Jungen und Mädchen aus benachteiligten Haushalten könnten den digital vermittelten Schulstoff nicht so gut bearbeiten und aufholen, warnte der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart. (Archivbild) Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Laut Caritasverband sind Jungen und Mädchen aus benachteiligten Haushalten besonders vom Teil-Lockdown betroffen. Umso wichtiger sei es, „dass Kitas und Schulen jetzt nicht geschlossen werden.“

Stuttgart - Von den Folgen des Teil-Lockdowns sind nach Ansicht des Caritas-Verbandes Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien besonders betroffen. Jungen und Mädchen aus benachteiligten Haushalten könnten den digital vermittelten Schulstoff nicht so gut bearbeiten und aufholen, außerdem komme die digitale Ausstattung nur schleppend voran, warnte der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Donnerstag zum Tag der Kinderrechte (20. November). Die Kinder und Jugendlichen lebten oft in engen Wohnungen und hätten daher weniger Möglichkeiten, sich zu beschäftigen.

Mehr als sonst fehlten Freizeitmöglichkeiten und lose Treffen mit Gleichaltrigen. „Umso wichtiger ist es für Kinder aus benachteiligten Familien, dass Kitas und Schulen jetzt nicht geschlossen werden“, forderte der Verband. Kontakte zu anderen seien eine wichtige Voraussetzung, damit sich die Jungen und Mädchen gut und dem Alter gerecht entwickeln könnten.

In Baden-Württemberg sind rund 1,6 Millionen Menschen von Armut betroffen

„Um dies zu gewährleisten, brauchen arme und benachteiligte Kinder auch in Corona-Zeiten soziale Kontakte – sei es in der Schule, im Hort oder Jugendtreff. Sie sind ein wichtiger Teil, damit Kinder ihre Chancen auf Bildung und Teilhabe bekommen“, sagte Kim Hartmann, die Koordinatorin der Initiative „Mach Dich stark“, die sich im Südwesten gegen Kinderarmut einsetzt.

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband warnt vor weiteren Kita- und Schulschließungen: „Ein zweiter Lockdown für Kitas und Schulen darf in Baden-Württemberg nicht mehr vorkommen“, sagt die Landesvorsitzende Ursel Wolfgramm. „Diese Mehrfachbelastung und soziale Isolation ist Kindern und Familien nicht noch einmal zuzumuten.“ Viele Kinder hätten durch die Corona-Pandemie bereits massive Einschnitte in ihrem sozialen Umfeld und Lebensalltag erfahren. „Aber Kinder brauchen Kinder“, sagte Wolfgramm. „Das ist für die Persönlichkeitsentwicklung im Kindesalter entscheidend.“

Nach Angaben des Wohlfahrtsverbandes sind in Baden-Württemberg rund 1,6 Millionen Menschen von Armut betroffen, davon sind rund 325 000 Kinder und Jugendliche. Als armutsgefährdet gelten Kinder, die in Familien leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland zur Verfügung haben. Außerdem kommt es darauf an, wie viele Personen in einem Haushalt leben, wie aus dem „Armutsbericht 2019“ hervorgeht. Die neuen Zahlen will der Verband an diesem Freitag veröffentlichen.