Nina Renoldi in der Königsalm Foto: Lg/Rettig

Das Holz kommt aus Südtirol. Die Wirtin aus Bremen. Die Königsalm selbst ist aber im Schwäbischen zu Hause. Erstmals steht das neue Haus auf dem Volksfest.

Ist das noch ein Zelt? Es läuft unter der Kategorie. Aber wer sich in der Königsalm umschaut, muss feststellen, das ist ein Haus. Massiv aus Holz gebaut. Die Überreste 30 verfallener Bauernhöfe aus Tirol haben hier ein zweites Leben geschenkt bekommen, erzählt Wirtin Nina Renoldi.

Heimwerker bei der Arbeit

2007 war sie mit dem Almhüttendorf erstmals auf dem Wasen, um „alpenländisches Flair“ nach Stuttgart zu bringen. So ein Begriff kann einen schon zittern lassen. Wer erlebt hat, wie manche in den Alpen nur die Skischuhe anziehen, um nach zwölf Wodka-Feige an der Schneebar nicht umzukippen, musste bei der Ankündigung eines Almhüttendorfs eine Art urigen Ballermann befürchten. Doch Mallorca mit Tiroler Einschlag hatte die Familie Renoldi nicht im Sinn. Die Partymacher sollten woanders bleiben. Nun haben die Königsalmleute eine Schippe draufgelegt. Vater Klaus und Bruder Klaus junior haben die Alm geplant und gebaut, 2016 fingen sie damit an, gaben sechs Millionen Euro aus. 2019 war die Königsalm fertig. Einmal wurde sie in Bremen aufgebaut. Dann kam Corona.

Ein Kind der Rummelplätze

Nina Renoldi ist wie so viele Schausteller ein Kind der Rummelplätze. In siebter Generation reisen sie. Oma und Opa haben nach dem Krieg mit alten Panzerteilen ihre Raupenbahn repariert. Die Mutter reiste mit einer Geisterbahn. Nina Renoldi erinnert sich noch gut daran, „dass wir im Wohnwagen wach wurden, wenn es draußen ruhig wurde“. Stille, das geht gar nicht.

So war die erzwungene Ruhe doppelt schwer zu ertragen. Das Leben stand still, keine Arbeit, keine Aufgabe – und kein Geld. „Wir haben es hinbekommen“, sagt sie nüchtern. Da merkt man die Norddeutsche. Wobei, wo ist die Heimat? Das ist gar nicht so leicht zu sagen für Schausteller. Paderborn, Herne, Düsseldorf, München, Stuttgart, Bremen, aufgewachsen sind sie überall und nirgends. Mit ihrem Bruder war sie in Bremen im Internat, dort hat auch die Oma gewohnt.

Holz von alten Bauernhöfen

Für die Königsalm ist die Frage leichter zu beantworten. Deren Heimat ist im Schwäbischen. Zweimal im Jahr wird sie auf dem Wasen aufgebaut. Beim Frühlingsfest und beim Volksfest, dazwischen liegt sie im Lager in Waiblingen. Transportabel ist sie, obwohl sie massiv wirkt. Erdnägel brauchen sie keine in den Boden zu schlagen, sagt Nina Renoldi.

Bereits für den Bau der Almhütte war sie im Krippenmuseum in Luttach in Südtirol, um sich anregen zu lassen. Die Kontakte hat sie wieder spielen lassen, so hat ein Krippenschnitzer die verlassenen Bauernhöfe ausfindig gemacht, um das Holz zu sichten und zu kaufen. Zudem hat er die 20 Skulpturen geschnitzt, die man überall in der Alm findet. Und unter dem Dach fährt ein Schlitten von der einen Seite zur anderen.

Ähnliche Konzepte sind gescheitert

Der Kunde ist König. Und ein wankelmütiges Wesen. Die Betreiber des Württemberghauses und der Wasenalm, die es mit einem ähnlich hochwertigen Konzept versucht hatten, sind gescheitert. Renoldi ist zuversichtlich, dass ihr das nicht passiert. Schließlich habe sie vom Almhüttendorf ein Stammpublikum, zudem gibt es das Weinzelt von Andreas Zaiss nicht mehr. Potenzielle Kundschaft ist also vorhanden. Jetzt muss sie nur noch auf die Alm kommen.