Der Angeklagte baute Marihuana für den Eigengebrauch und den Verkauf an. Foto: dpa

Ein 44-jähriger Murrhardter gibt vor Gericht zu, eine Indoor-Plantage für Hanf auf einem abgelegenen Hof betrieben zu haben. Außerdem hatte er sich illegal eine scharfe Pistole besorgt.

Murrhardt - Sie hören zwar nicht alles, aber nichts, was gesagt wird, ist falsch“, fasst der Rechtsanwalt Franz Friedel die Aussage seines Mandanten zur Sache zusammen. Sein 44-jähriger Mandant gibt am zweiten Prozesstag vor dem Stuttgarter Landgericht zu, rund neun Kilogramm Cannabis und eine scharfe Pistole besessen zu haben und eine Indoor-Zuchtanlage für die Hanfpflanzen aufgebaut und betrieben zu haben. Allerdings sagt er nicht, wie lange er in dem abgelegenen Einödhof bei Murrhardt den Anbau betrieben hat. „Dazu sagt er vorläufig nichts“, betont der Verteidiger.

Pistole im Darknet gekauft

Der Anwalt nennt auch den Grund dafür: Laut der Anklage geht die Staatsanwaltschaft nämlich davon aus, dass der Angeklagte seit 2009 allein vom Handel mit dem Marihuana lebte. Nach dem Gesetz kann illegal erworbenes Drogengeld eingezogen werden. In diesem Fall wurden von einem Finanzermittler rund 226 000 Euro recherchiert, die in der Zeit bar auf Konten des Angeklagten eingezahlt wurden.

Dieses Geld könnte nun komplett eingezogen werden, zumal sich seit dem Sommer die Gesetzeslage dazu geändert hat. „Wie die Rechtsprechung früher in solchen Fällen lag, weiß ich, aber nicht, wie sie seit der Änderung aussieht“, sagt der Strafverteidiger, der langjährige Erfahrung in Drogenprozessen hat. Bevor sein Mandant etwas dazu sage, wolle er erst ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft führen, so Friedel.

So kommt die Rede dann auf die vier Waffen, die der 44-Jährige besaß. Darunter war eine scharfe Pistole der Marke Glock. „Ich bin ein Waffennarr und als Techniker hat mich einfach die Technik der Pistole fasziniert“, gibt er als Grund an, warum er die Pistole im Darknet gekauft hatte. Mit der Cannabis-Plantage habe sie nichts zu tun. Das hatte der Verteidiger bereits in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen betont. Aus gutem Grund: für Drogenhandel mit Waffen sieht das Gesetz eine Mindeststrafe von fünf Jahren vor.

Zu der Pistole hatte sich der Angeklagte 100 Schuss Munition gekauft und davon 83 Schuss im Wald hinter seinem Haus „verballert“. „Ich bin aber so erschrocken über den Rückstoß und den Krach, dass ich das bleiben ließ.“ Stattdessen kaufte er sich ein Laser-Manövergerät, das in die Pistole eingebaut wird und mit dem man auf eine spezielle Zielscheibe schießen kann. „Die haben Sie dann neben dem Fernseher aufgehängt und drauf geschossen?“, fragt der Vorsitzende Richter. Der Angeklagte nickt: „Ja, so war es.“

Auch mit einer Druckluftpistole habe er hinter dem Haus zusammen mit Freunden auf leere Getränkedosen geschossen. „Da konnte nichts passieren. Der Hof liegt abseits im Wald“, erklärt der 44-jährige Techniker, der seit vielen Jahren abhängig von Marihuana ist. „Ich bin eigentlich Nichtraucher, also von Tabak. Ich mag es nicht, wenn es nach Qualm riecht. Deshalb habe ich nie drinnen geraucht, sondern im oberen Stock zum Fenster raus.“

Schmerzpflaster mit Morphin gekaut

Weit gravierender war jedoch seine Morphinsucht. Er schnitt Stückchen von Schmerzpflastern ab und kaute sie. Auch diese kaufte er in größeren Mengen im Darknet. Als er am 27. April festgenommen wurde, habe er nur noch 58 Kilogramm gewogen. Die Polizei war eigentlich auf seinen Hof gekommen, um nach einer illegalen Schusswaffe zu suchen..