Ob Wiesn oder Wasen – bisher hat Musical-Star Aisata Blackman Bierzelte gemieden. Dass die Holländerin, die als Tina Turner von Stuttgart die Fans hellauf begeistert hat, nun doch in einer Loge singt, hat private Gründe.
War das ein Abschied! Nach anderthalb Jahren und 633 Shows fiel beim Musical „Tina“ vor wenigen Wochen der letzte Vorhang im Stuttgarter Apollo-Theater. Von Anfang an war jede Show ein Sturm – bei der Dernière aber stieg die Orkanstärke ins Unermessliche! Im Publikum waren sich alle einig: Was Aisata Blackman und das gesamte Ensemble liefern, ist – Simply the Best!
Nach harten Monaten als täuschend echt wirkende Tina Turner wollte die gebürtige Holländerin ihrer Stimme und ihrem Körper erst einmal viel Ruhe gönnen. Dann aber ist sie am Montagabend mit vier Liedern ausgerechnet auf dem Cannstatter Wasen aufgetreten – dort, wo bekanntlich alles lauter ist.
Über viel Power verfügt die 44-Jährige weiterhin. Sie weiß einfach, wie man ein Feuerwerk entfacht und die Leute zum Tanzen und Ausflippen bringt. Die echte Tina Turner hatte das Volksfest 1976 besucht, als sie auf der Flucht vor Ike Turner im Dachswald bei Stuttgarter Freunden untergekommen war. Aisata Blackman, die sie großartig verkörpert, hat zuvor noch nie das Fest auf dem Wasen besucht. Dass sie nun doch kam, hat private Gründe. Nicht wegen einer hohen Gage sagte die Musicalsängerin zu, sondern einer Freundin zuliebe.
Aisata Blackman kam aus Berlin von Auditions
Kirsi Fee Wilhelm, die Verlegerin des „Top Magazins“, veranstaltete in der neuen Benz-Loge des Grandl-Zelts mit 300 Gästen ein Event, das für viele der eingeladenen Gäste als Höhepunkt des Wasens gilt. Dort geht es seit 25 Jahren immer besonders stürmisch zu. Als sich die Verlegerin und die Sängerin vor einiger Zeit kennen lernten, stellten sie fest, dass sie im selben Jahr und im selben Monat geboren sind, also über dasselbe Sternzeichen verfügen. Nur zwei Tage trennt ihr Alter.
Die Gemeinsamkeiten haben beide verbunden. Deshalb war Aisata Blackman, aus Berlin von einer Audition kommend, bereit, bei der Freundin auf einem ihr gänzlich ungewohnten Terrain aufzutreten, damit ihre Party noch schöner wird. Und wie fantastisch ihr das gelungen ist! Im Gespräch mit Moderator Jens Zimmerman lobt sie das Stuttgarter Publikum, das sie viel besser erlebt habe als das von Hamburg.
Die Party des „Top-Magazins“ gilt als Keimzelle des Trachtentrends, woran Innenminister Thomas Strobl in einer Begrüßung erinnert. 1999 zog Hans-Peter Grandl von der Wiesn, wo eine Ochsenbraterei sein Revier war, auf den Wasen. Das Volksfest besaß damals keinen guten Ruf. Mit Karin Endress, der damaligen Chefin des „Top-Magazins“, dachte er sich was Verwegenes aus. Im Herbst 2000 luden die beiden, unterstützt von der Brauerei, zu einer für Stuttgart in dieser Zeit ungeheuerlichen Wasenparty ein. Auf der Einladung stand: „Bitte kommt in Tracht!“
Manuel Hagel hat einen neuen Prakti
Die Gäste taten’s zurückhaltend. „Viele trugen gerade mal ein Halstüchchen“, erinnert sich Karin Endress. Heute wäre sie steinreich, hätte sie damals eine Provision mit Dirndl-Designern und Dirndl-Läden auf Lebenszeit ausgehandelt. Ihre Idee nach Münchner Vorbild hat voll eingeschlagen.
Wer zu den Events ohne Tracht aufs Volksfest kommt, erscheint als Spielverderber. Das will keiner sein. Obendrein macht es Spaß, ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Unter den Gästen ist der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel, der berichtet, dass er in seinem Büro einen neuen Praktikanten hat. Auch dieser feiert bei der Top-Party mit. Hagels neuer Prakti heißt Franz-Ferdinand Nopper – es ist der Sohn des Stuttgarter OBs.