Die Verankerung der geplanten Verglasung muss rückgebaut werden. Foto: /Gottfried Stoppel

Das Café Incontro in Schorndorf will seine Gäste auch im Winter coronakonform im Freien bewirten. Doch die Pläne für eine Glasumhausung waren nie genehmigt.

Schorndorf - Das Café Incontro in Schorndorf bleibt zu. Wie lange, das kann die Inhaberin Rosa Placentino noch nicht sagen: „Ich bin am Ende“, sagt die 53-Jährige, die mit ihrem italienischen Café direkt an der Stadtkirche eine echte Institution ist. Gerade an Markttagen ist ein Cappuccino bei Rosa für viele Schorndorfer ein absolutes Muss.

In Schirm und Glasumhausung einen fünfstelligen Betrag investiert

Was ist passiert? Seit Beginn der Coronapandemie hat sich der meiste Betrieb außerhalb des winzigen Cafés abgespielt. Ins Innere passen unter Wahrung der gebotenen Abstandsregeln nicht einmal 20 Gäste. Deswegen hat sich Rosa Placentino vor einem Jahr Gedanken darüber gemacht, wie sie auch in der kalten Jahreszeit im Freien Gäste empfangen kann – zumal die Stadt damals mehr Freiheiten bei den Sondernutzungsflächen gewährte, etwa beim Aufstellen von Heizpilzen oder Zelten.

Entstanden ist die Idee eines riesigen, im Boden verankerten Schirms samt einer dazu passenden, temporär aufbaubaren Glasumhausung. Insgesamt hat Rosa Placentino dafür einen größeren fünfstelligen Betrag in die Hand genommen. Sie habe sich auch von der Stadtspitze immer wieder dazu ermutigt gefühlt: „Ja, Rosa mach das, das ist gut für Schorndorf“, habe man zu ihr gesagt.

Der Schirm war genehmigt, die Glasumhausung nicht

Der Schirm steht bereits seit Monaten. Der Bau seines Fundaments war genehmigt worden, die Stadt hat sich daran beteiligt. Vergangene Woche haben nun Handwerker damit begonnen, die Verankerung der Glasumhausung zu bauen. Diese Arbeiten wurden gestoppt, nach einer Abstimmung mit dem Ältestenrat wurde ein Rückbau angeordnet: „Dieser Aufbau war seitens der Stadtverwaltung nie genehmigt“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Schorndorf.

Ja, das stimmt, sagt Rosa Placentino: „Es hat nie eine schriftliche Genehmigung gegeben. Wir haben der Verwaltungsspitze das Wort geglaubt“, sagt sie. So sei doch immer klar gewesen, dass der Schirm und die Umhausung zusammengehören würden: „Wir hätten sonst nicht 15 000 Euro in den Schirm investiert“, sagt die Gastronomin.

Die Stadtverwaltung führt in ihrer Stellungnahme aus, dass die Sondernutzungsgenehmigung nur das Aufstellen von Tischen und Stühlen, Sonnenschirmen und Pflanzbehältern umfasst. „Sonstige Veränderungen der öffentlichen Fläche sind gemäß dieser Erlaubnis unzulässig. Abweichungen hiervon bedürfen der ausdrücklichen Erlaubnis der Stadtverwaltung.“

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Rosa Placentino ist fassungslos. So könnte die Verglasung in fünf Stunden abgebaut werden. Die Löcher, die für die Verankerung in den Boden gebohrt werden müssen, könnten – wenn sie im Sommer nicht benötigt werden – mit Metallhülsen gefüllt werden. Dadurch würden die Pflastersteine keinen Schaden nehmen. In vielen anderen Städten, etwa in Göppingen, seien solche Verglasungen zu sehen. Und warum das Ganze nicht als Pilotprojekt sehen: „Man könnte die Wirkung auf die Stadt testen“, sagt ihre Tochter Laura Drescher. Auch in den sozialen Netzwerken ist das Unverständnis groß, bekommt Rose Placentino viel Rückendeckung. Aus Sicht der Stadt hat sie aber einen großen Fehler gemacht: „Wir hatten nie Pläne vorliegen. Sie hätte einfach vor dem Aufbau das Gespräch mit uns suchen müssen“, sagt Sprecherin Claudia Lösler.