Den Vertrag für ihr Wasenzelt hat sie um fünf Jahre verlängert: Sonja Merz empfängt bei ihrem traditionellen Weißwurstessen Stadtpromis vom OB Frank Nopper bis zum Flughafenchef Carsten Poralla. Thema auch hier: die Misstöne beim Fassanstich.
Ihr Name reimt sich auf Herz, das draußen am Zelt überdimensional und tiefrot als Selfiekulisse hängt. Aber nicht nur deshalb geht es bei Festwirtin Sonja Merz herzlich zu.
In einem harten Männerberuf hat sie sich durchgesetzt – nach Josefine Maier von Göckelesmaier als zweite Frau, die ein großes Zelt auf dem Cannstatter Volksfest führt. Seit 1981 ist sie in unterschiedlichen Bereichen auf dem Wasen tätig. Ihre Nachfolgerin wird Tochter Katharina Renz, die bereits gleichberechtigte Chefin ist. Die Mutter wird aber noch für eine ganze Weile bleiben.
Der Knochenjob macht Sonja Merz noch immer Spaß, zumal sich immer was Neues bei ihr tut: Neu ist die VfB-Loge auf der Empore, weshalb immer wieder bekannte VfB-Köpfe kommen. Vor dem Spiel der Champions League richtete die Vereinsspitze erstmals das offizielle Delegationsessen zünftig mit den Gästen aus Prag im „Zelt mit Herz“ aus.
Eine Tradition indes ist das Weißwurstfrühstück, zu dem die Wirtin, ihre Tochter und Hofbräu Stadtpromis und Freunde des Hauses am Tag der Deutschen Einheit einladen. Als Gastgeber fungiert diesmal dazu noch der Rotenberger Jungwinzer Thomas Diehl, dessen Wein im Merz-Zelt ausgeschenkt wird.
OB Frank Nopper, der mit seiner Frau Gudrun und Sohn Franz-Ferdinand zu den Gästen zählt, muss diesmal nicht fürchten, noch vor dem letzten Bissen seines Platzes verwiesen zu werden. Bei der Eröffnungsfeier ist dies nach dem Fassanstich geschehen, worüber immer noch auf dem Wasen hitzig diskutiert wird.
„Die Berichterstattung hat mit dazu beitragen, dass wir uns alle ausgesprochen haben“, sagt der Rathauschef. Offensichtlich haben sich jetzt alle wieder lieb. Im nächsten Jahr dürfte sich ein Rauswurf der Vips – dann ist der Fassanstich im Zelt von Klauss & Klauss bei deren Abschiedsjahr – nicht wiederholen.
Der Festwirt hört auch Lob und Respekt
Wirt Marcel Benz hat sich entschuldigt beim OB. Durch ein Versehen habe er die nachfolgenden Gäste auf 17 Uhr statt auf 18 Uhr eingebucht. Inzwischen wird Benz, dem Neuling auf dem Wasen, aber auch Lob und Respekt gezollt.
Es sei doch gut, hört man, dass ein Aufrechter die „Großkopfete“ in die Schranken verwiesen habe, die umsonst essen und trinken wollten. „Wir hätten natürlich auch selbst gezahlt“, sagt ein Ehrengast vom Fassanstich beim Weißwurst-Event. Doch man habe sich kaum hingesetzt nach dem Smalltalk im Stehen und sei gleich vertrieben worden.
OB besucht in diesem Jahr fünfmal den Wasen
Stuttgarts OB ist ein Wasenfan, wie er gern selbst sagt. In diesem Jahr wird er fünfmal das Volksfest besuchen, verrät er uns.
Nach der Eröffnung, dem Treff der Soldaten und dem Weißwurstfrühstück will Frank Nopper noch bei der Party des „Top-Magazins“ im Grandl-Zelt von Marcel Benz und beim 90. Geburtstag vom Göckelesmaier dabei sein.
Die Freude rund um den Weißwurst-Kessel ist groß. Hofbräu-Chef Martin Alber sagt, der Bierumsatz liege in diesem Jahr sogar über dem vom vergangenen Jahr. Luigi Aracri, der Chef von La Commedia, berichtet, dass sich sein Einstieg auf dem Wasen gelohnt habe: Sein Cuore Italiano im Zelt von Sonja Merz sei vor allem abends immer sehr gut besucht. Bei Zubrovka-Chef Denis Gugac, der die sich drehende Schatzibar betreibt, läuft es so gut, dass er sie in der Nacht zum Feiertag wegen Überfüllung schließen musste.
Vom Dehoga-Geschäftsführer Jochen Alber bis zum Varieté-Chef Timo Steinhauer, von Christina Semrau vom Kinderhospiz bis zum Flughafenchef Carsten Poralla – auch jenseits des Weißwurstäquators, also bei uns, zuzelt man gern und spricht über alles. Das dralle, pralle Würstchen, das es auch in der veganen Version gibt, darf nur daheim in Bayern die Zwölf-Uhr-Glocken nicht hören. Auf dem Wasen ist man in der Zeitfrage großzügiger. Aber nicht nur darin.