Friedrich Grimm (links) beim Bau der Schneeleopardenanlage in der Wilhelma. Foto: Grimm Garten- und Landschaftsbau GmbH

Friedrich Grimm führt in Bad Cannstatt einen alteingesessenen Gartenbaubetrieb. Der 62-Jährige ist Tier- und Zooliebhaber – deshalb baut er auch an Tiergehegen in der Wilhelma mit.

Friedrich Grimm, der in Bad Cannstatt einen Gartenbaubetrieb führt, bereitet sich auf den Bau von Anlagen für Tiere meist akribisch vor: Er studiert zunächst die Literatur, bevor er den Bagger in Bewegung setzt oder schwere Baumstämme herum wuchtet. Schon früh hat Grimm sich mit Tieren und ihren Lebensbedingungen beschäftigt, mit 16 Jahren eine Lehre für Garten- und Landschaftsbau absolviert, danach in Hohenheim seinen Techniker gemacht.

 

Der in Sommerrain mit seinem elfköpfigen Team ansässige Gartenbauer ist ein großer Zoofan. Auch im Urlaub zieht es ihn dort hin. Die Zoos Zürich, Basel und Amsterdam hat er gesehen und studiert. „Dieses Jahr ist Wien dran“, sagt er. Sein Favorit unter den Zoos ist für den Cannstatter aber die Wilhelma. Sie könne sich absolut sehen lassen und sei auch weltweit führend, sagt er nicht ohne Stolz.

Gartenbaubetrieb 1988 vom Vater übernommen

Grimm, der den seit 1956 existierenden Betrieb 1988 von seinem Vater übernommen hatte, engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Wilhelma: So hat er jüngst die Patenschaft für die Schneeleoparden zum fünften Mal verlängert. Schließlich hat er einen besonderen Bezug zu den Tieren: Er hat 2017 die Schneeleopardenanlage mit dem Zoo und nach den Plänen des Architekten in der Wilhelma gebaut – sein bisher größtes Projekt dort. Wer den Zoo kennt, weiß um den steilen Bereich. Grimm hat es gut bewältigt. „Die Bedürfnisse der Tiere stehen über allem“, sagt er. Immer sei das Bestreben, die Heimat beziehungsweise den Lebensraum der Tiere so gut wie möglich nachzubauen, in dem Fall das Hochgebirge. „Da muss man versuchen, sich in das Tier hineinzuversetzen.“ Es komme auf viele Kleinigkeiten an, auch darauf, wie hoch etwa ein Stein sein darf, damit ein Schneeleopard auch hinaufklettern kann. Ein Liege- und Aussichtsplatz braucht auch einen Sprung- und Landeplatz. Die Lösung für die Tiere war ein Stamm, der die Verbindung schafft und damals mit acht Mann ins Gehege transportiert wurde. Auch ein Schwerlastkran musste zuvor helfen.

Bei der Bundesgartenschau Heilbronn australische Landschaft mitgestaltet

Auch am Umbau des ehemaligen Straußengeheges für die Servale war Grimm mit seinem Team und Mitarbeitern der Wilhelma beteiligt. Auch hier hatte ein Architekturbüro die Vorplanung gemacht. Die Herausforderung lag in der Koordination der Arbeiten, sodass die Besucher möglichst wenig gestört wurden. Bei der Bundesgartenschau in Heilbronn hatte Grimm 2019, lange, bevor in Stuttgart die Terra Australis eröffnet wurde, eine solche Landschaft zusammen mit der Wilhelma aufgebaut. Und im Sinne der Nachhaltigkeit steht der Koala-Spielplatz mit den Klettergerüsten aus Heilbronn nun nördlich der Australienwelt im Zoo. Grimm ist begeistert, was der Wilhelma auch in der Botanik gelingt. Sie hat beispielsweise für die Koalas als Nahrung eigens Eukalyptusbäume aus australischen Sämereien gezüchtet.

Grimm ist auch in der Parkpflege tätig. Er hat Ausgleichspflanzungen für Stuttgart 21 gemacht und Ersatzpflanzungen von Bäumen in der Wilhelma. Auch die Interimsanlage für die Wombats wurde von ihm gestaltet.

Die Wilhelma gefällt ihm von allen Zoos am besten

Mit Blick auf andere Zoos, die Grimm bisher gesehen hat, gefällt ihm die Wilhelma am besten. Der zoologisch-botanische Garten in Verbindung mit der historischen alten Anlage sei gut in die Landschaft eingebunden, er mag den alten Baumbestand. Schon als Kind war er gerne dort zu Besuch. Bis heute schaut er sich alles genau an und bessert immer wieder nach, wo ihm etwas auffällt. „Alles ist individuell. Das ist die große Herausforderung. Jedes Gehege ist anders. Jede Tierart hat einen anderen Charakter.“ Und jedes Mal seien viele Menschen beteiligt. Ihm mache es Spaß. So hat er sich letztes Jahr riesig gefreut, dass die alte Schneeleopardenkatze noch ein Junges bekommen hat. „Das war für mich ein Ansporn weiterhin alles zu geben, dass die Tiere sich wohlfühlen“, berichtet Grimm. Er wünscht sich, dass Zoos auch für ihren Einsatz im Artenschutz mehr Anerkennung bekämen.

Auch in öffentlichen Bauten und Privatgärten aktiv

Der Bau der Zoo-Anlagen mache etwa zehn Prozent seiner Unternehmenstätigkeit aus, erklärt Grimm, der Mitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau ist. Den größten Anteil nehmen öffentliche Bauten ein wie das Staatsministerium und die Bundeswehr. 40 Prozent seiner Aufträge beträfen Privatgärten, sagt Grimm.

Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau

Betriebe
817 Fachbetriebe zählt der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg nach eigenen Angaben, darunter kleine bis mittelständische Unternehmen.

Zahlen
Bei 1,93 Milliarden Euro liegt der Gesamtumsatz der Branche in Baden-Württemberg und ist seit 2022 um fünf Prozent gestiegen. Der Markt des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus ist den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Weitere Infos unter www.galabau-bw.de/landesverband-baden-wuerttemberg.