Ein Joint kann kurzfristig die Stimmung heben, entspannen und beruhigen – sich aber auch negativ auf die Gesundheit auswirken. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Allgemeine Ortskrankenkasse registriert für den Rems-Murr-Kreis zunehmende Behandlungszahlen im Zusammenhang mit einer Cannabis-Abhängigkeit.

Seit April dieses Jahres ist Cannabis in Deutschland teillegalisiert. Gesundheitsexperten sehen das teilweise kritisch. Die AOK Ludwigsburg-Rems-Murr hat in diesem Zusammenhang Zahlen und Fakten zusammengetragen.

Wie viele Menschen konsumieren in Deutschland Cannabis?

2021 war Cannabis laut dem Epidemiologischen Suchtsurvey des Bundesgesundheitsministeriums mit 8,8 Prozent die in Deutschland am häufigsten konsumierte illegale Droge – dahinter stecken hochgerechnet rund 4,5 Millionen Menschen. Bei der bevölkerungsrepräsentativen Erhebung räumten etwa 2,5 Prozent der Befragten einen „problematischen Konsum“ ein.

Wie ist die Situation im Rems-Murr-Kreis?

Die Behandlungszahlen aufgrund einer Cannabis-Abhängigkeit sind laut einer Auswertung der AOK zwischen 2018 und 2022 erheblich gestiegen: 2018 begaben sich demnach 273 der Versicherten im Rems-Murr-Kreis in ärztliche Behandlung, 2022 waren es 347. Dies entspricht einer jährlichen Steigerung von sechs Prozent. Weil nur Versicherte ermittelt werden konnten, die offiziell einen Arzt aufgesucht hatten, geht die Krankenkasse noch von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.

Wie wirkt Cannabis?

„Es kann kurzfristig die Stimmung heben, entspannen und beruhigen. Aber auch ver-änderte optische und akustische Wahrnehmungen sind möglich sowie eine verminderte Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung. Cannabiskonsum beeinträchtigt zudem die Reaktionsfähigkeit und führt zu einem erhöhten Unfallrisiko“, erklärt Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Baden-Württemberg.

Was können Folgen von erhöhtem Cannabiskonsum sein?

Der regelmäßige und häufige Cannabiskonsum kann laut der Fachärztin nicht nur zu Beeinträchtigungen in der Aufmerksamkeit führen. Die Lern- und Erinnerungsleistungen seien ebenso gestört wie die Fähigkeit, Probleme zu lösen. „Cannabis erhöht das Krankheitsrisiko für Psychosen, Angststörungen und Depressionen – je intensiver der Konsum, desto höher das Risiko.“ Eine psychosoziale Folge von häufigem Cannabis-konsum könne ein geringerer Bildungserfolg sein, insbesondere bei Beginn in der frühen Jugend über Jahre hinweg, so die Medizinerin.

Wie ist die Gefahr einer Abhängigkeit?

Neun Prozent aller Cannabiskonsumenten und 17 Prozent der Betroffenen mit Beginn des Konsums im Jugendalter entwickeln laut der AOK eine Abhängigkeit.

Wo gibt es Unterstützung?

Bei Verdacht auf eine Cannabis-Abhängigkeit können sich Betroffene an die Hausarztpraxis, eine Suchtberatungsstelle oder suchtmedizinische Ambulanz wenden. Auch das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Suchtvorbeugung (0800 / 90 4 04 00) ist eine Anlaufstelle. Im Internet bieten der „Cannabis-Check“ (drugcom.de) einen Selbsttest sowie das anonyme Verhaltensänderungsprogramm „Quit the Shit“ (www.quit-the-shit.net) Informationen zur Konsumreduzierung.