Carola Rackete, die wieder aus italienischem Hausarrest freigelassene Kapitänin der Sea Watch 3. Foto: AP

Carola Rackete ist eine Kapitänin, die unter der Flagge der Moral nicht nur italienische Gesetze, sondern auch gewisse Stilregeln bricht. Alles Top, oder was?

Stuttgart - Was zieht man an, wenn man ins Mittelmeer aufbricht mit der Absicht, Menschen vor dem Ertrinken zu retten? Eine Kapitäns-Uniform mit viel Lametta? Ein Superheldenkostüm mit integrierter Glitzerstrumpfhose? Oder doch ein medienwirksames schwarzes T-Shirt mit dem Logo der Seenotrettungsorganisation Sea Watch?

Urlaubsmäßige Lässigkeit

Carola Rackete plagten wahrscheinlich andere Fragen, als sie die „Sea Watch 3“ mit 40 Migranten an Bord in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa steuerte. Weil die 31-jährige Kapitänin das ohne Erlaubnis tat, wurde sie festgenommen. Das Foto von einer jungen Deutschen in einem dunklen Neckholder-Top ging um die Welt. Während Rackete für Italiens Innenminister Matteo Salvini eine „Kriminelle“ ist, wird sie von vielen vor allem in Deutschland als Heldin gefeiert. Die Schlichtheit ihrer Aufmachung, die geradezu urlaubsmäßige Lässigkeit steht im krassen Gegensatz zu den uniformierten Herren, die Rackete in Gewahrsam nahmen. Früher hießen schulterfreie Tops auch Unterhemden. Heute sind sie Inbegriff minimalistischer Bekleidung. Sie stehen für Sonne, Meer und Spaß. Carola Rackete hat die Symbolik auf den Kopf gestellt. Das Unterhemd ist nun ein Heldinnenstoff.