Henning Wiegräbe ist der Gründer des Capricornus Ensembles Stuttgart. Foto: z

Das Capricornus Ensemble ist am 25. März in Stuttgart-Sillenbuch mit Werken italienischer Komponisten sowie von Händel und Schütz zu hören. Das Ensemble hat sich nach dem nach dem Stuttgarter Hofkapellmeister Samuel Capricornus benannt.

Sillenbuch - Wien 1752. Ein Opernensemble auf Tournee, das Konzert am Kaiserhof ist ein voller Erfolg. Doch dann feiern die Sänger etwas zu gründlich. Sie müssen sich vom Acker machen, weil sie sich mit ihren weiblichen Fans vergnügt und moralische Entrüstung ausgelöst haben. Wie soll es nun weitergehen? Als nächste Station stehen Stuttgart und Pforzheim auf dem Programm, doch nun fehlen die beiden Gesangssolisten, die Stars der Truppe.

„Stellen Sie sich dieses Szenario vor“, sagt Henning Wiegräbe, Gründer des Capricornus Ensembles Stuttgart, das am Sonntag, 25. März, von 18 Uhr an in der Martin-Luther-Kirche in Sillenbuch zu hören sein wird. Er hat sich diese fiktive, aber nicht unvorstellbare Geschichte ausgedacht und gleich eine Lösung für das Problem hinzugefügt. „Was für ein Glück, dass gerade die beiden weltbesten Posaunenvirtuosen in Wien weilen und kurzentschlossen die Sänger ersetzen. Die Tournee ist gerettet, die Konzerte mit Liedern ohne Worte werden bejubelt“, spinnt er weiter.

Musikalische Schätze aus der Renaissance und dem Barock

Das Capricornus Ensemble bietet in unterschiedlichen Besetzungen musikalische Schätze der Renaissance und des Barock. Am Sonntag, 25. März, werden zwei Posaunen, Streicher, Cembalo oder Orgel die „Lieder ohne Worte“ präsentieren. Neben Henning Wiegräbe sind der Posaunist Eckart Wiegräbe, Simon Reichert an Cembalo und Orgel, die Geigerinnen Katharina Heutjer und Eva Saladin sowie die Cellistin Christine Wiegräbe dabei. Zu hören ist Musik der Italiener Claudio Monteverdi, Giovanni Battista Buonamente, Andrea Falconieri und Niccolò Jommelli, eingerahmt von Werken der beiden deutschen Komponisten Heinrich Schütz und Georg Friedrich Händel.

Das Ensemble ist nach dem Stuttgarter Hofkapellmeister Samuel Capricornus (1628 bis 1665) benannt. Eigentlich hieß der Sohn eines evangelischen Pfarrers aus Böhmen Samuel Friedrich Bockshorn. Er latinisierte seinen Namen, wie es zu der Zeit unter Intellektuellen üblich war. Zunächst studierte der begabte Samuel Sprachen und Theologie, kam dann aber als Musiker an den kaiserlichen Hof in Wien und machte Karriere als Kapellmeister und Komponist.

Nach Zwischenstationen in Reutlingen und Preßburg erhielt er im Mai 1657 die Stelle des Hofkapellmeisters in Stuttgart, wo er bis zu seinem Tod 1665 tätig war. „Geprägt ist seine Zeit in Stuttgart von einem erbitterten Streit mit Philipp Friedrich Böddecker, dem Organisten der Stiftskirche, der sich bei der Stellenvergabe übergangen fühlte“, erzählt Henning Wiegräbe. Auseinandersetzungen wie diese, merkt er an, waren nicht untypisch für die Barockwelt. Abgesehen von persönlichen Animositäten ging es dabei auch um die Frage, ob die „teutsche“ Satztradition der sängerischen, raffinierten Verzierungskunst der modernen Italiener folgen dürfe. Wie die SWR-Musikredakteurin Doris Blaich herausgefunden hat, verbreiteten sich Abschriften der Capricornus-Kompositionen über ganz Europa, und so wählte das Ensemble den Stuttgarter Hofkapellmeister zu seinem Namensgeber.

Erbitterter Streit mit Philipp Friedrich Böddecker

Ein anderer Stuttgarter im Programm ist der Italiener Niccolò Jommelli (1714 bis 1774), gebürtig in Neapel. Gefeiert für seine Bühnenwerke und geistliche Musik machte er Karriere in Venedig und Rom, sein eigentliches Ziel aber war der Wiener Kaiserhof. Herzog Carl Eugen von Württemberg lockte ihn nach Stuttgart, wo Jommelli 1753 Hofkapellmeister wurde. Zu seinen Pflichten gehörte es, zweimal im Jahr eine Oper zu komponieren, die er im opulenten französischen Stil schrieb. Unter seinem musikalischen Einfluss erlebten die Württemberger (ab 1764 in Ludwigsburg) ihre glanzvollste Periode, der Aufwand für die Operninszenierungen muss gigantisch gewesen sein. Vermutlich wegen einer Intrige verlor Jommelli die Gunst des Herzogs und wechselte nach Neapel, blieb jedoch brieflich mit seinem Gönner in Verbindung.

Das Capricornus Ensemble Stuttgart ist am Sonntag, 25. März, von 18 Uhr an in der Martin-Luther-Kirche Sillenbuch, Oberwiesenstrasse 28, zu hören.