Gute Stimmung in den Zelten beim Cannstatter Volksfest im vergangenen Jahr. Foto: dpa

Einen Euro weniger fürs Bier, Zwiebelrostbraten statt Schweinehaxe und Flirten auf Schwäbisch: Wir haben viele Gründe gefunden, warum das Cannstatter Volksfest mit der Münchner Wiesen mithalten kann – oder sogar besser ist.

Stuttgart - Die Diskussion ist wahrscheinlich genauso alt wie das Volksfest selbst: Wiesn oder Wasen – welches Volksfest ist das schönere und wo herrscht die bessere Stimmung? Wir aus Stuttgart lassen natürlich nichts über den Wasen kommen, immerhin ist es das größte Volksfest von Baden-Württemberg. Trotzdem beharren unsere Freunde aus der bayerischen Hauptstadt immer wieder darauf, dass die Wiesn „das Original“ sei. Doch ganz so einfach ist das nicht. Immerhin ist das Cannstatter Volksfest nur acht Jahre jünger.

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Mehr Bier für weniger Geld

Dafür wird aber stets länger gefeiert. Während die Münchner nur 15 Tage durchhalten, herrscht in Cannstatt ganze 16 Tage lang Halligalli. Und die Besucher kommen sogar noch günstiger weg: Der Liter Bier in den Stuttgarter Festzelten kostet bis zu 10,80 Euro. In München schlägt die Maß mit bis zu 11,50 Euro zu Buche. Immerhin einen Euro sparen die Schwaben, wenn sie aufrunden.

Die ganze musikalische Bandbreite

Und es gibt erstklassige Unterhaltung: Traditionell laufen natürlich auf beiden Volksfesten Schlager und Volksmusik. Doch wer genug von Akkordeon und Trompeten hat, dem bietet der Wasen Alternativen. Am 3. Oktober laufen die Charts im Wasenwirt, am 8. Oktober spielt ein DJ House und Techno im Sonja-Merz-Zelt und am 14. Oktober kommen Hip-Hop-Fans auf ihre Kosten. Mit dabei ist der Wasenhasi, das Maskottchen aus Cannstatt. Der „Wiesn Wastl“, ein Maskottchen-Hund vom Oktoberfest, existiert dagegen nur als Plüschtier am Souvenirstand in München.

Maultaschen statt Germknödel

Und dann wären da noch all die schwäbischen Vorteile. Denn nichts geht über Maultaschen, wenn einem das Bier langsam zu Kopf steigt. Oder doch ein schwäbischer Zwiebelrostbraten? Die schwäbische Küche steht der bayerischen jedenfalls in nichts nach. Darüber hinaus verstehen wir die Menschen wenigstens. Ob beim Essen bestellen oder beim Flirten mit dem Sitznachbar: Der Schwabe kann ja bekanntlich alles außer Hochdeutsch – und bayerisch schon gar nicht.

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Weniger ist mehr

Doch was, wenn es eine Maß zu viel war und der Festbesucher verloren geht? Dann sind die Chancen, diesen wiederzufinden, in Stuttgart tendenziell höher. Zum einen ist das Gelände kleiner und zum anderen tummeln sich dort weniger Menschen. Im Jahr 2017 besuchten 4,1 Millionen Menschen das Cannstatter Volksfest. Auf dem Oktoberfest waren es noch mehr: 6,2 Millionen trafen sich zum Biertrinken in München.

Am schönsten ist allerdings der Heimweg. Ob mit der Bahn, dem Taxi oder dem gratis Shuttle zum Hauptbahnhof – für uns Stuttgarter dauert der Weg nach Hause nur wenige Minuten. Denn eines bleibt immer gleich: Jeder Volksfest-Abend endet mit dem sehnsüchtigen Gedanken ans warme Bett. Beim Wasen-Besuch handelt es sich dabei meistens um das eigene.