An diesem Sonntag reiten erstmals beim Volksfestumzug Ritter hoch zu Ross durch Cannstatts Straßen. Die sonstigen Stars durften leider nicht kommen, eine Krankheit hatte die Vierbeiner ausgebremst.
Der Cannstatter Volksfestverein muss einen ganz kurzen Draht zu Petrus haben. Da mag es am Freitag während der Eröffnung des Wasenrummels regnen, da mögen am Samstag die Schauer vorbeischauen, dieser letzte Sonntag im September ist fast immer von der Sonne verwöhnt, die zigtausenden Besucher und Teilnehmer des Volksfest-Umzugs brauchen ganz selten einen Regenschutz.
Was auch gut ist, denn Ritter mit Regenschirm wirken schon etwas albern. Knirps links, Schwert rechts, das blieb den Württemberger Rittern in ihrer vollen Rüstung erspart; erstmals hatten die Organisatoren einen großen Mittelalter-Block zusammengestellt. Mit der Tanzgruppe aus Altdorf-Weingarten, den Muntprat-Trommlern aus Ravensburg, der Stadtwache aus Konstanz und die Nördlinger Ritterschaft sowie der Baltringer Haufen, die an die Zeiten des Bauernkriegs erinnern.
Mittelalter, das waren nicht nur Turniere und die Salier und Staufer, da wütete auch die Pest. Die Menschen haben darunter kaum noch zu leiden, für die Tiere gilt das nicht. Weil derzeit die Schweinepest grassiert, konnten die Schwäbisch-Hällischen Landschweinen nicht kommen. Wie für Menschen während Corona, gilt für die Schweine ein Kontaktverbot als Schutz vor Ansteckung des Virus, der von Wildschweinen übertragen wird.
Auch ohne die seitherigen Stars des Umzugs waren etliche Tiere dabei, 150 Pferde, Ochsen, Kühe und Geißen. 40 Festwagen und 3500 Teilnehmer fuhren und gingen am Sonntagmorgen durch die Gassen Bad Cannstatts zum Wasen. Mit dabei war auch das einzig übrig gebliebene Brauereigespann Stuttgarts. Erst nach der Berichterstattung dieser Zeitung, dass deren Auftritt auf dem Wasen mangels Ställen im Reitstadion gestrichen werden sollten, hatten sich die Verantwortlichen eines Bessern besonnen. So sind die Kaltblüter aus dem Schwäbischen Wald nicht nur auf dem Festplatz zu sehen, sondern trotteten auch beim Umzug mit.
Nicht bei den Bierfässern, sondern in eigenen Kutschen wurden Landtagspräsidentin Muhterem Aras und Stuttgarts OB Frank Nopper durch die Straßen gefahren. Auch eine Fruchtsäule en miniature und ein Modell der Grabkapelle war zu sehen. Ebenso die Cannstatter Kanne. Denn auf eines vergisst der Volksfestverein natürlich nie hinzuweisen, das Volksfest wird in Bad Cannstatt gefeiert.