Nur innerhalb des blau umrandeten Geschäftsgebiets von Car2go ist das Abstellen der Elektro-Leihfahrzeuge kostenlos, außerhalb kostet das 1,90 Euro extra. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Lokalpolitiker in Stuttgart-Vaihingen fordern mehrheitlich, dass die Stadt noch mal mit der Daimler-Tochter Car2go verhandelt – und die öffentliche Förderung gegebenenfalls auf den Prüfstand stellt.

Vaihingen - Seit dem 2. November hat der Carsharinganbieter Car2go sein Geschäftsgebiet in Stuttgart um etwa ein Drittel von 153 auf 101 Quadratkilometer verkleinert. Davon betroffen sind insbesondere Stadtteile und Wohngebiete, die ohnehin schon schlecht an Bus und Bahn angebunden sind. Auf der Filderebene gehören seitdem das Wohngebiet Fasanenhof und der Stadtteil Rohr nicht mehr zum Geschäftsgebiet der Daimler-Tochter; Büsnau gehörte ohnehin noch nie dazu.

Die FDP im Vaihinger Bezirksbeirat will das so nicht akzeptieren. Volker Weil und Michael Mehling hatten für die jüngste Sitzung einen Antrag vorbereitet. „Die Stadt Stuttgart setzt sich beim Carsharinganbieter Car2go dafür ein, dass das Geschäftsgebiet wieder das gesamte Gebiet des Stadtbezirks Vaihingen abdeckt“, so das Plädoyer. Und weiter schreiben die Lokalpolitiker: „Sollte dieser Forderung seitens Car2go nicht nachgekommen werden, entzieht die Stadt Stuttgart dem Carsharinganbieter Car2go die Genehmigung für kostenloses Parken.“

Carsharing als wichtiger Bestandteil eines urbanen Mobilitätsangebotes

Diese Forderung wollte aber selbst Volker Weil so nicht stehen lassen. Noch bevor der Bezirksbeirat den Antrag diskutierte, formulierte er, dass die Stadt nicht gleich die Genehmigung entzieht, aber „die öffentliche Förderung von Car2go auf den Prüfstand stellt“. Und – weil Konkurrenz das Geschäft belebt – soll die Verwaltung aktiv mit anderen Carsharingunternehmen in Kontakt treten – mit dem Ziel, Angebote zur Verfügung zu stellen, die das gesamte Stadtgebiet Stuttgart abdecken.

In der Begründung heißt es: „Carsharing ist ein wichtiger Bestandteil eines urbanen Mobilitätsangebotes und ist insbesondere in der Fläche bedeutsam – für Beziehungen, die nicht durch leistungsfähige und regelmäßige ÖPNV-Verbindungen bedient werden. Der Rückzug von Car2go aus den Randgebieten reduziert gerade diesen Wert für die Bürger.“ Darüber hinaus appelliere die Stadt immer wieder an die Stuttgarter, das eigene Auto mit Verbrennungsmotor an Feinstaubtagen möglichst nicht zu nutzen und auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen. „Hierzu bedarf es auch in den Randgebieten von Vaihingen geeigneter Alternativen“, so die FDP.

FDP: Die Stadt soll selbstbewusst verhandeln

Die Grünen im Bezirksbeirat waren trotzdem skeptisch. Volker Schweizer war froh, dass Weil selbst den Antrag noch einmal umformuliert hatte, sagte aber trotzdem: „Carsharing ist etwas Gutes. Deshalb kann ich den Antrag so nicht unterstützen.“ Auch Klaus Spieske wollte lieber etwas vorsichtiger an die Sache herangehen: „Der Antrag birgt das Risiko, das Car2go ganz geht“, sagte er. Weil versuchte, seinen Standpunkt zu erklären. Auch er wolle vermeiden, dass sich die Daimler-Tochter komplett zurückziehe. „Aber ich möchte, dass die Stadt mit breiten Schultern und Selbstbewusstsein in die Verhandlungen geht.“ Michael Mehling fügte hinzu: „Car2go wird von der Stadt subventioniert. Wir Vaihinger finanzieren diese Subventionen mit, sind aber teils von der Nutzung abgeschnitten.“

Die CDU stand dem FDP-Vorstoß aufgeschlossen gegenüber. „Ich finde den Antrag sehr gut“, sagte Ulrich Bayer. Wenn Car2go sich zurückziehe, müsse man sich nach Alternativen umschauen. Eyüp Ölcer (Freie Wähler), sah es ähnlich: „Car2go macht nur in der Breite Sinn“, sagte er. Allerdings könne er auch nachvollziehen, dass das Unternehmen Geld verdienen müsse. Sigrid Beckmann (SPD) argumentierte: „Carsharing funktioniert nur in der Fläche. Wir tragen den Antrag mit.“ Am Ende nahm das Gremium den FDP-Antrag bei drei Enthaltungen mehrheitlich an.

550 E-Autos zum Mieten

Kosten: Die Daimler-Tochter Car2go hat in Stuttgart mit 550 Elektroautos seine größte Mietflotte. In Stuttgart werden 0,29 Euro/Minute für den Smart und 0,34 Euro/Minute für die B-Klasse berechnet. Innerhalb des Geschäftsgebiets ist das Abstellen der Fahrzeuge kostenlos, außerhalb kostet dies 1,90 Euro extra. Wer von oder zum Flughafen/Messe fährt, zahlt eine Extragebühr von 4,90 Euro.

Geschäftsbereich: In Deutschland ist die Firma auch in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München und im Rheinland aktiv.