Gedränge auf dem Cannstatter Wasen: Das erste Volksfestwochenende hätte kaum besser laufen können Foto: Max Kovalenko

Es war wie bestellt: Das herrliche Wetter lockte die Menschen auf den Wasen und zum Volksfestumzug. Dort war auch die Volkstanzgruppe Eintracht mit dabei – sie kommt aus Blumenau in Brasilien.

Es war wie bestellt: Das herrliche Wetter lockte die Menschen auf den Wasen und zum Volksfestumzug. Dort war auch die Volkstanzgruppe Eintracht mit dabei – sie kommt aus Blumenau in Brasilien.

Stuttgart - Der frühe Vogel fängt den Wurm. Und der frühe Zecher bekommt noch einen Platz. Dieses Motto beherzigen besonders die Teenager. Bereits anderthalb Stunden vor der Öffnung um 11 Uhr standen sie am Samstagmorgen vor den Bierzelten Schlange, um ja hineinzukommen. Sie waren nicht die einzigen, die nichts verpassen wollten. 17 Tage dauert das Volksfest, doch das erste Wochenende übte auf viele offenbar einen ganz besonderen Reiz aus. So strömten rund eine Million Besucher auf den Cannstatter Wasen. Hunderttausende säumten die Straßen Bad Cannstatts am Sonntagmorgen beim Volksfestumzug. Und auch das Landwirtschaftliche Hauptfest verzeichnete 40 000 Besucher. „Das ist ein Festauftakt wie aus dem Bilderbuch. Das übertrifft all unsere Hoffnungen und Erwartungen“, sagt Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft.

Dementsprechend war es brechend voll, auf dem Platz, in den Zelten, und auf den Straßen. Wer mit dem Auto auf den Wasen wollte, brauchte Geduld, ebenso derjenige, der mit dem Taxi weg wollte. Die waren nämlich äußerst rar. Nachdem sich schon am Freitagabend die Klagen gehäuft hatten, sah Marcus Christen, Abteilungsleiter der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, Samstagnacht selbst nach dem Rechten.

Er suchte nach Taxis – und fand keines. „Es gibt 500 Taxis in Stuttgart und kein einziges war da“, sagte Christen, „und das, obwohl wir Taxiballons an den Taxiständen aufgehängt hatten und uns die Taxizentrale versprochen hatte, dass es dieses Jahr besser wird.“ Nun hat in. Stuttgart die Faxen dicke. „Wir werden beim Ordnungsamt beantragen, dass Taxis aus der Region nach Stuttgart an den Wasen hereinfahren dürfen“, sagt Christen, „Wenn die Stuttgarter Taxi-Zentrale ihre Fahrer nicht im Griff hat, dann müssen wir im Sinne unserer Gäste reagieren.“ Allerdings könne dies erst im nächsten Jahren greifen.

Gut, dass die Besucher aus Blumenau mit dem Flugzeug gekommen waren. Extra aus Brasilien waren sie angereist, um beim Volksfestumzug mitzumarschieren. Das hört sich exotisch an, dabei sahen die Brasilianer alles andere als brasilianisch aus. Sie wirkten in ihren Trachten sehr deutsch. Was kein Wunder ist, wurde doch Blumenau 1850 von dem deutschen Auswanderer Doktor Blumenau gegründet. In der Stadt 800 Kilometer südlich von Sao Paolo siedelten sich viele deutsche Auswanderer an, die ihre Bräuche überlieferten. So trifft sich die Volkstanzgruppe Eintracht jeden Sonntag zum Tanzen und Singen, da übe man etwa den Schuhplattler, erzählt Anamélia Regina Zibell. Von ihrer Oma hat sie Deutsch gelernt, Und die Volkslieder.

Zwei Wochen sind sie in Europa, nach Stuttgart brachte sie die Freundschaft mit der Pfullinger Trachtengruppe Echaztaler. Die boten einem jungen Mann aus Blumenau Asyl, als der während des Studiums eine Gruppe suchte, wo er sich dem Brauchtum widmen konnte. Vor sechs Jahren waren die Echaztaler in Blumenau, nun gab es den Gegenbesuch. Und gemeinsam liefen sie beim Volksfestumzug mit. Anschließend geht es für die Blumenauer nach Lissabon, bevor es am 6. Oktober zurück in die Heimat geht. Dort beginnt zwei Tage später das Oktoberfest. Und dort sind sie mal richtig gefordert: Das dauert nämlich vier Wochen.

Vier Wochen! Das würde die Dienstpläne der Polizei gehörig durcheinander bringen. Bedeuten doch die 17 Tage schon genug Arbeit. Der Stress „lag im Rahmen des Üblichen“ am ersten Wochenende, sagte ein Polizeisprecher. Ungewöhnlich waren jedoch mehrere dreiste Diebstähle. So sind Unbekannte in sechs Zelte und Verkaufsstände eingedrungen und haben Waren und Bargeld im Wert von fast 20 000 Euro erbeutet. Bereits am Freitag gegen 18.30 Uhr brachen zwei Männer eine Türe zum Servicebereich eines Festzeltes auf. Aus den Räumen stahlen sie Kleider und 5000 Euro. In der Nacht zum Samstag schlitzten Unbekannte an fünf Ständen die Planen auf. Sie erbeuteten Handys und weitere Elektronikgeräte im Wert von mehreren Tausend Euro. Aus einem Zelt stahlen sie zudem einen Backofen im Wert von etwa 10 000 Euro. Aufgrund von Größe und Gewicht des Ofens waren hier mehrere Täter am Werk, vermutet die Polizei. In der Nacht zum Sonntag haben Unbekannte zudem drei Jugendliche beraubt. Die drei Täter bedrohten ihre Opfer mit einem Messer und einem Pfefferspray und raubten ein Handy. Hinweise über Telefon 89 90 - 57 78.