Der Streit mit München schwelt weiter. Kleine Spitzen unter Freunden kann man sich beim Volksfest nicht verkneifen. Anders als beim Oktoberfest will man auch das Rauchen in den Festzelten nicht verbieten.
Stuttgart - Der Dauerbrenner, er glimmt noch. Vor dem Start des 174. Cannstatter Volksfests an diesem Freitag hat Sozialminister Manfred Lucha die alte Diskussion wieder entfacht: Soll man in Festzelten rauchen dürfen?
Im Nichtraucherschutzgesetz von 2007 sind als Ausnahmen Bier-, Wein- und Festzelte verankert. Man darf hierzulande wie in den allermeisten anderen Bundesländern auf Kirben, Stadtfesten, Rummeln qualmen. Lucha will das ändern, das Rauchen in Gaststätten, Clubs, Spielhallen, Biergärten und Festzelten generell verbieten. Er ist nicht der Erste, der das versucht. Als Gesundheitsbürgermeisterin wollte Isabel Fezer (FDP) den Rauchern Abstinenz verordnen. Vergebens. Auch da war es viel Rauch um nichts.
Viel Rauch um nichts
Vor allem deshalb, weil es keine Beschwerden gibt. Weder bei den Wirten, noch bei der Volksfest-Veranstalterin in.Stuttgart. Die Besucher arrangieren sich offenbar. Was auch damit zu tun hat, dass die Luft schon lange nicht mehr so dick ist wie einst. Die Wirte haben hunderttausende von Euro in Lüftungssysteme investiert. Zudem „haben alle unsere Festzelte ein Pultdach“, sagt Werner Klauss, Wirt im Dinkelacker-Zelt und Sprecher der Festwirte. Also zwei Planen, die über die gesamte Länge in der Mitte 1,40 Meter auseinander sind, deshalb „habe man Super-Luft im Zelt“, sagt Klauss.
Die Erfahrungen vom Oktoberfest sind auch nicht gerade ermutigend. Dort ist das Rauchen verboten, was zu neuen Problemen führt. Es gab Ärger mit Sanitätern und Polizisten. Trauben von Rauchern versperrten draußen Notausgänge und Zugänge, die Helfer kamen nicht ins Zelt. Wiedereinlasskarten für Raucher sollten diesen zurück ins Zelt helfen, doch mit den Karten entwickelte sich ein florierender Schwarzmarkt. So hat nun jedes Zelt eine andere Regelung.
Diskussion um den Bierpreis
Apropos Oktoberfest, kleine Spitzen gen München konnten sich die Protagonisten des Volksfests bei der Pressekonferenz nicht verkneifen. Münchens Wirtschaftsbürgermeister Clemens Baumgärtner hatte ja über das Volksfest gelästert, obwohl er noch nie hier war und nicht mal wusste, ob man die oder der Wasen sagt. Werner Klauss: „Wir wollen gar nicht über andere reden, das entscheidende ist, wir können Volksfest.“ Man wisse zudem, „dass es nicht der Wiesn oder das Wiesn, sondern die Wiesn heißt“! Außerdem, so ergänzte Schaustellervertreter Mark Roschmann, stehe die Alpina-Achterbahn erstmals seit zig Jahren nicht auf dem Oktoberfest, sondern auf dem Volksfest. Was ehrlicherweise auch damit zu tun hat, dass die Achterbahn zuvor in Luxemburg war, da ist der Weg nach Stuttgart kürzer.
In einem allerdings ist München immer noch deutlich voraus: beim Bierpreis. 11,80 Euro kostet die teuerste Maß beim Oktoberfest, beim Volksfest sind es 11,20 Euro. Zu teuer? Auch diese Diskussion ist ein Dauerbrenner. „Wenn sie am Wochenende bei uns reservieren“, sagt Klauss, „zahlen sie 50 Euro, dafür bekommen sie drei Maß und ordentlich zu essen, dazu noch Live-Musik.“ Das gebe es in der Stadt für diesen Preis sonst nirgends.