Zwei Elekto-Smarts auf dem Weg zum Stuttgarter Hauptbahnhof: Die Leihautos werden gut angenommen, sagt Daimler. Foto: Daimler

300 elektrisch angetriebene Leih-Smarts rollen auf Stuttgarts Straßen. Der Auftakt des Projekts Car2go war vielversprechend, so ein Sprecher des Daimler-Konzerns. Bis Ende des Jahres soll die Region erschlossen sein.

Stuttgart - Marc Weiss hat’s nicht leicht. Er muss öfter nach Stuttgart. Der 29-Jährige arbeitet bei einer Firma für Gebäudeautomation in Sindelfingen, doch meist ist er auf Baustellen im Stuttgarter Stadtgebiet unterwegs. Jedes Mal parken und Gebühren zahlen. „Pro Tag kommen da schnell mal 16 Euro und mehr zusammen“, sagt der Projektleiter. Als er in der Zeitung davon las, dass Daimler mit 300 Elektro-Smarts in Stuttgart an den Start geht, zögerte er nicht lange. Im Internet meldete er sich an, holte sich eine Zugangskarte mit Pin im Kundencenter der SSB. Jetzt konsultiert er bei der Fahrt nach Stuttgart sein Handy und entscheidet dann spontan: Fahre ich vom günstigen Parkhaus in der Innenstadt mit der Stadtbahn weiter auf den Pragsattel oder steige ich auf einen der blau-weißen Flitzer um, die überall in der Stadt verteilt parken. „Meist entscheide ich spontan und danach, welches Verkehrsmittel näher ist“, sagt Weiss.

Karte an die Scheibe halten. Einsteigen und Pin eingeben, dann Schlüssel ins Zündschloss stecken. Los geht’s. 20 bis 60 Minuten lang mieten die Kunden einen Elektro-Smart im Schnitt am Tag. Die Minute kostet 29 Cent, die ersten 20 Kilometer sind inbegriffen. Um rentabel zu sein, muss ein Fahrzeug mehrfach am Tag angemietet werden. In der Regel fahren die Nutzer zwischen fünf und 15 Kilometer, beschränken sich also auf das Stadtgebiet. „Was die Nutzung angeht, sind die Stuttgarter vorne mit dabei“, sagt Andreas Leo, Sprecher des Car2go-Projekts. 8500 Kunden haben sich in den ersten zwei Monaten registriert. In Berlin, wo seit April vergangenen Jahres 1200 Smarts im Einsatz sind, nutzen bereits 35 000 Kunden das Angebot. Von den 18 Car2go-Städten in Europa und Amerika seien drei rentabel, heißt es. „Natürlich wollen wir auf lange Sicht Geld damit verdienen“, sagt Andreas Leo.

Für Marc Weiss ist Car2go eine sinnvolle Ergänzung zum bisherigen Angebot des städtischen Nahverkehrs. Statt lange auf die Stadtbahn zu warten oder weite Wege zur nächsten Haltestelle in Kauf zu nehmen, konsultiert er jetzt das Internet, um herauszufinden, ob nicht um die Ecke ein Smart parkt. „Wenn man sich daran gewöhnt hat, funktioniert es eigentlich recht reibungslos“, sagt er. Nur der geräuschlose Motor habe ihn anfangs etwas irritiert.

Der typische Leih-Smart-Nutzer männlich

Wie der typische Nutzer eines Leih-Smart aussieht, ist schwer zu sagen. „Darunter sind Studenten genauso wie Geschäftsleute“, sagt Andreas Leo. Genau erhoben habe man dies noch nicht. Sicher ist nur, dass der Frauenanteil in allen Städten zunächst eher gering ist, mit der Zeit aber steigt. Der Altersschnitt liegt bei etwa 30 Jahren, in Stuttgart ist er etwas höher. Wichtig sei den Nutzern vor allem die Flexibilität. „Das kann sein, wenn die Bahn in der Nacht nicht mehr fährt oder schnell noch zwei Kisten Getränke gekauft werden müssen.“ Oder aber verschiedene Verkehrsmittel wie Smart und Stadtbahn werden kombiniert.

Immer wieder beklagen Kunden, dass die Ladestationen zugeparkt sind. Vor allem in den dicht besiedelten Stadtbezirken wie dem Westen oder Süden kommt dies immer wieder vor. Auch Marc Weiss hat bereits beobachtet, dass „immer mal wieder ein dicker Wagen einen Parkplatz blockiert“. Er wünscht sich, dass das Ordnungsamt hier wie bei anderen Falschparkern auch hart durchgreift. Car2go-Sprecher Andreas Leo glaubt in diesem Fall jedoch an einen Lerneffekt. „Die Leute müssen erst mitkriegen, dass es jetzt anders ist.“ Dann würden auch die Klagen zurückgehen.

Noch in diesem Jahr soll das Projekt auf die Region ausgedehnt werden. Dann kommen noch einmal 200 Fahrzeuge hinzu, die EnBW will zeitgleich die Zahl ihrer Ladestationen auf 500 erhöhen. Welche Städte bedient werden und wann genau es losgehen kann, will Sprecher Andreas Leo nicht verraten. Sicher ist nur: Mit Car2go befindet sich Daimler auf Wachstumskurs.