Im Jahr 2011 wurden teilweise noch bis zu 100 Dezibel auf der Festmeile gemessen. Mittlerweile ist es auf dem Wasen ruhiger geworden. Foto: Leif Piechowski

Die Bürgerinitiative Am Veielbrunnen ist mit der Entwicklung des Frühlings- und Volksfestes zufrieden. Der Lärm scheint nicht mehr das dringendste Problem zu sein. Der Verkehr, der Müll und das wilde Urinieren machen den Anwohnern mehr zu schaffen.

Bad Cannstatt - Europas größtes Frühlingsfest lädt zum Feiern ein. Drei Festzelte, das Almhüttendorf sowie rund 250 Fahrgeschäfte, Buden und Stände sollen wieder etwa 1,3 Millionen Besucher auf den Wasen locken. Während sich die Gäste dort vom 15. April bis 7. Mai amüsieren können, bringt die Veranstaltung vor allem für die Anwohner im Gebiet Veielbrunnen auch wieder etliche Probleme mit sich.

In den vergangenen Jahren ging es vornehmlich um den Lärm, der beim Volks- und Frühlingsfest entsteht. Es wurden teilweise Werte bis zu 100 Dezibel gemessen. Die Grenze ist allerdings schon ab 80 Dezibel überschritten. Anwohner hatten deshalb gedroht, die Stadt auf Einhaltung der Grenzwerte zu verklagen. Bislang ist man vor Ort aber ohne richterlichen Beschluss ausgekommen. Das liegt erst einmal an der Geduld der Anwohner und zum anderen auch daran, dass die Veranstaltungsgesellschaft in.stuttgart gemeinsam mit der Stadt Maßnahmen erarbeitet hat, die den Lärm seit dem Frühlingsfest 2012 reduzieren sollen. Der Erfolg stellte sich zwar erst nach und nach ein, aber aktuell ist man bei der Bürgerinitiative Am Veielbrunnen mit den Fortschritten zufrieden. „Beim vergangenen Volksfest war es schon viel ruhiger als in den Jahren zuvor“, betont die Sprecherin Regine Herdecker. Klar höre man das Fest noch zu gewissen Spitzenzeiten, „aber wir sind mit der Entwicklung schon sehr zufrieden“.

Ein externer Tontechniker hat für mehr Lärm gesorgt

Das belegen auch die jüngsten Messergebnisse vom Volksfest 2016, die am Mittwochabend dem Bezirksbeirat vorgestellt wurden. Der Diplom-Ingenieur Thomas Heine vom Büro Heine und Jud konnte den Lokalpolitikern fast durchweg Positives berichten: „Die Anzahl der Überschreitungen hat gegenüber 2015 deutlich abgenommen.“ Nur an einem Abend seien in einem Zelt erhöhte Werte festgestellt worden. Zudem habe es eine Überschreitung beim Almhüttendorf gegeben. „Das lag aber daran, dass ein externer Tontechniker während einer SWR-Veranstaltung den sogenannten Limiter aufgebrochen hat.“ Die Schalter, die den Lärmpegel begrenzen, sind eigentlich verplombt. Im Fall des Almhüttendorfes habe man den Limiter nun mit einer Kiste umbaut, so dass ein Zugriff von außen nicht mehr möglich war.

Auch bei den Schaustellern habe es nur wenige Überschreitungen gegeben. An den fünf Tagen, an denen man kontrolliert habe, seien bei sieben Betrieben erhöhte Werte festgestellt worden. „Wir haben sie direkt aufgefordert, die Lautstärke zu reduzieren“, sagte Heine. Die Messungen hätten übrigens verdeckt stattgefunden, damit die Betreiber ihren Lautsprecher nicht absichtlich nach unten regulieren. Zudem würden sich erfahrungsgemäß die Besucher des Festes von Schallpegelmessungen oftmals animiert fühlen zu schreien oder zu singen – insbesondere im alkoholisierten Zustand.

Die Überwachung wird fortgesetzt

Auch mit den Werten an den zwei Dauermessstellen außerhalb des Festgeländes sei man zufrieden, sagte Heine. Beim Stadtarchiv hätten die Pegelwerte im Durchschnitt nicht über 58 Dezibel gelegen. „Somit sind die Zahlen auf dem Niveau des vergangenen Jahres geblieben und haben das geplante Ziel einer Minderung von fünf Dezibel gegenüber dem Bezugsjahr 2011 wieder erreicht“, erklärte Heine. An der Feuerwache seien zwar nur ein bis drei Dezibel weniger als im Jahr 2011 gemessen worden, aber dennoch seien die Werte weiter reduziert worden – um etwa ein Dezibel.

Maßgeblich für den Erfolg verantwortlich sei die dauerhafte Überwachung der Werte, betonte Heine. „Und die Präsenz durch die Gewerbeaufsicht der Stadt hat sicherlich ebenfalls dazu beigetragen.“ Eine Empfehlung auszusprechen, fiel dem Diplom-Ingenieur deshalb leicht: „Wir müssen weiter streng überwachen.“ Und das soll auch passieren, erklärte der Geschäftsführer von in.stuttgart, Andreas Kroll.

Die Bürgerinitiative Am Veielbrunnen um Sprecherin Regine Herdecker sieht aufgrund der positiven Lärmentwicklung die kommenden Aufgaben der Stadt vor allem darin, das Verkehrs- beziehungsweise Parkproblem im Quartier sowie Müll und wildes Urinieren in den Griff zu bekommen. „Aber die Stadt bemüht sich. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Herdecker.