Zwischen der B 14 und der Nobelstraße entstehen Neubauten. Der Grünzug östlich des Geh- und Radwegs beziehungsweise des Bachlaufs bleibt jedoch unangetastet. Foto: Luftbild Brugger

Die Forschungseinrichtung und die Universität Stuttgart wollen sich vergrößern. Dazu muss die Stadt einen neuen Bebauungsplan für das Gebiet Birkhof in Stuttgart-Vaihingen aufstellen. Infos dazu gibt es am Donnerstag bei einem Ausspracheabend.

Vaihingen - Der Universitäts- und Forschungscampus im Westen von Stuttgart-Vaihingen wächst weiter. „Wir brauchen unbedingt neue Büro- und Laborflächen. Auf dem Institutsgelände haben wir in den letzten Jahren intensiv nachverdichtet. Nun müssen wir Platz schaffen für die neuen Projekte“, sagt Professor Thomas Bauernhansl. Er ist der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA).

Die Fraunhofer-Gesellschaft will ihren Gebäudebestand nördlich der Nobelstraße ergänzen. Vorgesehen ist, die Gebäude näher an die Straße heranzurücken und um zwei Geschosse auf dann 24 Meter zu erhöhen. Mindestens aber sollen die Gebäude künftig zwölf Meter hoch sein, um eine ausgeprägte Raumkante zu bilden. Konkret geplant ist derzeit der sogenannte Spin-Bau. Die Abkürzung steht für „Stuttgarter Plattform für innovatives und nachhaltiges Bauen“. Dieses soll sich an das Technikum an der Nobelstraße 12 anschließen.

Ursprünglich war auch ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen geplant

Des Weiteren plant die Universität zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft mehrere Neubauten südlich der Nobelstraße. Es geht um das Grundstück zwischen dem Rechenzentrum im Westen, dem Geh- und Radweg im Süden und dem Wohngebiet Birkhof im Osten. Dort soll unter anderem der Stuttgarter Technologie- und Engineeringcampus entstehen. Darüber hinaus ist ein Fraunhofer-Neubau zum Thema Massenpersonalisierung und künstliche Intelligenz geplant.

Der erste Schritt auf dem Grundstück südlich der Nobelstraße ist das Leichtbauzentrum. „Der Neubau ist wichtig, weil hier für und mit der Industrie Leichtbauverfahren entwickelt werden, um den Verbrauch von Energie und Werkstoffen in der Produktion nachhaltig zu senken“, sagt Thomas Bauernhansl und fügt hinzu, dass so neue Arbeitsplätze entstehen und der Forschungsstandort Stuttgart gesichert werde.

Ursprünglich war im südlichen Bereich auch ein Parkhaus für bis zu 500 Autos vorgesehen. Daran störten sich aber sowohl die Vaihinger Bezirksbeiräte als auch die Stadträte. Die Verantwortlichen planten daraufhin noch einmal um. Vorgesehen sind nun mehrere kleinere Tiefgaragen, die den einzelnen Gebäuden zugeordnet sind. Die Nobelstraße selbst wird zu einem 30 Meter breiten Boulevard, so der Plan. Das soll unter anderem durch eine lebendige und transparente Gestaltung der Erdgeschosse erreicht werden.

Fraunhofer-Gesellschaft will „die gute Nachbarschaft pflegen“

Damit die Fraunhofer-Gesellschaft und die Universität bauen können, muss die Stadt Stuttgart einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Der Gemeinderat hat dafür im Juli vergangenen Jahres grünes Licht gegeben. Was genau geplant ist, darüber wollen die Fraunhofer-Gesellschaft, die Universität und das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung am Donnerstag die Öffentlichkeit informieren. Die Veranstaltung ist zugleich der offizielle Erörterungstermin, der im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung im Baugesetzbuch vorgeschrieben ist.

Bei der Veranstaltung stellt Sybille Müller, die Leiterin des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim, den Masterplan Birkhof vor. Anschließend erklärt Dirk Nelson von der Fraunhofer-Gesellschaft, was für Gebäude geplant sind. Marco Schneider, Bereichsleiter Fertigungs- und Prozesstechnik bei der Fraunhofer IPA, spricht darüber, woran im Inneren geforscht und gearbeitet werden soll.

„Wir wollen unsere sehr gute Nachbarschaft pflegen. Nur wenn wir miteinander reden und die Pläne, Ideen und auch die Sorgen aller Beteiligten kennen lernen, können wir gemeinsam Lösungen finden“, beschreibt Bauernhansl das Ziel des Informationsabends.

Denn Fakt ist, dass es in Vaihingen auch viel Kritik gibt. Der Bezirksbeirat hat die Pläne sowohl im Mai in ihrer ursprünglichen Form, als auch im Juli in überarbeiteter Form mehrheitlich abgelehnt. Auch unter den Eigentümern der Ein- und Mehrfamilienhäuser im Birkhof gibt es Widerstand. Sie wollen nicht, dass die Neubauten zu nah an ihre Grundstücke heranreichen. Daher ist nun ein 40 Meter breiter Grünstreifen zwischen den Instituten und den Privatgebäuden vorgesehen. Bauernhansl ergänzt: „Selbstverständlich werden wir intensiv zuhören und die Sorgen der Anwohner sehr ernst nehmen. Ich glaube, in solch einem Vor-Ort-Gespräch ergeben sich viele positive Ansatzpunkte.“