Zuckerwatte, Bierzelt und Wildwasserbahn: Auf dem Cannstatter Volksfest ist für Besucherinnen und Besucher einiges geboten. Aber wie läuft der Tag für jene, die auf dem Wasen arbeiten müssen? Wir haben zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts bei ihrer Arbeit begleitet.
Der Duft von gebrannten Mandeln, gegrillten Würstchen und Zuckerwatte liegt in der Luft als Walid und Sebastian am Freitagabend bei bestem Wasenwetter auf dem Volksfest in Bad Cannstatt ihre Runden drehen. Bis zu 24.000 Schritte legen sie in der Regel am Tag zurück, erzählen die beiden Mitarbeiter der Firma SDS Security, die zusammen mit der Polizei für die Sicherheit auf dem Cannstatter Wasen zuständig ist.
„Es gibt die Mitarbeiter in Westen und die in Jacken. Die mit Westen machen die Taschenkontrollen am Eingang und die anderen sind im Streifendienst. Das heißt, wir laufen über das Gelände“, erklärt Sebastian. Und Walid ergänzt: „Wir laufen rum und beobachten, greifen ein, wenn notwendig. In der Regel werden wir aber von Besuchern angesprochen.“
Verlorene Kinder und Platzverweise für Betrunkene
An einem Samstagmittag käme es beispielsweise häufig vor, dass Menschen die Securities ansprechen, weil sie ihre Kinder verloren haben. Abends seien sie dann eher damit beschäftigt, Betrunkene von Ständen zu verweisen, erzählen Walid und Sebastian, während sie am frühen Freitagabend über das Gelände laufen.
Die beiden blicken dabei nach rechts und links. Hier und da begrüßen sie einen Schausteller mit einem Kopfnicken oder einem Gruß. Was wie ein lockerer Spaziergang aussieht, erfordert in Wahrheit höchste Konzentration. Das wird deutlich, als einem Besucher an einem Stand eine Hand Münzen hinunterfällt. Beim Klimpern des Geldes drehen sich die beide blitzschnell und synchron um und erfassen die Situation. Sobald diese als harmlos eingestuft wird, geht der Gang im gemütlichen, aber aufrechten Schritt weiter.
Mit aufmerksamem Blick über das Festgelände
Plötzlich spricht eine Frau die beiden an, weil sie ihren Geldbeutel verloren hat. Die Sicherheitskräfte verweisen sie an das Fundbüro, Walid spricht mit der Besucherin dabei mit freundlicher Stimme und beruhigt sie.
Trotz ihrer freundlichen und entspannten Art strahlen die beiden Autorität aus: Aufrechter Gang, aufmerksamer Blick. „Autorität muss man schon haben, sonst ist dieser Job nichts für einen“, so Sebastian. Vor allem in brenzligen Situationen sei das das A und O.
Als ein Mann die beiden anspricht, und sie ihm sofort mit strammem Schritt und ernsten Gesichtern folgen, werden wir Zeugen von eben Gesagtem. Wie zwei Wellenbrecher schreiten sie durch die Menge, so dass es immer schwieriger wird, ihnen zu folgen. Dann: Entwarnung. Die Polizei schließt sich der Gruppe an, Sebastian und Walid verlangsamen ihren Schritt, halten sich im Hintergrund. „Der Mitarbeiter eines Standes hat uns angesprochen, weil es Ärger mit einem Betrunkenen gibt, aber die Polizei war gerade auch schon da, die übernimmt jetzt“, erklärt Walid.
Wenn es brenzlig wird, übernimmt die Polizei
Ohnehin würden die beiden, wenn es brenzlig wird, die Polizei dazuholen. Situationen, in denen es den beiden selbst mulmig wird, gebe es allerdings kaum, was aber auch an ihrer Teamkonstellation liege, so die Sicherheitsleute. „Wir sind immer zusammen im Dienst unterwegs, das ist ein großer Vorteil. Man ist eingespielt. Wir kommunizieren in vielen Situationen eigentlich nur mit den Augen und können uns aufeinander verlassen“, berichten sie. Und auch an diesem Abend bleiben unangenehme Situationen aus. Eine Passantin fragt nach der Toilette, eine andere nach einem bestimmten Bierzelt und ein Mann nach den Schließfächern.
Konfliktpotenzial bei den Fahrgeschäften
Die Annahme, dass mehr Frauen als Männer sie ansprechen würden, kann Walid nicht bestätigen. „Sowas fällt mir nicht auf. Für mich ist jeder gleich“. Ob Betrunkener in Lederhose oder Oma mit Kleinkind, da mache er keinen Unterschied. Nur bei den Fahrgeschäften, da sieht es etwas anders aus, denn hier sei bei manchen Wasen-Besuchern das Konfliktpotenzial tatsächlich höher als bei anderen. Und so bleiben Walid und Sebastian vor einem Fahrgeschäft, vor dem sich eine Traube Jugendlicher versammelt hat, deutlich länger stehen. Aber auch hier stellt sich die Situation schnell als harmlos heraus und so geht der Rundgang weiter.
„Es ist generell dieses Jahr ein ruhiges Fest“, berichten die beiden Sicherheitskräfte. Die Stimmung sei gut und friedlich. Das ist auch bei den Taschenkontrollen am Eingang zu beobachten, wo Walids und Sebastians Kollegen zwar nicht in jede Tasche – dafür scheint schlicht der Andrang zu groß – aber doch in die meisten hineinschauen. Die Besucher zeigen Verständnis für die Kontrollen, auch wenn das für viele bedeutet, dass sie ihre mitgebrachte Bierflasche schnell am Eingang leer trinken müssen.
„Die Menschen sind freundlich und die Stimmung ist gut“
Dass sei es letztendlich auch, was Walid und Sebastian so an dieser Arbeite gefalle: „Die Menschen sind freundlich und die Stimmung ist gut. Würde der Job keinen Spaß machen, könnte man es gar nicht machen“. Und so werden die beiden als eingespieltes Team noch bis zum Ende des Volksfests ihre Runden ziehen und dafür sorgen, dass die Besucher und Besucherinnen ein gelungenes und vor allem sicheres Volksfest erleben dürfen.