eine Smartphone-App. Bei Car2Go sei man zufrieden mit der Auslastung der Wagen, sagt die Pressesprecherin Vera Pfister. Eine Ausweitung des Geschäftsgebiets auf bisher nicht abgedeckte Städte wie Leonberg oder Herrenberg sei allerdings nicht im Gespräch.