Das Mordhaus Ecke König- und Eisenbahnstraße von 1905. Foto: Archiv Pro Alt-Cannstatt e.V.

Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat für das neue Jahr wieder einen historischen Kalender erstellt – neben spannenden Histörchen bietet er auch ungewöhnliche Fotomotive.

Die Vereinsmacher Olaf Schulze und Matthias Busch haben eine spannende Bilderschau aus historischen Postkarten zusammengestellt, die Stuttgarts größten Stadtbezirk aus unterschiedlicher Perspektive beleuchten. Als Neujahrsgruß wählen die Aktiven von Pro Alt-Cannstatt im Januar eine Karte, die die Sonderschau auf dem Cannstatter Wasen zeigt, die dort bei der 22. Deutschen landwirtschaftlichen Wanderausstellung im Juni 1908 abgebildet war. Zu sehen ist ein Festtor mit Türmen. Damals wurden 340 Pferde, 651 Rinder, 336 Schafe, 490 Schweine und 233 Ziegen zur Schau gestellt.

Spannend geht es im April zu: Dort ist auf einer Postkarte von 1905 ein handschriftlicher Verweis aus das Mordhaus in der König- und Eisenbahnstraße zu lesen. So war wohl am 7. Dezember 1904 die 24-jährige Empfangsdame des Fotostudios Kleiber, Eugenie Mast, im Empfangssalon im Erdgeschoss in der Königstraße 69 ermordet aufgefunden worden. In der Kasse des Geschäfts fehlten 12 Mark 40. Zur Beerdigung am 10. Dezember seien Tausende auf den Uffkirchhof gekommen.

Bahnhofstraße mit Straßenbahnschienen

Und wer wissen will, wie die Cannstatter Bahnhofstraße mit Straßenbahnschienen aussah und der Bereich mit Biergarten, auf dem sich heute das Schwabenbräu-Areal befindet, der schaue sich den Monat Mai an. Die Ansicht vom Obergeschoss des Bahnhofs wurde um 1905 fotografiert. Sie zeigt das 1864 vom Stuttgarter Brauereibesitzer Bardillie eröffnete Hotel Bellevue, das 1879 Vier Jahreszeiten hieß. Dort wurde 1907 das Hotel Schwabenbräu errichtet.

Im Oktober dürfen die Geschichtsfans verfolgen, wie der Zeppelin am 8. Oktober 1911 vom Verein für Zeppelin-Fahrten für die erste Vereinsfahrt in die Luft ging. Von Baden-Oos ging es um 10 Uhr los. Kurz vor 12 Uhr landete das Luftschiff auf dem Cannstatter Wasen. Nochmals rückt der Blick auf den Cannstatter Fotograf Johannes Kleiber. Er hat die Landung fotografiert und die Postkarte dazu vertrieben.

Ausflugsboote mit Daimler-Motoren

Der historische Ausflug schließt mit einem ungewöhnlichen Blick auf das Cannstatter Volksfest. Eine kolorierte Ansichtskarte zeigt das Volksfestgelände um 1912. Auf dem Neckar sind kleine Ausflugsboote mit Daimler-Motoren zu sehen und auf dem Volksfestgelände befinden sich Karussells, Zelte, Buden und ein kleines Riesenrad sowie ein hölzerner Turm, ein „Toboggan“, von dem man aus auf Sackleinen hinunterrutschen konnte. Den historischen Kalender gibt es bei Pro Alt-Cannstatt auf Anfrage gegen Portoersatz und auf Rechnung über info@proaltcannstatt.de, bei der Buchhandlung Osiander, Marktstraße 33 und im Cannstatter Stadtmuseum, Marktstraße 71/1. Der Preis: 14 Euro.