Hendrik Rook bekam viel Applaus für sein beachtliches Engagement. Foto: Werner Kuhnle

Der langjährige Caritas-Regionalleiter ist am Dienstag im Ludwigsburger Kulturzentrum gewürdigt und in den Ruhestand verabschiedet worden. Er hinterlässt seinem Nachfolger Marc Dressel große Fußspuren.

„Was wollet Sie denn hier?“ Diese selbst für schwäbische Verhältnisse uncharmante Begrüßung bekam Hendrik Rook vor knapp 27 Jahren zu hören, als er seinen Dienst als Leiter der neu gegründeten Caritas-Region Ludwigsburg-Waiblingen-Enz antrat. Oliver Merkelbach, der Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart, erklärte bei Rooks feierlicher Verabschiedung am Dienstag auch die Gründe dafür. Zum einen sei längst nicht jeder glücklich über die Neustrukturierung gewesen. Zum anderen, und das dürfte genauso schlimm gewesen sein, war der Neue auch noch evangelisch.

Dem gebürtigen Niederländer gelang es aber bald, über alle tatsächlichen und vermeintlichen Grenzen hinweg Brücken zu schlagen und Netze zu knüpfen. Auch das wurde in den zahlreichen Ansprachen deutlich – unter anderem von Landrat Dietmar Allgaier, seinem Rems-Murr-Kollegen Richard Sigel und Rooks Diakonie-Pendant Martin Strecker.

Zwischen allen Stühle und für alles offen

Vielleicht, überlegte Allgaier laut, liege das ja daran, dass Hendrik Rook, von seinen Freunden kurz Henk genannt, selbst zwischen allen möglichen Stühlen sitze. Als Niederländer sei er ein Migrant, zugleich so sparsam wie ein Schwabe, als Protestant leite er eine katholische Organisation, trinke am liebsten Tee, obwohl er Frankreich-Fan sei, habe immer hart verhandelt, sich aber auch immer seinen Humor bewahrt. Passend dazu prägte Humor auch die offizielle Verabschiedung. Die mehr als 300 Gäste aus den Kreis- und Schulverwaltungen, den Rathäusern mehrerer Kommunen und den Gemeinderäten, die ins Ludwigsburger Kulturzentrum gekommen waren, hatten immer wieder Grund zu lachen.

Es gebe wenige soziale Projekte im Landkreis Ludwigsburg, an denen Rook nicht maßgeblich beteiligt gewesen sei, die er gesteuert und angeregt habe, lobte Allgaier und nannte beispielsweise das betreute Jugendwohnen in Ludwigsburg und Murr. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie die soziale Infrastruktur ohne seine Impulse aussähe.“ Sein Pendant Sigel nannte als exemplarisches Beispiel für den Rems-Murr-Kreis die Kinderstiftung „Funke“, die unbürokratische Hilfe leiste und für die man „unheimlich dankbar“ sei.

Rook hat zahlreiche soziale Projekte angestoßen

Dass der studierte Pädagoge und Sozialwirt Rook, der seine Laufbahn bei der Caritas zehn Jahre vor seinem Start in Ludwigsburg in Künzelsau begonnen hat, ein ebenso pragmatischer wie verlässlicher Partner gewesen sei, hoben alle Redner hervor. Unermüdliches Eintreten für Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt hätten die langen Jahre seiner Zeit als Caritas-Regionalleiter geprägt. Der Aufbau des Freiwilligenforums Ludwigsburg, aber auch von Angeboten für Menschen, die Fragen zur Versorgung im Alter oder Patientenverfügung haben sowie die regionale Umsetzung der kirchlichen Wohnrauminitiative Türöffner sind einige der Meilensteine in Rooks langjährigem Wirken.

Der künftige Rentner Hendrik Rook sagte als Schlussredner, es bereite ihm große Freude, dass seine Netzwerktätigkeit und sein Engagement für Vielfalt so sehr gewürdigt worden seien. „Wir können nicht gesellschaftlichen Zusammenhalt fordern und selbst nicht zu Kooperationen bereit sein.“ Und er bat darum: „Schenken Sie meinem Nachfolger Marc Dressel dasselbe Vertrauen, das Sie mir geschenkt haben.“ Der 31-Jährige Dressel, der in Esslingen soziale Arbeit studiert hat, ist seit dem Jahr 2021 stellvertretender Regionalleiter der Caritas-Region Ludwigsburg-Waiblingen-Enz.

Ach ja: Die Verabschiedung von Hendrik Rook fiel übrigens weitaus herzlicher als seine Begrüßung anno 1996. Die Gäste erhoben sich von ihren Stühle und applaudierten ihm lang anhaltend.