Unter die Cannstatter Straße soll ein neuer Abwasserkanal gelegt werden. Während der Bauarbeiten werden Fahrspuren wegfallen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Stuttgarter Tiefbauamt plant einen Eingriff in die Cannstatter Straße. Unter die Hauptverkehrsader muss eine neue Abwasserleitung, was zeitweise Fahrspuren kostet.

Stuttgart - Die Bundesstraße 14 zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt ist eine der Hauptverkehrsschlagadern in der Landeshauptstadt. Was viele nicht wissen: Unter den Fahrspuren verläuft auch eine der Hauptschlagadern des städtischen Kanalnetzes. Der Stahlbeton dieser Ader zeigt aber bereits rund 60 Jahre nach dem Bau erhebliche Auflösungserscheinungen. „Wir haben Abwasserleitungen wie den Nesenbachkanal, die 100 Jahre alt und noch gut in Schuss sind“, sagt Jürgen Mutz, der Leiter des Tiefbauamts mit dem städtischen Eigenbetrieb Stadtentwässerung. Für den rund 800 Meter langen Abschnitt unter der B 14 zwischen Schwanenplatztunnel und Schwabengarage stellt Mutz dagegen eine besorgniserregende Diagnose: „Das Stück ist marode und muss erneuert werden, wir brauchen für den Kanal eine Umleitung.“ Man wolle „so schnell wie möglich mit dem Ersatzkanal starten“, so der Amtschef.

Belastungstests mit Folgen

Der komplizierte Neubau braucht dennoch einen Vorlauf. Ende 2023 will das Tiefbauamt die Cannstatter Straße aufreißen und parallel zur bestehenden eine neue Abwasserröhre einlegen. Die Untersuchung des Baugrunds sei inzwischen abgeschlossen, sagt Mutz. In die marode Ableitung sollen anschließend neue Rohre eingelegt werden, der Zwischenraum zum bröselnden Bestand werde mit Beton verfüllt. So erhalte man in Richtung Schwanenplatztunnel und dem dort bestehenden Becken zusätzliches Volumen, in dem Abwasser zurückgehalten werden könne.

Im April 2019 hatte das Tiefbauamt mit Belastungstests die Tragfähigkeit des Kanals unter der Bundesstraße 14 untersucht. Um die Schlagader unter der Asphaltdecke zu schonen, dürfen Lastwagen in Richtung Innenstadt nur noch die rechte Spur befahren. Dennoch ist nun Eile geboten.

Der Bau der neuen Abwasserleitung wird für den Verkehr auf der Strecke nicht ohne Blessuren abgehen. Der Kanalbau braucht Platz. „Wir werden die Fahrspuren für den Bau verschwenken“, so Mutz, „aber es werden auch Fahrspuren wegfallen.“ Zwischen 60 000 und 70 000 Fahrzeuge waren auf der Cannstatter Straße werktags vor der Coronapandemie in beiden Richtungen unterwegs. Nach dem jüngsten Lockdown hat die Lawine wieder spürbar zugenommen.